Die FAZ eine “Qualitätszeitung”? Das war mal. Herr Hartmut Schilling bringt es hier in der Leserpost wunderbar auf den Punkt. Da schließe ich mich sehr gern an. Ich habe mein jahrelanges Abonnement gekündigt und verspüre keinerlei Entzugserscheinungen, zumal es ja die NZZ gibt.
Die Emotionalisieren und Moralisieren ist nur eine Seite der Manipulation. Noch schlimmer finde ich die unausgewogene Berichterstattung der Fakten. Zum ersten Mal fiel mir diese Art der Manipulation ca. 1986 während meines Studiums an der Karl-Marx-Universität Leipzig auf. Unser Seminargruppenleiter verfasste eine Beurteilung über eine Kommilitonin, die (von Medizin) zur Theologie wechseln wollte. Keiner seiner Sätze war falsch, dennoch lieferte die Beurteilung aufgrund ungleichmäßiger Gewichtung der Fakten ein völlig falsches und negatives Gesamtbild. Und genau das passiert heute in den Medien alltäglich, sei es bei der Energiewende, der Euro-Rettung, der Flüchtlingskrise, den Protesten im Hambacher Forst oder in Chemnitz: durch Gewichtung einerseits und Weglassen andererseits wird ein völlig falsches Gesamtbild geschaffen. Und wie soll sich der kritische und mündige Bürger ein eigenes Bild schaffen, wenn selbst die Fakten stark gefiltert werden??? Ich bin DDR-geschult und kann damit umgehen, indem ich mich u.a. auch auf Achse und TE informiere. Aber ich stelle fest, dass selbst intelligente und gebildete Menschen mit westdeutscher Zivilisation hier komplett überfordert sind.
Sehr geehrter Herr Bolz, es geht doch vor allem um die Selbstermächtigung der linksintellektuellen Medienelite. Man möchte nicht nur bescheiden am Spielfeldrand stehen und passiv über das Politikgeschehen berichten, sondern auf den Platz rennen und als Libero höchstpersönlich Politik gestalten. Das Selbstbildnis sagt, “Ich kann und weiß es besser als alle anderen und habe daher das Recht meine soziale Stellung dazu auszunutzen meine Macht und meinen Einfluss in andere Bereiche in der Gesellschaft hinein auszuweiten.” Gleiches gilt leider auch für umtriebige Künstler, Musiker, Schauspieler(Till Schweiger) oder Sportler, die ihre Prominenz dafür (be)nutzen, um als einfältige Aktivisten im Politikbusiness erfolgreich tätig zu sein. Man möchte, wie es so schön heißt, die Welt nach seinem Ableben besser verlassen als man sie zu seiner Geburt vorgefunden hatte. Es geht also ua. auch um den eigenen Lebenssinn. Zudem praktizieren öffentlich-rechtliche Journalisten die von Ihnen beklagte “Volkspädagogik höherer Ordnung” nicht erst seit vorgestern sondern schon seit vielen Jahrzehnten. Als Beleg für meine These eignet sich hervorragend ein Interview von Vicco von Bülow(Loriot), der sich schon 1979 in einer öffentlich-rechtlichen Talkshow mit Marianne Koch bitter über die tendenziös-parteiische Berichterstattung bei ARD & ZDF beklagt hatte, in der regelmäßig selektiv ausgewählte Fakten, Meinungen und moralische Wertungen zu einem üblen Brei vermengt wurden. Das zeitgenössische Dokument kann man leicht auf Youtube.de finden.(“Das mit dem Fernsehen Politik gemacht wird…”) Ps. Die Linksintellektuellen haben sich zu Steigbügelhaltern der Macht entwickelt, weil die Macht selbst links(-intellektuell) ist. Kanzlerin Angela Merkel macht explizit rotgrüne Politik. Man hält zum Schutz und Trutz tapfer zu den Seinen. Es herrscht ein politmedialer Corpsgeist. Das Gesinnungsblut ist dicker als das Wasser.
@Frank Stricker: ich teile Ihre Ansichten. Auch die, dass wir uns heute über das Internet ausgiebig informieren können. Jedoch all dies wir haben dem technologischen Fortschritt und der damit zur Verfügung stehenden der Technik verdanken. Nicht Gott. Ich bitte dies zu berücksichtigen.
