Jetzt sind es nur noch ein paar Tage. Lange, bange Stunden. Jedenfalls läuft der Countdown. Bis endlich – drei, zwei, eins – null! - die größte Revolution der Info-Geschichte mit einem Big-bang Premiere haben wird. Ganz GEZ-Deutschland fiebert dem Abend des 17. Juli entgegen. An diesem denkwürdigen Datum wird Steffen Seibert, der Jörg Pilawa des öffentlich-rechtlichen Nachrichtenverkündungsfernsehens, ein neues „News-Zeitalter“ (stern-tv-magazin) einläuten.
Der Steffen, stahlharter Ankermann des ZDF, moderiert dann nämlich die erste „Heute“-Sendung, die aus einem völlig neuen High-Tech-Studio des Mainzer Lerchenbergs kommt. Es hat nur knapp 30 Millionen Euro gekostet. Und es wird sage und schreibe 700 Quadratmeter umfassen (man bedenke: das bisherige Studio, aus dem die alten, doofen Nachrichten kamen, maß schlappe 230 Quadratmeter!). Außerdem wird es ganz in giftgrün gehalten sein. Wände und Böden gehen total schick ineinander über! Es gibt da jetzt sogar einen „virtuellen Erklärraum“, in dem „animierte Grafiken dabei helfen sollen, komplizierte Zusammenhänge leicht verständlich zu präsentieren“ (stern-tv-magazin). Also, das Internet, Twitter und all dieser neumodische Krempel können einpacken…
Am 17. Juli um Schlag 19.00 erfahren wir, was wirklich mit den Renten sein wird. Ob die Atomkraft noch eine Chance hat oder ob unsere Grundversorgung mit Strom nicht doch besser aus einem dieser tollen Solarkraftwerke aus der politisch stabilen Sahara-Region kommen wird. Und vieles Wissenswertes mehr.
Alles echt ausgewogen. Teilweise sogar in 3-D!
Der Steffen ist schon ganz aufgeregt. Er darf die Auftaktsendung moderieren, weil Petra Gerster, die zweite Ikone von “Heute”, Ferien macht. Gemeinsam werden die beiden später aus ihrem giftgrünen Superstudio ihre „Kernkompetenz“ (Steffen) noch weiter ausbauen, und zwar das „Erklären von Nachrichten“ (Steffen). Sie werden uns, die Bewohner des tiefen Tals der Ahnungslosen, darüber aufklären, warum Merkel immer die Rübe einzieht, wenn es um irgendeine Wurst geht, weshalb Profalla zuverlässig Profalla-Stuss schwätzt, Müntefering vom Donnerbalken was ablässt, Guido steuersenkungstechnisch vor sich hin rattert und die Claudi alle Menschen bei uns willkommen heißen möchte, die südlich von Malle und östlich von Athen leben.
Blühende Landschaften winken dem ZDF mithin, infokompetenzmäßig. Unser Lieblingsstaatssender hat das neue Studio in TV-Spots seit Wochen annonciert und sämtliche Programmies heiß gemacht. Seine heiß begehrte Zuschauerzielgruppe 14 – 49 Jahre jibbert wahrscheinlich schon danach, sich die giftgrün gerahmten ZDF-Nachrichten reinzuziehen. Ja, es steht praktisch fest, dass die seit langem im freien Fall befindlichen Einschaltquoten von „Heute“ durch das neue Studio ruckartig stabilisiert werden können. Auf jeden Fall am 17. Juli. Vielleicht sogar am 18. Juli? Qui vivra, verra.
Meine Schwiegermutter (83) schaltet jedenfalls sofort ein, wenn sie in den Illus liest, dass bei den Fernsehnachrichten von ARD und ZDF was vor sich geht. Aber Achtung, sie ist eine durchaus kritische Zuschauerin. Als Jens Riewa das erste Mal Weltneuigkeiten ansagte, bemerkte sie: „Die Krawatt von dem ess forschbar“.