Richard Wagner / 19.07.2008 / 10:19 / 0 / Seite ausdrucken

Bayern am Meer

Hubertus Heil hatte wohl seinen Metapherntag. Der CSU, so der SPD-Generalsekretär, fehle es an Sex-Appeal. Heil wird es wissen. Jedenfalls meinte er, seit Lotse Stoiber von Bord gegangen sei, würde das CSU-Schiff von zwei traurigen Leichtmatrosen, Beckstein und Huber, gelenkt.

Wenn Politiker vergleichen, ist meistens das Schiffsbild nicht weit. Auch und gerade, wenn sie, wie Heil, auf dem Trockenen sitzen. Nämlich da, wo die ganze Nation sitzt und trotzdem Schiffe sieht. Man ist versucht, anzunehmen, Heil habe eine neue Gutenachtlektüre entdeckt, Hans Blumenberg vielleicht, Schiffbruch mit Zuschauer. Das aber träfe, immer noch bildlich gesprochen, mehr auf seine eigene Partei zu als auf die bayerische Kogge.

Wenn Heil den Sturm ankündigt, in den das christlich-soziale Schiff angeblich geraten werde und die Folgen auch schon ausmalt, die insgesamt darin bestehen sollen, dass Beckstein und Huber riskieren, die absolute Mehrheit zu verlieren, so muss man sagen, die Sorgen dieser Leichtmatrosen möchte man haben. Heils Partei jedenfalls hat sie nicht. Sie sitzt bereits im Beiboot. Fragt sich nur bei wem.

Jetzt fehlt noch der Mann, der das Schiff über den Berg zieht. Dieser Gedanke ist es, der den vergleichenden Politiker mit seinen Zuhörern aus dem Volk verbindet. Auf dem Trockenen lässt sich fast alles bereden. Man kann Schiffbruch sagen und Pendlerpauschale meinen. Schiffbruch ist zwar schöner, worum es aber letztlich geht, ist doch die Pendlerpauschale. Umsonst träumt Heil vom Wellengang, die Metapher, so Blumenberg, ist schließlich nur die Übertragung einer Übertragung, und damit, ließe sich hinzufügen, zumindest in unserem Fall, obsolet.

Um im Bild zu bleiben: Das eigentliche Problem, das wir haben, besteht wohl darin, dass wir gewissermaßen in der Luxusklasse eines Kreuzfahrtschiffes sitzen, obwohl wir nur Tickets für das Zwischendeck gebucht haben, und gleichzeitig davon überzeugt sind, auf einer Galeere zu rudern, und das Gezeter über diesen Sachverhalt auch noch für Politik halten. Die einzige Frage, die bei allem Hin und Her unbeantwortet bleibt, ist diese: Hatte Edmund Stoiber wirklich Sex-Appeal? Und das, nämlich, dass sie unbeantwortet bleibt, ist auch gut so. 

 

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