Rainer Bonhorst / 10.02.2019 / 15:00 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Der neue bayerische Bauernkrieg

In Bayern tobt ein neuer Bauernkrieg. Diesmal ohne Bundschuh-Bauern mit ihren Sensen und Dreschflegeln und auch ohne fürstliche Landsknecht-Heere. Stattdessen mit Bienen. Nicht mit flotten Bienen, die man in grauer, politisch unkorrekter Zeit noch so nennen durfte. Sondern mit den Originalbienen, den treuen Honiglieferanten und Blütenbestäubern.

Das moderne Kampfmittel ist ein Volksbegehren, das der ökologischen Landwirtschaft zum Endsieg verhelfen soll, indem es den notorischen Normalbauern mehr oder weniger das Handwerk legt. 

Nun könnte man so ein Volksbegehren unter der müden Überschrift „Pro Öko“ laufen lassen. Oder, etwas kesser und jugendlicher: „Altbauern aufs Altenteil!“ Ich vermute, die SPD würde es ungefähr so versuchen. Also nicht sehr inspiriert. Der Mangel an Inspiration hat in der bayerischen SPD dazu geführt, dass sie bei der letzten Meinungsumfrage nur noch auf sechs Prozent kam. Das heißt, dass sie inzwischen darum kämpft, die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. 

Wie kommen Bayerns Sozialdemokraten aus diesem Loch wieder heraus? Sie sollten sich ein Beispiel nehmen an den Initiatoren des Volksbegehrens für den Öko-Landbau, genauer und offizieller: für die Artenvielfalt. Artenvielfalt ist etwas Schönes. Aber auch mit so einem Wort allein gewinnt man keinen politischen Kampf. Nicht mal einen Blumentopf. Nein, die Inspiration macht's. Die geniale Wort-Strategie. Und die haben die Volksbegehrer gefunden. Sie haben sich ganz einfach mit den lieben Bienen verbündet. „Rettet die Bienen!“ ist die inspirierte Schlagzeile, mit der die Bayern zu tausenden an die Unterschrift-Zettel gelockt werden. Rettet die Bienen! Wer will da nicht mitretten. Ein Geniestreich.

Bayerns Bauern gehören zu den treuesten CSU-Wählern

Inzwischen rennen so viele Menschen zu den Bienenrettern, dass der bayerische Ministerpräsident beschlossen hat, sich an das Rettungswerk dranzuhängen. Allerdings nur mit einer Hand. Die andere muss er weiter zu den Bauern ausstrecken, die sich von den Bienenrettern bedroht fühlen. Schließlich gehören Bayerns Bauern zu den treuesten CSU-Wählern. Sollten sie den Bienen geopfert werden, so wäre das eine Katastrophe für die Christsozialen, die inzwischen so vergebens von der absoluten Mehrheit träumen wie Bayerns Sozialdemokraten von der Zweistelligkeit. Also versucht es Markus Söder mit einer Doppelstrategie. Er will beide retten, die Bienen und die Bauern. Schwarz mit etwas grün also.

Das mag vernünftig sein, ist aber keine leichte Aufgabe. In der Politik kommt es nun mal auf die knackige Schlagzeile, auf den coolen Slogan an. Gegen die Bienenretter scheint darum kein Kraut gewachsen. Ihre Gleichung ist eingängig: Bienen brauchen Öko-Bauern. Entweder die traditionellen Bauern mit ihrer industriellen Landwirtschaft sterben aus oder die Bienen. Dagegen kommt man mit schwarzen, nur grün angehauchten Spitzfindigkeiten kaum an. Rettet die Bauern? Wer braucht schon Bauern. Essen gibt’s bei Rewe oder Edeka. Das Bauernopfer ist ein altbewährtes Verfahren.

Übrigens wissen die Bienen genau, wo in diesem Bauernkrieg ihre stärksten Bataillone sind. Sie begehen in Scharen Landflucht und ziehen in immer größerer Zahl in die Stadt. Also dorthin, wo die Grünen beheimatet und bärenstark sind. Oder bienenstark? Jedenfalls haben sie in bayerischen Umfragen inzwischen die Zwanzig-Prozentmarke weit überschritten. Jetzt müssen sie sich nur noch in Bienen-Partei umbenennen, um an der CSU, der traditionellen Bauernpartei vorbeizuziehen. Der Ordnung halber sei noch erwähnt: Auch die SPD unterstützt – weitgehend unbemerkt – die Artenvielfalt-Aktion, den Renner der Saison. 

Edmund Stoiber hat seinerzeit Bayern mit „Laptop und Lederhose“ hochgejubelt. Die Grünen schaffen es ganz sicher mit „Bienen an die Macht!“       

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Karla Kuhn / 10.02.2019

“Er will beide retten, die Bienen und die Bauern. Schwarz mit etwas grün also.”  Etwas grün , so unter 5% würde noch gehen aber derzeit sollen sie ja bei 14 % legen. Für mich eine Umverteilung von der SPD zu den Grünen. Im Prinzip die gleiche Leier nur unter anderer Farbe. In meinem Stadtteil scheinen die “Bienenretter” nicht so erfolgreich zu sein, die meisten Menschen laufen am “Bienenstand” vorbei.

Eckhard Fischer / 10.02.2019

Geschätzter Herr Bonhorst, ” ... schön ist es (noch?), auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein ... ” Was ist denn mit einer Kampagne für das letztere? Würde das den herkömmlich Landwirtschaftenden eventuell helfen? Beste Grüße E. Fischer

Claudius Pappe / 10.02.2019

Früher (in der DDR) hieß es mal : Arbeiter und Bauernstaat. Wir leben ja nun in der DDR 2.0, oder schon in der DDR 3.0 ? Aber Arbeiter und Bauern sind hier und heute nicht mehr gefragt. Erst hat die SPD die Arbeiter abgeschafft und durch die durch den öffentlichen Dienst versorgten ersetzt, die Gewerkschaften immer der SPD hörig, haben ihre Klientel auch verraten, Der DGB kümmert sich nur noch um Kindergärtnerinnen und Amazon Sklaven. Wo war der DGB bei der Energiewende ? Wo steht der DGB beim Tod der Autoindustrie ? Doch nun zu den Bauern. Hört man sich das Geschwätz der Schwarz-,Rot- Grüngaunern an, dann ist der Bauer neben dem Kapitalisten der größte Feind im Land. Wer hat denn die Mais- und Rapsmonokultur hier eingeführt ? Die Energiewende eingeläutet von Schwarz-, Rot- und Grünmarxisten ist, wenn es ein nachweisbares Bienensterben geben sollte ,die Hauptursache. Erst sterben die Bienen, dann sind die Bauern pleite, danach stirbt die Autoindustrie, dann verhungert der Arbeiter . Merkel du hast es geschafft. Wenn her Hahn nicht mehr auf dem Mist kräht, dann……...

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