David Harnasch / 13.04.2007 / 12:32 / 0 / Seite ausdrucken

Bernard-Henry Lévy im taz-Interview

Absolut lesenswert:

Er ist für Amerika, war aber gegen den Irakkrieg. Ein Gespräch mit dem französischen Intellektuellen Bernard-Henry Lévy über sein neues Buch “American Vertigo”, die moralische Hybris der Neokonservativen und den Kampf gegen den Islamismus

Einerseits Demokratie verbreiten, andererseits den Islamismus bekämpfen - das sind zwei Ziele, die sich nur schwer vereinbaren lassen. Wenn es freie Wahlen gäbe, würden islamistische Parteien wohl davon profitieren - nicht nur in Pakistan, sondern auch in vielen anderen Ländern.

Das stimmt. Deshalb bin ich auch kein Neokonservativer. Ich denke, der erste Schritt müsste sein, die demokratische Opposition und die Zivilgesellschaft zu fördern. Demokratie sollte erst der zweite Schritt sein, denn sie ist ein langwieriger Prozess.

Und wie, meinen Sie, sollte man mit Islamisten umgehen, die in demokratischen Wahlen bestehen? So wie die Hamas in Palästina oder die Hisbollah im Libanon?

Die Ergebnisse der Demokratie sind nicht heilig. Die Demokratie kann auch fatale Resultate zeitigen. Der Demos, das Volk, kann sehr schlechte Entscheidungen treffen. Und dann müssen wir es ihm sagen.

Halten Sie den Boykott der Hamas-Regierung durch die EU für richtig? Die Palästinenser dafür zu bestrafen, dass sie die falsche Partei gewählt haben?

Absolut, ja. Ja, ich denke, es ist unsere Aufgabe, dem palästinensischen Volk zu sagen: Das Votum für die Hamas ist politischer Selbstmord. Natürlich hat jeder das Recht, Selbstmord zu begehen. Wenn Sie mein Freund wären und Selbstmord begehen wollten, dann würde ich Ihnen sagen: Das ist ein Fehler! Aber ich könnte Sie nicht daran hindern.

Es gibt ja viele terroristische Bewegungen, die sich zu staatstragenden Parteien gewandelt haben. Könnte man die Hamas in Regierungsverantwortung nicht besser in zivile Prozesse einbinden?

Es gibt aber auch terroristische Bewegungen, die nicht moderater geworden sind, nachdem sie einmal die Macht erlangt hatten. Die NSDAP in Deutschland war eine davon. Es gab in den Zwanzigerjahren sicher eine Menge Leute, die glaubten, dass sie sich an der Regierung mäßigen würde. Und was ist passiert? Wie können Sie als Deutsche so sicher sein, dass es besser läuft - mit diesem Vorbild?

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