Rainer Bonhorst / 24.05.2015 / 14:03 / 2 / Seite ausdrucken

Das Song-Contest-Fukushima

Reporter: Herr Professor Klüger …

Professor: … Krüger, nicht Klüger …

Reporter: Entschuldigung. Mein Fehler.

Prof.: Ein verständlicher Irrtum …

Reporter: Sie sind Gesellschaftsanalytiker …

Prof.: … Society Analyst …

Reporter: Genau. Und Sie haben eine erste Analyse des Eurovision Song Contest erstellt. Wie fällt die aus?

Prof.: Verheerend. Man kann ohne Übertreibung von einem europäischen Fukushima sprechen.

Reporter: Fukushima? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Es gab schließlich Gewinner und Verlierer.

Prof.: Nur scheinbar. Wer hat denn gewonnen. Schweden. Ein kaum besiedeltes Land am Nordrand Europas.

Reporter.: Nun ja …

Prof.: Und wer hat verloren? Das 80-Millionen-Volk im Zentrum des Kontinents. Dabei weiß doch jeder: Wenn Deutschland zusammenbricht, bricht ganz Europa zusammen.

Reporter: Was bricht denn da zusammen?

Prof.: Ich sage nur: Null Punkte. Null Punkte! Das grenzt an eine Kriegserklärung an das schlagende Herz unseres Kontinents.

Reporter: Ich bitte Sie.

Prof.: Null Punkte. Wenn das kein Supergau ist, was dann?

Reporter: Aber in Fukushima hat es doch Tote gegeben.

Prof.: Das mag sein. Aber zählen die toten Seelen denn gar nichts, die nach der Null-Punkte-Pleite durch Deutschlands Straßen wanken? Bleich? Mit zitternden Knien? Von aller Welt verlassen?

Reporter: Das klingt ja nach einem Zombie-Film.

Prof.: Das ist kein Film. Das ist harte politische Realität.

Reporter: Aber in Wien wurde doch nur gesungen.

Prof.: Sie greifen da viel zu kurz, Herr Reporter. Bei dem Song-Contest handelt es sich um knallharte Bündnispolitik.

Reporter: Wie bitte?

Prof.: Jawohl. Bündnispolitik. Unter Bismarck wäre uns die Null-Punkte-Pleite nicht passiert. Im Grunde war das Desaster absehbar, seit der Lotse von Bord gegangen ist.

Reporter: Aber Herr Professor …

Prof.: Wir brauchen eine völlig neue Bündnispolitik, vor allem in Richtung Balkan. Wir brauchen offene Bündnisse und Geheimbündnisse und Rückversicherungsbündnisse. Nur so sehe ich in Zukunft eine Chance für Deutschland beim Song Contest. Wien wäre der richtige Ort gewesen, um solche Bündnisse in die Wege zu leiten. Aber das wurde leider versäumt.

Reporter: Angela Merkel hat doch ganz andere Probleme.

Prof.: Genau das ist es ja. Sie hätte längst mit Varoufakis einen heißen Flirt beginnen sollen, anstatt diesen miesepetrigen Schäuble auf ihn zu hetzen.

Reporter: Was haben denn die Griechen damit zu tun?

Prof.: Ja, sehen Sie das denn nicht? Was meinen Sie, warum sich die Griechen so schamlos an Moskau herangemacht haben. Das war eine strategische Vorbereitung auf Wien. Erst Russland, dann der Balkan und dann über die Mittelmeerschiene eine Zangenbewegung nach Nordwest und schon ist es passiert. Germany zero points.

Reporter: Das haben alles die Griechen geschafft? Die kriegen doch nicht mal ihr eigenes Land auf die Reihe.

Prof.: Nun gut. Es waren nicht die Griechen allein. Genauso entscheidend war natürlich die Maut.

Reporter: Die Maut?

Prof.: Was denn sonst. Mit der Maut haben wir vor allem die Österreicher verärgert. Und das ausgerechnet in einem Jahr, in dem der Contest in Wien stattfindet. Ein ganz miserables Timing.

Reporter: Und das war es?

Prof.: Keineswegs. Der eigentliche Skandal ist das Versagen unserer Geheimdienste.

Reporter: Wie bitte?

Prof.: Ja, haben Sie denn nichts davon gehört? Die NSA hat schon vor Monaten von der griechischen Bündnisintrige gegen den deutschen Song erfahren und den BND gewarnt. Dort hat man aber versäumt, Berlin rechtzeitig über das drohende Desaster zu informieren. Der BND selber hat offenbar gar keine G-Männer in der ESC-Szene. Unglaublich. Da müssen jetzt mal Köpfe rollen.

Reporter: Verstehe. Mal was anderes. Wie fanden Sie denn das Lied von Ann Sophie?

Prof.: Ann Sophie? War das die mit dem Bart?

Reporter: Herr Professor, vielen Dank für dieses Gespräch. 

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Leserpost

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Klaus Kalweit / 25.05.2015

Ich finde, der Prof. Klüger, äh, Krüger sieht es zu pessimistisch. Vor ein paar Jahren haben wir doch gewonnen, mit einer gewissen Nena oder wie die hieß, die mit den Luftballons. Man kann doch nicht immer gewinnen.

Frank Emser / 24.05.2015

“Prof.: Null Punkte. Wenn das kein Supergau ist, was dann? Reporter: Aber in Fukushima hat es doch Tote gegeben” Manche Lügen halten sich bedauerlicherweise besonders hartnäckig. Es hat in Fukushima keine Toten durch die hier implizierte radioaktive Kontamination in Folge eines Supergaus gegeben. Am 11. März 2011 hat ein Erdbeben der Stärke 9 vor Japan einen etwa 20 Meter hohen Tsunami ausgelöst. Es war diese Naturkatastrophe, welche zu etwa 16.000 Toten (ausserdem natürlich zu tausenden Verletzten sowie etwa einer einer halben Millionen (!) Vertriebenen ) geführt hat und welche ausserdem des weiteren eben auch den Supergau in Fukushima verursachte. Insofern baut dieser Artikel schon vom Titel her auf falschen Voraussetzungen auf. Schade. http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/uno-studien-strahlung-durch-fukushima-geringer-als-befuerchtet-a-834920.html

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