Bertha Stein, Gastautorin / 08.08.2019 / 14:00 / 81 / Seite ausdrucken

„Die Demokratie ist weiblich“

… und „die“ Dummheit unendlich, Sebastian Krumbiegel.

Mit dem Lied „Die Demokratie ist weiblich“ feiert sich die politisch korrekte Weiblichkeit selbst. Dass die Bundeszentrale für politische Bildung ihre Finger im Spiel hat, überrascht kaum.

Etwas schwebt in der Luft. Und die Rede ist nicht vom „bösen“ CO2 oder von „durch Allahs Hand geführten“ Macheten. Nein, Noten und Worte sind gemeint. Denn mit „Die Demokratie ist weiblich“ erweitert Sebastian Krumbiegel, der Sänger von Die Prinzen, den Musikhimmel um eine Funktion aus trivialem Genderismus und politischer Korrektheit. Weil Krumbiegel offensichtlich keinen Nummer Eins Hit landen wollte, es vielmehr um die bevorstehenden Landtagswahlen im Osten Deutschlands geht, sei ihm aber verziehen.

Obschon die musikalische Finesse des Liedes zu wünschen übrig lässt, wenig Höhen und Tiefen, kombiniert mit müdem und unmotiviertem Sprechgesang, bedient sich der ehemalige Thomanerknabe aus der Schublade „der“ politischen Korrektheit. Hat es damit zu tun, dass sie „weiblich“ ist? Ebenso wie „die Demokratie“ und „die Liebe und die Hoffnung“, die „ihre Schwestern sind“, wie es im Lied heißt. Gehört „die“ politische Korrektheit somit automatisch zur Familie der Demokratie?

Wenn das so sein sollte, muss der Vollständigkeit halber das Lied ergänzt werden: „Die“ Feigheit, „die“ Komplizenschaft und „die“ Intrige sind weiblich; auch „die“ Dummheit ist weiblich. Und glaubt man Albert Einstein ist diese sogar unendlich. „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher“. Krumbiegels Lied sollte hier erste empirische Belege bieten.

Das Demokratie-Sturmgeschütz Heribert Prantl ist dabei

68 Zeitgenossen unterstützen ihn hierbei, und im Musikvideo sind alle zu sehen. Während Krumbiegels Stimme erklingt, die 68 nacheinander im Bild erscheinen, bewegen sie ihre Lippen. Neben den bekannten Klatsch-und-Tratsch-Übeltätern, von „Powerfrau“ Iris Berben über Gefühlssänger Herbert Grönemeyer bis hin zum deutschen Tom Cruise Til Schweiger sind auch mediale Überraschungen dabei. So etwa das Demokratie-Sturmgeschütz Heribert Prantl.

Bleibt auch Prantl vom Bundeswehrdesaster nicht unberührt? Durchgeht auch er eine Wandlung von Bundes- zur Friedensarmee, vom Sturmgeschütz zur Karnevalspistole (weiblich)? Schließlich bietet die Armee für alle Anhänger der weiblich politischen Korrektheit optimale Bedingungen: drei einsatzbereite U-Boote, bedingt bereite Panzernichtflugbereite Kampfhubschrauber des Typs Tiger. Nicht von irgendwo stammt die Parole „Bei Uns Nicht Denken“, kurz BUND genannt.

Obschon Krumbiegel darauf verweist: „Wie komm ich drauf klar, dass der Friede männlich ist / Genau wie der Krieg oder der Sieg“, bleibt festzuhalten: Zur Demokratie, die „so verletzlich“ ist, gehört auch das „Männliche“. Der Diskurs, der Dissens, der Konsens, sie alle sind „männlich“. Sind sie kein essenzieller Bestandteil der Demokratie?

Für die jungen Menschen, die unter „Wir-schaffen-das“-Merkel aufwuchsen, sicherlich schwer vorstellbar. Die Verteidigungsministerin von der Saar, Annegret Kramp-Karrenbauer, und Mutter Europa, Ursula von der Leyen, erleichtern sicherlich nicht diesen „provokant“ männlichen Gedankengang. Schließlich erstrahlt Deutschland unter Glanz und Gloria der Weiblichkeit. Nach dieser Logik muss die Demokratie also weiblich sein.

Festzuhalten bleibt: „Die Demokratie ist weiblich“ erreicht nicht ansatzweise die Klasse des Charity Songs „We Are The World“ von Michael Jackson und Lionel Richie aus dem Jahr 1985. Obschon Krumbiegel mit seinem trivialen Musikverein auf der Spitze des polit-musikalischen Eisbergs balanciert, bleibt die Messlatte nicht allzu hoch gesetzt. Schließlich schmilzt der Eisberg von Lars, dem kleinen Eisbären.

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Leserpost

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G. Schilling / 08.08.2019

@M. Haumann: Genau das ist der Punkt. Was hat sich wirklich durch “weibliche Politik” verbessert?? Gar nichts!! Wie schon Olli Kahn sagte: Wir brauchen (wieder) EIER!

