Schade, daß Hitler nicht Müller geheißen hat, dann wäre uns bestimmt ein Teil des ganzen Nazi-Ärgers erspart geblieben. Müller als großer Diktator, als Bösewicht von Weltformat – das hätte, wie PR-Leute zu sagen pflegen, „nicht funktioniert“. In Hollywood würden keine Müller-Filme gedreht, wahrscheinlich hätte Müllers „Mein Kampf“ nicht mal einen Verleger gefunden. Schwer vorstellbar, daß das deutsche Volk massenhaft Müller zugejubelt hätte. Hitler dagegen ist bis heute eine starke Marke, die auch international einen hohen Bekanntheitsgrad besitzt. Dieser solide erarbeitete Name genießt auch urheberrechtlichen Schutz. Bekanntlich verwaltet das Bayerische Finanzministerium die so geschützten Texte und verhindert deren Veröffentlichung – zumindest noch fünf Jahre lang.
Auch der rumänische Diktator Ceausescu hat sich ordentlich angestrengt, seinen Familiennamen berühmt und unverwechselbar zu machen. Er hat das Land zugrundegerichtet und das Volk demoralisiert, eine Arbeit, die sich über Jahrzehnte hinzog und in die nicht nur seine Frau, sondern auch seine verkommenen Kinder einbezogen waren. Diese Kinder, eines lebt noch, heißen ebenfalls Ceausescu. Valentin, der älteste Sohn, hat in den für ihn eher unerfreulichen letzten zwanzig Jahren, in denen Freiheit und Kapitalismus nach Transsylvanien fluteten, immerhin begriffen, daß sein größtes Kapital sein Name ist. Er ließ ihn beizeiten als Marke registrieren, denn Papa Ceausescu soll nicht umsonst geschuftet haben.
Es wäre ja wahrhaftig deprimierend, wenn jemand, der sich durch monströse Untaten in die Annalen der Menschheitsgeschichte einschreibt, hinterher um seine herausragende Stellung auf dem Markt der Aufmerksamkeitsökonomie geprellt würde – beziehungsweise seine Kinder um die entsprechende Rendite. Allein der Schauder, den die Nennung des Namens Ceausescu auslöst, muß sich doch zu irgendeinem Wert ausmünzen lassen. Dafür gibt es Patentämter und Markenregister – auch in Rumänien. Valentin Ceausescu ist nicht nur Inhaber eines prominenten Namens, sondern auch der exklusiven Namensrechte.
Allerdings kommt die Verwertung nicht richtig in Gang. Es gibt immer noch kein Ceausescu-Parfüm und keine Ceausescu-Körperlotion. Es gibt bloß gräßliche Ceausescu-Videos und eine Ceausescu-Website, an denen Sohn Valentin sicher nicht beteiligt ist. Dafür versucht er, seine Namensrechte zur Verhinderung einzusetzen. So geht er gerade juristisch gegen ein Bukarester Theater vor, das ein Stück mit dem Titel „Die letzten Tage Ceausescus“ spielt. Dieser Titel, so die bestürzend logische Begründung, stelle eine unerlaubte Verwendung des geschützten Begriffs „Ceausescu“ dar.
Die Theaterwelt kann von Glück reden, daß nicht auch Julius Cäsar, Heinrich IV. und Lear schon als Marken eingetragen sind. Allen heutigen Tyrannen, Massenmördern und Kriegsverbrechern jedoch sollte eine saubere Markenführung am Herzen liegen. Die Kosten für die amtliche Registrierung fallen da kaum ins Gewicht. Und vielleicht gibt es doch den einen oder anderen Produzenten, der sich für eine Lizenz begeistern kann. In Russland gibt es neuerdings ein Mineralwasser namens Stalin. “Ob wir es mögen oder nicht, aber das ist unsere Geschichte, und Stalin hat den Krieg gewonnen”, sagt der Fabrikant.