Vera Lengsfeld / 01.06.2023 / 15:00 / Foto: FaceMePLS / 50 / Seite ausdrucken

Viel Lärm um eine Mogelpackung

Im Winter kann die Wärmepumpe mehr CO2 ausstoßen als Gas und fast so viel wie Öl. Es gibt also keine CO2-Einsparung. Wie soll diese Technik da ein Beitrag zur „Erreichung der nationalen Klimaschutzziele“ sein?

Seit Wochen überschlagen sich die Diskussionen um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes von Wirtschaftsminister Habeck. Dabei bemühen sich die meinungsmachenden Medien mit einigem Erfolg, vom Hauptschwachpunkt abzulenken: Laut Gesetz sollen ab 2024 nur noch Heizungen eingebaut werden, die mit „mindestens“ 65 Prozent Erneuerbaren Energien betrieben werden. Genannt wird hier vor allem die Wärmepumpe, die mit Strom betrieben wird. Das heißt, es gibt gar keine Heizung, die gegenwärtig oder in naher Zukunft mit 65 Prozent Erneuerbaren betrieben werden kann.

Das ist schon deshalb unmöglich, weil der aktuelle Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion nur 45 Prozent beträgt. Dabei handelt es sich aber nicht um Strom, der zuverlässig gleichmäßig zur Verfügung steht. Wenn der Wind weht und die Sonne scheint, muss ein Teil der anfallenden Strommenge, die unser Netz zu sprengen droht, „exportiert“, das heißt zum Teil gegen Geld in die Netze der Nachbarländer gedrückt werden. Die Grünen nennen das „Stromexport“. Im Winter, bei Dunkelflaute, wenn die Wärme dringend benötigt wird, müssen fossile Energieträger, vor allem Gas, einspringen. Die Bundesregierung plant deshalb, 20.000-MW-Gaskraftwerke bis 2030 zu errichten, um die Gefahr eines Blackouts zu bannen.

Im Winter kann die Wärmepumpe, wie Prof. Fritz Vahrenholt vorgerechnet hat, aber mehr CO2 ausstoßen als Gas und fast so viel wie Öl. Es gibt also keine CO2-Einsparung. Wie soll diese Technik da ein Beitrag zur „Erreichung der nationalen Klimaschutzziele“ sein?

Es ist nicht so, dass es keine wissenschaftlich und technisch gut begründeten Einwände gegen das Vorhaben des Wirtschaftsministers gäbe. Sie werden nur nicht gehört. Somit wiederholt sich das Verhalten der Regierung im Corona-Regime: Kritiker werden stigmatisiert und angeprangert.

Angeblich soll das Gesetz „technologieoffen“ sein. Statt auf die Wärmepumpe könnte man auch auf grünen oder blauen Wasserstoff setzen, der nach Schätzungen von Wirtschaftsminister Habeck etwa viermal so teuer ist wie Gas. Seine Einlassung: „Technologieoffenheit schließt eben auch ein, dass man sich teurere Heizungssysteme aufbauen kann…“ ist an Zynismus kaum zu überbieten.

Indirekte Enteignung der Hausbesitzer

Die Debatte, die diese Gesetzesnovelle begleitet, hält sich aber nur an Nebenaspekten fest: hier Verschiebung der Altersgrenze für die Austauschpflicht von 80 Jahren auf 65, da mehr Förderung und mehr Ausnahmegenehmigungen.

Habeck hat heute die Mitglieder der Ampelkoalition eingeladen, um sie mit ein paar unbedeutenden Zugeständnissen dazu zu bringen, dass sein Gesetz noch vor der Sommerpause durch das Parlament gepeitscht werden kann. Wie ein „parlamentarisches Verfahren“, das diesen Namen verdient, aussehen soll, wenn alle drei Lesungen innerhalb von drei Wochen stattfinden sollen – diese Frage wird den Grünen nicht gestellt. Es gibt auch keinerlei Grund, warum unbedingt Tempo gemacht werden muss, außer dass Widerspruch nicht geduldet wird, sondern mit allen Mitteln niedergebügelt werden muss.

Wer auf die FDP in diesem Verfahren gehofft hat, sollte diese Hoffnungen auf jeden Fall fahren lassen. Die FDP liefert nicht mehr als einen Scheinkampf zur Täuschung der Öffentlichkeit. Wenn sie es ernst meinte, müsste sie das Gesetz in Gänze verhindern. Das wird sie nicht tun.

Wie groß die Mogelpackung ist, zeigt die Tatsache, dass die von der Regierung erhoffte Einsparung von CO2 – sollten bis 2030 tatsächlich sechs Millionen Wärmepumpen installiert sein – dem entspricht, was der Weiterbetrieb eines einzigen Atomkraftwerkes erbracht hätte.

Das einzige Ziel, das mit dem Gesetz zuverlässig erreicht wird, ist, dass die indirekte Enteignung der Hausbesitzer in Gang kommt.

Es wird Zeit, dass die Öffentlichkeit diese Botschaft endlich hört und ernstnimmt.

Dieser Beitrag erschien auch auf  Vera Lengsfeld.de.

 

Vera Lengsfeld, ist Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

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Leserpost

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Peter Meyer / 02.06.2023

20.000 MW Gaskraftwerke… das entspricht ca. 16 Kernkraftblöcken. Wissen die überhaupt, was 20 GW sind? Ich fürchte, da wissen die wieder mal weder über die Einheiten noch über die Nullen Bescheid, das war ja schon bei der Frage „Wie viele Nullen hat eine Billion?“ schrecklich mit den Antworten.

