Vera Lengsfeld / 29.11.2011 / 13:50 / 0 / Seite ausdrucken

Bei der Erlösung des Klimas stört der Mensch

Solange die Menschheit existiert, soll der Mensch erlöst werden: von seinen Sünden durch die Religion, von Ausbeutung und Unterdrückung durch Ideologien, von seinen irdischen Unzulänglichkeiten durch „wissenschaftliche“ Weltverbesserungstheorien. Im vergangenen Jahrhundert sind eine wissenschaftliche Theorie, die Eugenik, und eine „wissenschaftliche“ Weltanschauung, der Kommunismus, zur materiellen Gewalt geworden, die Millionen von Menschen das Leben gekostet hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es mit der Eugenik vorbei. Vorher hatte Deutschland eine führende Rolle in der eugenischen Forschung übernommen , die von den Nationalsozialisten in die Praxis umgesetzt wurde. Angesichts der Schreckensbilder aus den Vernichtungslagern, wollte niemand mehr Eugeniker sein. Tausende Politiker , Wissenschaftler, Schriftsteller und andere Persönlichkeiten , die den eugenischen Zeitgeist maßgeblich mitbestimmt hatten, gingen daran, ihre Biografien umzuschreiben, wie Leland Stanford, H.G. Wells, George Bernhard Shaw. Andere, wie Magnus Hirschfeld, wurden Opfer der von ihnen unterstützten Theorie. Niemand redete mehr von der Notwendigkeit, den Genpool der Menschheit zu schützen, indem man „lebensunwertes Leben“ an der Reproduktion hindert oder gar beseitigt. Man ließ den Gedanken fallen, wie eine heiße Kartoffel und setzte sich nicht der peinlichen Untersuchung aus, wie es dazu kommen konnte, dass die Eugenik jahrzehntelang eine akzeptierte Mainstream- Theorie war. Deshalb wirken Elemente dieser Theorie unterschwellig bis heute fort.
Die zweite tödliche Theorie, der Kommunismus, beherrschte Jahrzehntelang ein Sechstel der bewohnten Erdoberfläche und darüber hinaus die Köpfe der Mehrheit der intellektuellen in der westlichen Welt. Durch die Schaffung eines neuen Menschen sollte die Menschheit insgesamt in paradiesische Zustände geführt werden. Dafür war jedes Opfer gerechtfertigt. Deshalb sorgten die Anhänger des Kommunismus im Westen dafür, dass seine Verbrechen selbst dann geleugnet wurden, als sie unter den Augen der Weltöffentlichkeit stattfanden. Nach der Selbstbefreiung vom Kommunismus durch die friedliche Revolution 1989/1990 wurde wieder auf eine Auseinandersetzung mit seinen geistigen Grundlagen, die zur Katastrophe für Millionen Menschen geführt hatte, verzichtet. Deshalb wirken Elemente dieser Ideologie bis heute fort.
Die Ereignisse 1989/1990 sind eine historische Zäsur. Erstens sind sie ein radikaler Bruch mit der Kultur der Gewalt, die das vergangene Jahrhundert prägte. Zweitens bedeuten sie das Ende der Vorstellung, die Menschheit mit Zwang beglücken zu können. Die Bedeutung dieser Zäsur wird von den Mainstream- Intellektuellen zwar gern geleugnet , sie ist aber von den Politikern sehr wohl registriert worden. Für mehr als ein Jahr war die Politik außer Kraft gesetzt. Weder die Hochrüstung, noch Geheimdienste, noch diplomatische Tricks konnten den schmählichen Zusammenbruch des Ostblocks und damit des Kommunismus als Weltmacht verhindern. Mehr als ein Jahr konnten Politiker nur vollziehen, was ihnen von den Menschen auf den Straßen und Plätzen diktiert wurde. Eine schockierende Erfahrung für die scheinbar Allmächtigen, die sich , auch wenn sie demokratisch gewählt wurden, gern als Lenker der Geschicke ihres Landes und möglichst der ganzen Welt sehen. Zunächst herrschte Sprachlosigkeit in Anbetracht der unsteuerbaren Entwicklungen. Als die Sprache wieder kam, machte man sich daran, die Ereignisse umzuinterpretieren.
