Rainer Bonhorst / 23.02.2016 / 13:00 / 2 / Seite ausdrucken

Angela Merkel macht den Cameron

Hier ein Beweis dafür, wie dringend wir die Briten in der EU brauchen. Kaum ist David Cameron nach London zurückgekehrt, da macht auch Angela Merkel daheim in Berlin einen Cameron, und zwar einen Kindergeld-Cameron.

Das europäische Kindergeld-Ärgernis geht ja so: Ein – sagen wir: bulgarischer - Vater oder eine – sagen wir: rumänische - Mutter, die in Deutschland leben, kassieren hier für ihre Kinder, die noch weit hinter dem Balkan leben, das volle deutsche Kindergeld. Das sind Beträge, von denen man am vergleichsweise armen Schwarzen Meer ausgesprochen königlich leben kann. Ein solcher großzügiger Geldtransfer ist ein verlockender Magnet, um die Reise an den Rhein, die Donau oder die Spree zu wagen. Und da klafft auch eine unschöne Gerechtigkeitslücke. Biodeutsche Eltern müssen sich mit ihrem Kindergeld in der teuren Heimat durchschlagen. Migranten ergattern das Beste von zwei Welten: den vollen deutschen Satz und die billigen Lebenshaltungskosten in der alten Heimat.

Und nun denkt Angela Merkel plötzlich darüber nach, die Sache in Ordnung zu bringen und das Kindergeld, das sie zahlen will, an die jeweiligen Heimatländer der Empfänger anzupassen. Sollte sie nicht nur nachdenken, sondern auch handeln, dann sausen die Migrantentarife steil nach unten. Zunächst für die Neuankömmlinge, später für alle.

Donnerwetter. Soviel Vernunft und Gerechtigkeit in einem der vielen politisch so heiklen Migrantenthemen? Wie ist das denn möglich! Ganz einfach: David Cameron macht's möglich. Er ist den Berufseuropäern so lange auf die Nerven gegangen, bis sie ihm gestattet haben, der europäischen Kindergeld-Idiotie ein Ende zu machen.

Das ist zwar nur eine Kleinigkeit angesichts der vielen europäischen Verrücktheiten. Und es ist nur ein kleiner Teil der Zugeständnisse, die David Cameron mit nach Hause brachte, um auf der Insel für einen Verbleib in der Europäischen Union zu werben. Aber was wäre passiert, wenn er die EU-Oberen nicht zwei Tage lang bekniet und bequatscht hätte? Nichts wäre passiert. Es wäre beim alten Trott geblieben. Angela Merkel würde, ohne zu murren, weiter die absurden Kindergelder nach Transsylvanien schicken lassen.

Wie gesagt: Das ist nur eine Kleinigkeit. Aber selbst bei solchen Kleinigkeiten herrscht in der EU-Chefetage eine Sturheit, die nur durch noch mehr britische Sturheit zu knacken ist.

Ob Cameron genug erreicht hat, um seine Landsleute zum Verbleib im europäischen Klub zu bewegen, ist unklar. Das Zwischenergebnis lautet: Ein Drittel für Europa, ein Drittel dagegen, ein Drittel unentschlossen.

Aber man kann nur hoffen, dass Cameron es schafft. Man kann nur hoffen, dass die Londoner den Brüsselern weiter auf die Nerven gehen. Zum Vorteil für alle Europäer. Sonst tut es ja keiner. Zum Nachteil für alle Europäer. 

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Thomas Schlosser / 23.02.2016

1) will ich ab sofort Al Bundy heißen, wenn Merkel auch nur ein Jota der bisherigen Kindergeld-Regelung ändern sollte, schließlich will sie als weltbeste und unerreichte Super Duper-Europäerin in die Geschichte eingehen und 2) sollte man mal thematisieren, wieso Deutschland den vollen Kindergeldsatz auch an Sprösslinge von Leuten zahlt, die aus dem Nicht-EU-Land Türkei stammen. Diese Kinder hat niemand jemals gesehen, gegen ein kleines Bakschisch stellt jeder anatolische Standesbeamte Geburtsurkunden aus und dann heißt es, in Richtung der Kartoffeldeutschen: Zahlemann & Söhne….. Und darüber, dass alle die Angehörigen von in Deutschland lebenden Türken, die in der Türkei geblieben sind, in den deutschen Krankenkassen mit versichert sind, plaudern wir dann ein anderes Mal…....

Dr. Michael Rohrbach / 23.02.2016

Sehr geehrter Herr Bonhorst, Kinder eines bulgarischen Vaters oder einer rumänischen Mutter, können-sofern sie in der Heimat ihres Vaters oder ihrer Mutter leben, nicht weit hinter dem Balkan sondern allenfalls auf dem Balkan (Bulgarien) oder vor dem Balkan (Rumänien) leben. Von Transsylvania spricht man wiederum in Camerons Heimat in der unsrigen heißt das Land vor dem Walde Transsilvanien. Dieses allerdings ist vom erwähnten Schwarzen Meer hunderte Kliometer entfernt. Dennoch, wir verstehen was Sie meinen und auch meine aus Rumänien stammende Frau (“Was ihr Deutschen Euch bieten laßt!”) gefiel ihr Text ganz gut. Nur über die Länder, von denen Sie schreiben, wüßten Sie wohl nichts…. Mit freundlichen Grüßen! P.S. Dialog mit Obenerwähnter: ” Wußtest Du eigentlich, daß Du ein Mensch mit Migrationsgeschichte bist?” Sie daraufhin: “So ein Quatsch, ich bin Ausländer.” P.P.S. Sie hat Freude an der deutschen Sprache in ihrer reinen und politisch nicht verbogenen Form…

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