D. Brauner / 01.06.2023

Das Traurige ist, da sitzen so viele gute Leute; in vielen unserer Dezernate, die genau wissen, was hier für ein Wahnsinn vor sich geht. Und keiner traut sich was zu sagen. Abhängigkeit ist eben eine schlechte Bedingung für unabhängige Entscheidungen; außerhalb des Freimuts ...

Wolfgang Richter / 01.06.2023

Noch ein Nachtrag zu: “Wie groß die Mogelpackung ist, zeigt die Tatsache, dass die von der Regierung erhoffte Einsparung von CO2 – sollten bis 2030 tatsächlich sechs Millionen Wärmepumpen installiert sein – dem entspricht, was der Weiterbetrieb eines einzigen Atomkraftwerkes erbracht hätte.” Sämtliche Wohnung im “besten Deutschland” umzubauen und sodann mit sog. Wärmepumpen zu beheizen, zum Preis von mindestens 1 Billion Euronen soll etwa 1,7 % C02-Ersparnis bringen. Der selbe Effekt entsteht bei der Ausstattung auch nur eines Kohlekraftwerkes, zB “Schwarze Pumpe” (Spremberg), mit einer Anlage zur C02-Abscheidung, kostet vergleichbar ein “Butterbrot”.

Wolfgang Richter / 01.06.2023

Auch hier wird wieder das Erfordernis der C02-Reduzierung als gegeben aktzeptiert, dabei liegt doch gerade hier der Knackpunkt des eigentlich nicht vorhandenen Problems. Auch wenn noch so viele ihre “gesiebten” Studien zur Auswirkung von C02 auf eine behauptete Welt-Klima-Erwärmung ständig medial nach Art einer Gehirnwäsche den Menschen vor den Kopf schlagen. Ca. 96 % dieses Spurengases kommen nachweislich aus der Natur. Wenn dieses Spurengas (ohnehin nur 0,038 % Anteil an der Luft) also tatsächlich für “Klima” und “Wetter”  verantwortlich sein sollte, dann bitte schön dringlich sofort Programme zum Abschalten der Natur. Echt putzig werden die Co2- Propagandisten dazu, wenn “hier” der angeblich Menschen verursachte Anteil mit nicht vorhandenem Kapital reduziert werden soll, während ein Mehrfaches davon in zB China zusätzlich in die Luft geblasen wird, um dort den für “hier” erforderlichen Stahl, sog. Seltene Erden und was auch immer zu produzieren und auf diversen Transportwegen nach hier zu karren. Und diesen Irrsinn will / kann hier allen Ernstes niemand kapieren???

Theo Ludewig / 01.06.2023

Sehr guter Artikel, der nochmal herausarbeitet: Es gibt gar keine relevanten CO2-Einsparungen durch Wärmepumpen gegenüber der aktuell angefeindeten Gasheizung! Elektroenergie zum Betrieb der Wärmepumpen, die nicht mit CO2-Emissionen bereitgestellt wurde (mit Kernkraft, Solar und Wind), ist einfach nicht umfassend verfügbar, vor allem dann nicht, wenn sie wirklich gebraucht würde –  bei winterlicher Dunkelheit und Windflaute! Auch eine Million Windmühlen (verglichen mit den vorhandenen ca. 30.000) würden bei Flaute keinen Strom bereitstellen, das begreift durchaus auch der grüne Studienabbrecher im Parlament. Dem gehaßten eigenen Land wird durch grüne Politik aber indes geschadet, indem Kraft, Geld und Ressourcen in unsinnige Wind-Projekte gelenkt werden. Bemerkenswert auch, daß deutsche moderne Atommeiler abgeschaltet werden müssen, sie in Frankreich und selbst der Ukraine aber „erlaubt“ bleiben. - Auch dies unserem Land zum Schaden. Fazit: Für den Bürger wäre es durchaus besser, die Regierung zu tauschen als die Heizungsanlage! Deutschlands Energieversorgung wurde über Jahrzehnte sehr verläßlich und preiswert mit russischem Erdgas gesichert (abgesehen von einzelnen Aktionen ukrainischer Wegelagerer bezüglich der über Land führenden Pipelines) – Knapp 1,5 Jahre Propaganda reichten aber, dem „Michel“ das Gegenteil davon weiszumachen. Dabei wird der mehrfache Preis des jetzt bevorzugten „LNG“ vor dem Michel zunächst noch verdeckt durch Finanzmanipulationen („Wumms“). Ganz bemerkenswert, mit welchem Langmut sich „Michel“ von dem linksgrünen Siff seine Heimat ruinieren läßt!

W. Renner / 01.06.2023

Politische Fragen sind viel zu ernst, um sie den Politikern zu überlassen. (Hannah Arendt)

Hans Kloss / 01.06.2023

Bei Corona ist es schon im Sommer 2020 klar geworden, dass die Politiker die uns drangsalierten, die eigene regeln nicht folgten. Spahn und Söder würden dabei erwischt. Das gleiche gilt bei WP. Die Hauptakteure wissen Bescheid oder ist es ihnen in ihrer Ignoranz und Arroganz egal. Die Diskussion über Effekte muss man deshalb nicht führen. Die Frage ist deshalb nur: wie kriegen wir diese Verbrecher da, wo sie hingehören also in den Knast?

Gabriele Klein / 01.06.2023

PS: zu meinem Kommentar rund um die magische Zahl. Ich meinte damit diese Frist von 2030 die bald in jedem Satze auftaucht.

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