Die Konterrevolution begann im Geiste, auf dem ureigensten Gebiet der Intellektuellen, der Theorie. Anstelle des Kommunismus trat der Sozialstaat, dessen exzessiver Ausbau im Westen inzwischen zum Beweis zu werden droht, dass Sozialismus, auch in einer gemäßigten Form, nicht funktioniert. Als Legitimationsgrundlage für eine umfassende Herrschaft ist der Sozialstaat deshalb nicht geeignet. Auch nicht, weil die Botschaft der Friedlichen Revolution, dass es besser ist, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, als auf Wohltaten „von oben“ zu warten, zwar in den Hintergrund gedrängt wurde, aber nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt hat. Eine neue Legitimationsgrundlage für die Notwendigkeit der umfassenden Herrschaft über die Menschen musste her. Möglichst eine zuverlässigere als die „Befreiung der Menschheit“ von allen denkbaren Übeln.
Im Klima wurde das ideale Erlösungsobjekt gefunden. Es kann den Aussagen, die über es gemacht werden, nicht widersprechen. Die Behauptungen über die menschengemachte Erderwärmung und ihre Bekämpfungsmöglichkeiten sind kurzfristig nicht zu widerlegen. Die Politiker, die Beschlüsse fassen, deren Wirkung sich in 50 Jahren zeigen soll, sind nicht für ihre Fehlentscheidungen zu belangen. Mit dem Dogma, dass wer sich den „Klimaschutz“- Bemühungen nicht beugt, die Zukunft des Planeten gefährdet, wurde ein scheinbar unwiderlegbares moralisches Argument geschaffen, das der Rechtfertigung aller Härten dient, denen die Menschen ausgesetzt werden. Deshalb wird der Klimaschutz von Politikern, auch wenn sie, wie unsere Kanzlerin, durchaus über naturwissenschaftlichen Verstand verfügen, vehement gegen alle berechtigten Zweifel verteidigt. Es ist gelungen, die zum Glaubenssatz zementierte Hypothese, wonach die menschengemachte Erderwärmung mit allen Mitteln bekämpft werden muss, nicht nur in internationalen Abkommen zu zementieren, sondern die politischen Führer aller Industrieländer dahinter zu vereinen.
Mehr noch. Trotz wachsender berechtigter Zweifel, trotz der praktisch auf allen Weltklimakonferenzen aufgetauchten praktischen Hindernisse, trotz der Absurdität, dass die Klimaretter als Kollateralschaden ihrer Konferenzen den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen in schwindelerregende Höhen trieben, wird daran festgehalten, dass globales Handeln erforderlich sei und die Menschen ihre Art zu leben aufgeben müssten. Gemeint ist der Massenwohlstand, der sich in den sechzig Jahren nach dem Letzten Weltkrieg in der westlichen Welt entwickelt hat und sich von dort bisher unaufhaltsam über den Rest der Welt ausbreitet.
Mit dem Wohlstand einher geht eine wachsende Unabhängigkeit der Menschen von irdischen Herrschern. Dieser Gedanke scheint auch demokratischen Politikern unerträglich zu sein, die sich statt als Diener ihres Volkes lieber in der Rolle des Weltenlenkers sehen. Die totalitären Versuchungen, denen sie sich aussetzen, scheinen ihnen nicht bewusst zu sein, oder vernachlässigbar. Anders ist es nicht zu erklären, dass selbst eugenisches Gedankengut wie zwangsweise Bevölkerungsdezimierung durch rigorose Geburtenkontrolle bei Klimaschützern wieder akzeptiert wird. In gefährlicher Nähe zur Eugenik bewegt sich auch Umweltminister Röttgens Vorschlag, jedem Menschen ein CO2- Kontingent zuzumessen. Was passieren soll, wenn dieses Kontingent aufgebraucht ist, sagt Röttgen noch nicht. Das lässt Schlimmes ahnen. Deshalb sollte sich das Objekt der Möchtegern-Weltherrscher, die Bevölkerung,  die Gefahren, die von einem Klimatotalitarismus ausgehen,  unbedingt bewusst machen. Sie wird die Folgen zu tragen haben.
