Vera Lengsfeld / 22.02.2016 / 10:37 / 9 / Seite ausdrucken

Danke Deutschland, danke Spandau

Vom Verein der vietnamesischen Boatpeople „Danke Deutschland“ war an dieser Stelle schon die Rede. In den Zeiten der Flüchtlingskrise ist es aber angebracht, noch einmal daran zu erinnern, dass es eine Gruppe von Flüchtlingen gibt, die Vorbild für alle anderen Einwanderer sein sollte.

Die Boatpeople kamen nach dem Sieg der nordvietnamesischen Kommunisten über Südvietnam nach Deutschland. Sie hatten eine dramatische Fahrt über das südchinesische Meer hinter sich und waren mehrheitlich von der auf Initiative von Rupert Neudeck gecharterten Cap Anamur gerettet worden. Sie hatten in der Regel nichts gerettet, außer ihrer Haut. Sie wurden zur erfolgreichsten Einwanderergruppe in unserem Land. Viele von ihnen sind heute Unternehmer, wie die Vorsitzende des Vereins „Danke Deutschland“, Frau Hao Abitz, die es sogar zur Berliner Unternehmerin des Jahres brachte. Sie haben sich weniger auf staatliche Hilfen verlassen, als auf ihre eigene Initiative und ihren Willen, in der neuen Heimat Erfolg zu haben.

Diesen Erfolg konnten Besucher des diesjährigen Tet-Festes des Vereins im Rathaus Spandau bewundern. Beinahe hätte dieses wichtigste vietnamesische Fest in diesem Jahr in Berlin nicht gefeiert werden können, denn das FEZ in der Wuhlheide, in dem sich in den vergangenen Jahren die Vietnamesen aus ganz Deutschland getroffen hatten, hatte kurzfristig ohne Begründung abgesagt. Dankenswerterweise stellte Spandau seinen Bürgersaal im historischen Rathaus zur Verfügung. Bezirksbürgermeister Kleebank, SPD, erschien sogar zur Eröffnung des Festes. In seiner Ansprache zeigte er sich beeindruckt von der „Dankbarkeitskultur“, die Frau Hao Abitz und ihre Mitstreiter mit ihrem Fest zum Ausdruck bringen wollten.

Die ehemalige Ausländerbeauftragte von Berlin, Barbara John, hat in ihrer Rede darauf hingewiesen, dass die Vietnamesen bisher die einzige Einwanderergruppe seien, die eine solche Dankbarkeit gegenüber der Aufnahmegesellschaft bezeigen würden. Merkwürdigerweise behandelt die Politik gerade diese Gruppe eher stiefmütterlich. So ist im vergangenen Jahr der Initiative, die eine Gedenkfeier anlässlich des 30. Jahrestages der ersten Rettungsaktion von Cap Anamur veranstalten wollte, die politische Unterstützung versagt worden.

Wie man sich integrieren kann, ohne seine eigene Kultur aufzugeben, wurde dann im Festprogramm deutlich. Es begann mit einer Referenz an die Ahnen, ohne die alle Heutigen nicht da wären und einer Schweigeminute für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft. Es folgte der traditionelle Drachentanz. Anschließend gaben Sängerinnen und Tänzerinnen in ihren zauberhaften Kleidern einen Einblick in die vietnamesische Kultur. Zwei junge Männer zeigten aber auch auf dem Klavier, wie meisterhaft sie sich die europäische Musik angeeignet haben. Alle Vorführungen waren ein einziger Augen- und Ohrenschmaus.

Wem das nicht genügte, der konnte sich anschließend am Buffet überzeugen, dass die vietnamesische Küche köstlich ist. Die vietnamesischen Boatpeople sind eine wirkliche Bereicherung für Deutschland!

Wer sich über den Verein informieren möchte, kann das hier tun.

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Peter Bereit / 24.02.2016

Es existiert kein Grund prononciert darauf zu verweisen, dass sich die südvietnamesischen Migranten besonders gut in die deutsche Gesellschaft integriert haben. Das trifft für nahezu alle Vietnamesen zu, ob sie nun aus dem Süden oder Norden stammen. So auch für jene, die schon in der DDR lebten und später nach Deutschland zurückkehrten. Weshalb sie auch hier zwischen denen, die den Sieg in einem verbrecherischen Krieg der USA errungen und denen, die mit den USA kollaborierten unterscheiden müssen, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Mindestens 2 Millionen tote Vietnamesen waren offenbar nicht genug um mit dem Antikommunismus übelster Art endlich aufzuhören und anzuerkennen, was dieses Volk geleistet hat.

Werner Kramer / 23.02.2016

Vergangenes Jahr habe ich bei einem Besuch in einem Restaurant eines großen schwedischen Möbelhauses mit stillem Vergnügen zwei asiatische Frauen am Nebentisch beobachtet. Ob es nun Vietnamesinnen, Chinesinnen oder andere waren, kann ich nicht sagen. Die beiden haben sich gedämpft unterhalten (im Gegensatz zu manch anderen, auch deutschen Gästen), manchmal waren deutsche Wörter herauszuhören, meistens war die Unterhaltung fremdländisch oder zu leise. Als sie fertig waren, brachte die ältere der beiden, mutmaßlich die Mutter, die Tabletts mit dem Geschirr fort. Die jüngere wischte mit einem Taschentuch imaginäre Brösel vom Tisch und rückte dann die vier Stühle - auch die nicht benutzten - ordentlich in Reih und Glied. Dann gingen beide. Was ich damit sagen will: Wer sich in eine Gesellschaft einfügen möchte, braucht keinen Zwang. Bei denen, die sich nicht mit der Gesellschaft anfreunden wollen, die sie aufgenommen hat, hilft Zwang auch nichts.