Bolz’ Befund vom Fernsehen und ehemaliger “Qualitätsmedien” als moralischer, volkspädagogischer Anstalt mit Anleitung zum “Gutdenk” durch die “Lehrkräfte” Augstein der Jüngere, Kleber, Prantl, Slomka, Will et. tutti quanti ist sicher zutreffend. Wunschdenken ist hingegen seine Meinung daß “(...) weder in der Wirtschaft noch in der Alltagspolitik, weder in der Wissenschaft noch in der Technik (...) von einem Versagen der Eliten die Rede (..)” sein könne. Schön wär’s. Die gegenteiligen Beispiele sind allen geläufig, selbst wenn sie jeden Abend das “Heute-Journal” gucken. Richtig ist dagegen, daß die Medien wieder ihre ursprüngliche Rolle der kritischen Berichterstattung einnehmen sollten. Mit der gegenwärtigen Journalistengeneration wird das aber ein steiniger Weg, denn auch in den Redaktionen herrscht wahrscheinlich ein hoher Konformitätsdruck. Ob das Internet die unabhängige Gegenöffentlichkeit darstellen kann, wird sich zeigen. Einerseits versuchen die Funktionseliten derzeit selbiges “einzuhegen” in ihrem Sinne, andererseits fehlt dort ja wirklich die ordnende Hand, welche mit sachlicher Distanz Meldungen und Meinungen trennt. Dauerhaft gegen Fakten, berechtigte Interessen und Meinungen zu agitieren, wird aber den derzeitigen Akteuren in den Medien auch nicht gelingen. Die Realität bricht sich bekanntlich Bahn.
Das ideologische Gebrüll gegen Trump und die AfD hat nicht erst in letzter Zeit eingesetzt. Als unsere Qualitätsmedien 2016 dem Kandidaten Trump keine Chance gaben, gingen sie davon aus, dass die amerikanischen Wähler dasselbe Meinungsspektrum aufwiesen wie ihre ganz, ganz überzeugten Zuschauer und Leser. Sie begriffen auch nicht, dass in den USA die Tendenz besteht, nach zwei Wahlperioden die jeweils andere Partei samt ihrem Kandidaten zu wählen. Also brüllten sie los. Als 2013 die frischgegründete AfD noch liberalkonservativ war, brüllten sie gegen “rechts”, weil die AfD von Anfang an eine bundesweite Chance auf mehr als 5% der Stimmen hatte, und unsere Musterdemokraten doch nun wirklich keine Konkurrenz brauchen konnten. Außerdem war es doch etwas Schönes, dem seit Jahrzehnten Tag für Tag aufgeblasenen braunen Gummidrachen einen Namen geben zu können. Seit die Qualitätspolitiker und -journos sich so richtig vor der AfD gruseln können, interessieren sie sich kaum noch für die rechte Szene, und wenn die alltäglichen Qualitätsdemos gegen die extreme Rechte nicht auch jedesmal gegen die AfD gingen, fänden sie wohl gar nicht mehr statt. So geht es mit jedem wichtigen Thema. Die seriösen Medien, die es noch gibt, sind zu häufigen politkorrekten Ergüssen gezwungen, zwischen denen sie echte Nachrichten und Kommentare unterbringen. Andernfalls würde auch die lange hochangesehene FAZ schnell für “rechtspopulistisch” erklärt. Es stimmt schon, dass es seriöse Nachrichten und Fernsehdokus gibt, bloß kommen sie nicht mehr ohne den richtigen vergrünisierten Rahmen aus, wenn sie keinen Ärger mit der restlichen veröffentlichten Meinung wünschen. Das breitflächige Angebot im Internet hat die Situation etwas entspannt, Dennoch läuft medial einiges schief, und der Grund dafür ist die allgemeine Angst davor, als “rechts” zu gelten.
Thomas Taterka -“Schaltet man den Kleber, aber auch andere, ein, bekommt man das Gefühl, von zynischer Feigheit belästigt zu werden. Es ist eine groteske Einschwörungszeremonie. Keine Nachrichten, eine zusammengefaselte Einladung zum Mitmachen” - das ist nun wirklich ein sprachlicher Volltreffer ! Wünsch Ihnen gar sehr., daß Sie noch andere Wirkungskreise haben oder finden werden, als den marginalen flüchtigen einer Kommentarspalte.
Der Beitrag von Prof. Bolz seziert die Perfidie der sogenannten oder selbsernannten journalistischen Elite mit ihrem Umgang von Wahrheit und Dichtung gekonnt und nachvollziehbar. Daher sollte er Eingang in Schule, Universität und eine breitere Öffentlichkeit finden. Jeder kann dabei mitwirken: versorgen Sie einfach Ihren Freundeskreis mit einer Kopie, auch auf die Gefahr, dass Sie möglicherweise nie wieder von einigen Adressaten etwas hören. Macht nichts, denn diese sind für den offenen Diskurs schon verloren und daher kein Verlust. Übrigens: die Lektüre der überwiegenden Zahl der Leserbriefe in diesem Blog macht Hoffnung, auch wenn das Alter der Verfasser der Jugend entwachsen sein dürfte.
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