Hinter dem Gedanken, dass sich das Klima nach politischen Beschlüssen richten könnte, feiert die stalinistische Hybris von der Beherrschbarkeit der Natur durch den Menschen ihre demokratische Auferstehung. Aber nicht nur die Natur soll sich nach globalen Einheitsbeschlüssen ausrichten. Vor allem der Mensch soll das tun. Oberstes Ziel ist dabei nicht mehr das Wohl der Menschheit, sondern die „Rettung“ des Klimas. Um dieses edlen Zieles willen, sollen die Massen reglementiert werden: nicht mehr nach Wohlstand streben, sondern ihr Leben ändern, d.h. ihr Leben reduzieren. Weg von der individuellen Mobilität, weg vom Massenwohlstand, weg mit der Unabhängigkeit des Einzelnen von der politischen Kaste. Auf dem Weg zur Weltregierung, die seit dem Scheitern der Kopenhagener Klimakonferenz immer unverhohlener gefordert wird, weil die „Herausforderungen“ des Klimawandels nicht mit demokratischen Methoden zu bewältigen seien, werden immer häufiger die Verhaltensmuster totalitärer Herrscher kopiert. In Kopenhagen und Durban dominierten Nachtsitzungen, ganz nach dem Vorbild von Väterchen Stalin, der im Kreml arbeitete, während die Untertanen schliefen.  Unsere Kanzlerin hat solche nächtlichen Aktivitäten längst zu ihrem Markenzeichen gemacht, das auch ihre Innenpolitik dominiert.
Auffällig auch die immer größere Nähe zur Planwirtschaft mit ihren falschen Verheißungen. Kanzlerin Merkel verkündete in ihrer letztjährigen Neujahrsansprache, die grundlegende Notwendigkeit der Veränderung unserer Wirtschaftsweise in den nächsten zehn Jahren. Wieso das? Es war doch diese Wirtschaftsweise, die in weniger als zwanzig Jahren erfolgreich die Folgen des Bankrotts der sozialistischen Planwirtschaft beseitigt und dafür gesorgt hat, dass die Bewohner der ehemaligen DDR sich über ein Lebensniveau wie ihre westdeutschen Verwandten freuen können. Nun soll durch Merkelsche Perestroika mehr „Nachhaltigkeit“ ins Wirtschaftsgeschehen eingeführt werden. Sie lässt durchblicken, dass diese Nachhaltigkeit wichtiger sei, als „unser“ Lebensniveau. Wobei sie jedoch nicht das ihre oder das ihrer Klientel meint, sondern nur das der Bevölkerung, die,  wie gehabt,  die Folgen illusionärer politischer Ambitionen ausbaden soll.
Auf europäischer Ebene versucht Merkels Amtskollege , der Sozialist Zapatero, die Planwirtschaft verbindlich zu machen, natürlich mit dem Ziel, ein „besseres“, d.h. „nachhaltigeres“ Europa zu schaffen. Merkel, Zapatero, Sarkozy und die anderen Damen und Herren heckten eine „Agenda 2020“ aus, offiziell eine Strategie für mehr Wirtschaftswachstum in Europa. Darunter verstehen diese Politiker allerdings nicht mehr Marktwirtschaft, sondern die Lenkung der Wirtschaft mittels staatlicher Konjunkturprogramme. Was das bedeutet, kann man in der Industriegeschichte der untergegangenen sozialistischen Länder studieren: unrentable Großprojekte,  mit Staatsgeldern künstlich am Leben gehalten, werden und allmählich die anderen Strukturen ersticken.
Deutschlands Politiker sehen sich auf diesem Weg in der führenden Rolle. Nachhaltigkeit bedeutet, dass Europa mit Windparks, Bioenergieanlagen und Solaranlagen überzogen werden soll, die der traditionellen Energiegewinnung früher oder später den Garaus machen würden. Das hätte natürlich gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit auf die Versorgung der Bevölkerung. Die politische Kaste und ihr Klientel würden sich mit aus dem Sozialismus bestens bekannten Sonderversorgungssystemen vor den Folgen ihrer Politik zu schützen wissen. Für alle übrigen sind die Segnungen des Wohlstandsverzichts bereits formuliert. Den Menschen gehe es nicht wirklich schlechter, wird des heißen. Zwar müssten sie auf diese und jene materiellen Güter verzichten, aber ihr Leben würde sicherer sein, denn das Klima wäre geschützt.
Fazit: bei der Erlösung des Klimas stört der Mensch.
Rede bei der Klimakonferenz von EIKE in München 26.bis 27.11

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