Claudia Dorfner / 23.02.2016

Ja, und das zeigt auch, daß Integrationsmängel keineswegs von Deutschland zu verantworten sind, denn die Vietnamesen wurden ja nicht besser behandelt als andere. Es liegt an der Leistungsbereitschaft und an der Religion. Wir könnten das Problem locker aus dem Stand in den Griff bekommen, würden wir alle sozialen Leistungen für Asylbewerber in den ersten 10 Jahren streichen. Aus dem Stand!

peter luetgendorf / 23.02.2016

Liebe Frau Lengsfeld, vielen Dank dafür, daß sie mal wieder ausgesprochen haben, wie Integration aussehen sollte. Gruß Peter Lütgendorf

Dieu Hao Abitz / 22.02.2016

Liebe Frau Lengsfeld, herzlichen Dank für die ausführliche Beschreibung über unser diesjähriges TET-Fest im Bürgersaal Rathaus Spandau! Ihre Anwesenheit hat uns Freude bereitet. Die Aktion 900 warme Fleecejacken für Obdachlosen, Hilfsbedürftigen und Flüchtlinge gegen Ende 2015 wurde hier sichtbar zusammengefasst: http://danke-deutschland-ev.de/htmldeutsch/Proj_Fluechling_2015.html Ihnen alles Gute zum neuen vietnamesischen Jahr – Jahr des Affen. Mit freundlichen Grüßen Dieu Hao Abitz

Wolfgang Richter / 22.02.2016

Die Schul- u. Studienabschlüsse allgemein asiatischer “Migranten” in den verschiedenen Einwanderungsländern belegen eindrucksvoll, daß es erhebliche Unterschiede hinsichtlich Integrationsfähigkeit / -willigkeit zwischen diesen und anderen Volksgruppen gibt. Auch wenn das die vor allem in Deutschland aktiven gutmenschlichen Gleichmacher nicht wahrhaben wollen.

Thomas Bode / 22.02.2016

Die Frage der Einstellung gegenüber Einwanderung wird in den Medien meist darauf reduziert ob man generell dafür oder dagegen sei. Mit bildungsbürgerlicher Arroganz wird den diesbezüglich kritischen Lesern von SPIEGEL und ZEIT oft unterstellt hinterwäldlerisch zu sein, und ein Problem mit “dem Fremden” an sich zu haben. Dabei sind die Deutschen Reiseweltmeister, begeisterte TV-Doku und Reisevortrags-Konsumenten, und Kunden von Restaurants aller Herren Länder. Man entblödet sich dennoch nicht uns Beiträge zu servieren in denen man uns erzählt wie schön bunt es in New York sei, oder wie lecker Falafel und Hummus. Im Zuge der pädagogischen Mission der Journaille uns auf den rechten, sorry linken, Multikulti-Weg zu bringen. Was aber mehr aussagt über die Vorurteile die ein Teil der Deutschen, der “bessere und anständige”, über den anderen hat. Nein, außer beim kleinen Bodensatz echter Nazis, richtet sich die Skepsis der Meisten hier, auch meine, nur auf Kulturen und Religionen die erfahrungsgemäß selbst kein Interesse haben an anderen Kulturen! Und der Islam hat kein Interesse an anderen Kulturen! „Ihr Gläubigen seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist. Ihr gebietet, was recht ist, verbietet, was verwerflich ist,..” (Sure 3, Vers 110) Er glaubt nicht von anderen etwas lernen zu können, und betrachtet sie bestenfalls als halbwegs akzeptabel, häufig aber als wertlos und verwerflich! “Siehe, schlimmer als das Vieh sind bei Allah die Ungläubigen, die nicht glauben.” (Sure 8, Vers 55) Buddhisten, wie diese Vietnamesen, sind für konservative Muslime das Letzte vom Letzten. “Bud” von Buddha, hat die Bedeutung “Götze”. Götzendienst ist aber die größte denkbare Sünde. Die größte Universität ihrer Zeit, Nalanda, wurde zusammen mit der ganzen buddhistischen Kultur in Afghanistan, Pakistan und Nordindien von den Muslimen vernichtet. Viele Ex-Muslime, vernünftige und natürlich nicht islamophobe Leute, wie Kelek und Abdel-Samad, warnen uns und reden auf uns ein die Augen zu öffnen. Was unsere sogenannten Eliten betrifft leider weitgehend erfolglos. Augen zu und durch ist deren Devise. Lieber gibt man isolierten Träumern wie Korchide, und ausgebufften Lobbyisten wie Mazyek, eine Plattform um uns unaufhörlich das Lied vom “eigentlich” friedlichen Islam zu singen. Ich sollte vielleicht erwähnen dass ich selbst mal gutgläubig und gutwillig zum Islam konvertiert bin, und intensive persönliche Einblick in ein muslimisches Land habe. Pflichtgemäß muss ich wohl auch anführen dass sich meine Kritik nicht auf jeden bezieht der zufällig in eine muslimische Familie geboren wurde, und daher diesen Hintergrund hat. Sondern auf eine religiös-politische Ideologie die offensichtlich, man muss den Koran nur mal lesen, nicht mit unserer Verfassung kompatibel ist.

Paul H. Ertl / 22.02.2016

Wundert Sie das, Frau Lengsfeld ? Warum sollten die, die ihren Marsch durch die Institutionen unseres Staates (erfolgreich) abgeschlossen haben, ausgerechnet mit Menschen feiern, die Zeugnis von der abgrundtiefen Bösartigkeit der Diktatur in Vietnam ablegen ? Erinnern Sie sich noch, wessen Fans unsere 68er waren ? Richtig: Ho-Ho-Ho-Chi-Minh.

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