Rainer Bonhorst / 12.02.2014 / 23:34 / 6 / Seite ausdrucken

Auch Löwen können vegan leben, man muss es ihnen nur beibringen

Wird in Brüssel zur Zeit eine Verordnung diskutiert, die ein für allemal das Verhältnis von Löwen zu Giraffen klären soll? Es ist denkbar und vielleicht auch notwendig. Das Ziel einer solchen Verordnung müsste einerseits betont giraffenfreundlich sein, zugleich aber auch den berechtigten Anliegen der Löwen gerecht werden. Hier bietet sich ein Drei-Stufen-Plan an, der die Löwen in der Europäischen Union schrittweise und behutsam zu Vegetariern umerzieht.

In der ersten Stufe müsste erreicht werden, dass unsere einheimischen Löwen ab sofort keine schönen Tiere mehr zu fressen kriegen, sondern nur noch unattraktive Fauna. Die Gefühlswelt von 500 Millionen EU-Bürgern lässt es nun mal nicht zu, dass Giraffen mit ihren eleganten Hälsen, Zebras mit ihren schönen Streifen, Antilopen mit ihren lieben Gesichtern und andere Tiere von hohem Gemütswert an gefräßige Löwen verfüttert werden.  Schließlich gibt es ausreichend widerliche Kojoten, Gänsegeier und Warzenschweine, die man den Löwen als Ersatz anbieten kann, ohne die Gefühle der Menschen zu verletzen.

In der zweiten Stufe könnte dem Warzenscheingulasch oder dem Geiergeschnetzelten allmählich pflanzliche Nahrung beigefügt werden. Die Auswahl ist groß: vom Müsli über den Waldorfsalat bis hin zur Erdbeertorte. Die Müsli- und Torten-Dosis könnte von Monat zu Monat erhöht werden, während gleichzeitig der Anteil an Kojotenschenkel reduziert wird.

In der dritten Stufe sollte der Löwe dann ganz auf die Pflanzenkost umgestellt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Palette der Angebote an Pflanzennahrung allerdings noch deutlich verbreitert werden, um den Löwen das vegetarische Dasein wirklich schmackhaft zu machen. Auf dem Speiseplan für Veggie-Löwen passt praktisch alles Nichttierische, von russischen Eiern über Pizza Margarita bis hin zum „halven Hahn“, einer Kölner Spezialität.

Psychologisch dürfte allerdings der halve Hahn, obgleich im Kern nur ein Käsebrötchen, problematisch sein, weil er/es vor allem bei neuvegetarischen Löwen unangebrachte Gelüste nach leckeren Hähnchen wecken könnte.

Ganz sicher ist damit zu rechnen, dass einige Veganer den Löwen konsequenterweise alle tierischen Produkte, also auch Russische Eier austreiben wollen, um sicher zu stellen, dass es zu keinen blutigen Rückfällen kommt. Man wird abwarten müssen, ob das gelingen kann.

Von Überlegungen, die Löwen deutlich schneller, nämlich von heute auf morgen, auf eine No-Meat-Diät zu setzen, ist abzuraten. Man hat bisher keinerlei Erfahrung, wie Löwen auf Cold Turkey reagieren.

Gänzlich zum Scheitern verurteilt ist wohl das Gegenmodell, nämlich der Versuch, zwischen Löwen und Giraffen Chancen- und Waffengleichheit herzustellen. Es dürften sich kaum genügend Giraffen für einen Kampfsportkurs finden, der sie befähigen würde, sich ihrerseits auf junge Löwen zu stürzen und sie aufzufressen.

Ganz allgemein sagt die Erfahrung, dass es leichter ist, einen Fleischfresser zum Vegetarier zu machen, als umgekehrt einen Pflanzenfresser zum Freund blutiger Steaks.

Generell aber sollte man die Chance einer europaweiten Löwenvegetarisierung realistisch und eher pessimistisch einschätzen. Es ist sogar zu befürchten, dass dänische Löwen jetzt auf den Geschmack gekommen sind und in Zukunft auf Giraffe bestehen werden. 

Es könnte also durchaus passieren, dass in Europa demnächst nicht nur lebende Schweine, Rinder und Geflügel in engen Containern wochenlang bis zur Endverwertung herumkutschiert werden, sondern dass auch dann und wann eine niedliche Giraffe dran glauben muss.

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Leserpost

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Waldemar Undig / 15.02.2014

Es ist doch eine gute Tat, den Löwen mal eine so leckere Mahlzeit zu ermöglichen.