Friedrich Neureich / 08.08.2019

Eine gefestigte “politeia”, sonderlich eine mit demokratischer Ordnung, braucht keine Propaganda - die Bürger stehen hinter ihr (deswegen kann die Schweiz ihren Bürgern auch Sturmgewehre anvertrauen). Jeder Cent, der irgendwelchen Jodelschnepfen für Hymnen auf den Status quo hinterhergeworfen wird, verrät die Angst und Unsicherheit unseres Regimes. Bleibt nur die Frage: Vor wem haben die denn eigentlich so viel Angst, dass sie sich physisch verschanzen, dümmliche “Moralreklame” finanzieren usw.? Vor dem Wähler ja wohl kaum - die Allparteienkoalition mit gedeckelter Quotenopposition ist derzeit stabiler als die Energieversorgung. Die Linksextremen sind fest ins System eingebunden. Und dass die Restbestände unbelehrbarer Echtnazis mit Luftgewehren und Sandsäcken einen Umsturz organisieren, können wir guten Gewissens ausschließen. Was wissen die “powers that be”, was wir nicht wissen? Ich lege jetzt auf jeden Fall mal “Bella Csao” auf, die ungarische (Auróra) Hardrock-Version des italienischen Klassikers (“Una mattina mi son alzato / E ho trovato l’invasor…”), das ist meine Vorstellung von politisch korrekter Musik.

Rolf Mainz / 08.08.2019

Also ich bin sicher zu einfältig für dieses Video. Was will der Herr(!) uns damit sagen? Will er zum Ausdruck bringen, was er - samt Mit"sängern/innen” - für vorbildliche Demokraten/innen sind? Wer hätte das denn je bezweifelt? Oder zweifelt er gar an, dass es anderen, die nicht mitwirkten, an demokratischer Einstellung mangelt? Wen will er denn mit dieser Botschaft erreichen? Und last but not least: auch die “Deutsche Demokratische Republik” war weiblich, immerhin…

Stefan Löbel / 08.08.2019

Tut mir den Gefallen und revolutioniert bitte, bitte die deutsche Sprache. Gleich morgen. Ändert alles was männlich ist um, und macht es weiblich. Sagt ab sofort nur noch ‘die Bundestag’ und macht Habeck demnächst zur Kanzlerin. Mir ist es wurscht! Die Sprache schenk ich Euch, aber versprecht mir dafür eines: Laßt mich in Zukunft in Ruhe mit so einem Klamauk. Auch das *. Schmeißt es in die Tonne, und sagt nur noch ‘Bundestrainerin’, wenn ich im Gegenzug als Mann so bleiben kann wie ich bin.

E.Firnhaber / 08.08.2019

“Die Demokratie ist weiblich” .....ist ein markanter Gradmesser für die mittlerweile erreichte Infantilisierung der Medien-Gesellschaft. Ohne eingeschalteten Ton ist das ganze nichts anderes als eine HERRlich DÄMliche Puppenshow ( wo ist der Unterschied zur TV “Muppets-Show?Mit eingeschaltetem Ton wären ” Text und Lied ” den Kultusministerien als Lehrplanvorschlag für den Deutschunterricht für neu einzurichtende Vorschulklassen der erst kurz hier Lebenden zu em-pfehlen, aber dann mit “Wir schaffen das ”  Quereinsteiger-Kompetenz.

Jörg Themlitz / 08.08.2019

Ich habe vor ca. zwei Monaten im Radio ein Interview mit Herrn Krumbiegel gehört. In dem er auf das unflätigste 25 Prozent der Wähler in Sachsen beschimpfte. Da muss doch noch etwas kommen. Jetzt ist es da. Absurd und hässlich. Demokratie aus dem Mund solcher Leute klingt genauso wie, FDJ = Freie Deutsche Jugend, “DDR” = Deutsche Demokratische Republik;  ´Es muss nach Demokratie aussehen, wir müssen aber alles in der Hand haben.` Walter Ulbricht Tja, gelernt ist gelernt.

Markus Knust / 08.08.2019

“Ich war jung und brauchte das Geld” heißt es ja oft. Das hier kommt aber wohl eher aus der Ecke “Meine Zeit ist vorbei, ich brauchte das System.” Kunst darf man das mit Sicherheit nicht nennen, dass ist Propaganda. Ich schlage Herrn Krumbiegel daher für den Merkel Orden am Böhmermann Band, mit Racketen Laub vor. Das ist ganz sicher ein Kandidat für die Stegner`sche Playlist. Außerdem hat er sich hiermit für das nächste Gratiskonzert empfohlen, wenn wieder Taten von Fachkräften ins “rechte Licht” gerückt werden müssen. Wer nicht hüpft ist alt und weiß!

toni Keller / 08.08.2019

Ich sehne mich nach den guten alten Zeiten zurück, als ein Mensch nach dem bewertet wurde, was er konnte und wusste und nicht nach dem was er zwischen den Beinen hatte!

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