Rainer Feldhaus / 13.02.2014

Wer jetzt meint der obige Text sei als Satire zu verstehen, der hat sich noch nicht ausreichend mit dem Programm zur Umerziehung der Wölfe in Frankreich beschäftigt… “Resozialisierung für Raubtiere In Frankreich setzt man deshalb auf Umerziehung. Ja, Sie haben richtig gehört. Falls man einen Wolf beim Reißen von Schafen erwischen sollte, erhält er im Rahmen des “Nationalen Wolfsplans” ein Brandzeichen. Das soll ihn so erschrecken, dass er daraus lernt, seinem Lieblingsfutter aus dem Weg zu gehen und andere Tiere zu reißen. Resozialisierung für Raubtiere. Wir wollen die Wölfe im Land, aber doch nicht so wie sie sind. Wie wär‘s mit einem Friedenscamp für Wölfe, Bären und Luchse? Mit einer veganen Salatbar, serviert von engagierten Schafsköpfen. Na dann man tau!” Deutschlandradio Kultur online - “Ökologen sind erfreut, dem Bürger ist unwohl”

Bernd Ufen / 13.02.2014

Interessant ist, wie diese Medienhype um den getöteten Giraffennachwuchs Teile unserer Mitbürger als Heuchler entlarvt. Diese Mitleidstour ist ein typisches Verhaltensmuster urbaner Gutmenschen, die kaum noch eine Beziehung zur Natur haben und die Dimensionen, die auf diesem Planeten ablaufen, nicht verstehen, weil sie von ihnen entfremdet sind. Bei ihnen laufen einfache Funktionsvorgänge ab nach den Gleichungen: Natur       =  gut     (Weil man sie nicht kennt) Tiere       =  süß    (Aber nur gewisse) Menschen   =  böse   (Alle, die nicht der gleichen Meinung sind) CO2       =  Giftgas (Weil man es einfach glaubt) Um einmal die Relationen zurechtzurücken, um die es hier geht, schauen wir uns mal an, wie viele Geschöpfe der Homo Sapiens im Jahr so um die Ecke bringt. Es werden von dieser Unterart der Primaten gekillt ca.: 52     Milliarden Hühner   2,6       ”    Enten   1,3       ”    Schweine   1,1       ”    Kaninchen   633   Millionen Truthähne   518       ”      Schafe   398       ”      Ziegen   293       ”      Rinder   24       ”      Wasserbüffel     1,7     ”      Kamele   und wie wir jetzt wissen, auch mindestens 1 Giraffe!   Worüber regt man sich auf? Natürlich, die Giraffe! Diese Zahlen gäben doch Futter für eine Ethikkommission, oder?  

Gerhard Sponsel Lemvig / 13.02.2014

Wenn’s kein Fleisch mehr gibt, dann fressen die europäischen Löwen halt einen Vegetarier.

Isabel Kocsis / 13.02.2014

In der Sache des Giraffenbullen, der der Inzestgefahr zum Opfer fiel und an Löwen verfüttert wurde, bin ich zwar nicht sonderlich erschüttert. Da das Tier aus fortpflanzungstechnischen Gründen überflüssig war, ist es schon verständlich, dass die Überbleibsel die Löwenkost bereicherten. Andererseits frage ich mich, ob der Zoo nicht Wege hätte finden können, die Tötung eines gesunden Jungtieres zu vermeiden. Hätte man nicht den Bullen mit einem ähnlichen Fall aus irgendeinem anderen Zoo austauschen können, wobei damit die Inzestgefahr gebannt gewesen wäre. Ich bin ziemlich sicher, dass auch andere Zoos vor ähnlichen Problemen stehen und sich ein Austausch hätte organisieren lassen - z.B. auch mit Spendengeldern der fanatischen Tierfreunde. Oder: Da das Problem ja wahrscheinlich schon seit der Geburt des Giraffenmännchens bekannt war, wären ja auch Maßnahmen einer Auswilderung planbar gewesen - da Zoos ja auch damit ihr Existenzrecht begründen. Schließlich hätte man auch den Schaueffekt des Ganzen in Frage stellen und bei völliger Unvermeidbarkeit etwas diskreter vorgehen können. Zoos sind eine künstliche Angelegenheit und müssen nicht unbedingt die grausame Mutter Natur spielen,wo Raubtiere die (schwachen !) Jungtiere der Herden des Nahrungsangebotes dezimieren, sondern sollten schon so weit wie möglich Verantwortung für das Leben ihrer Tiere tragen.

Jürgen Düker / 13.02.2014

Sehr gut auf den Punkt gebracht Herr Bohnhorst.

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