„Georgien ist nur der Anfang“, sagte Saakaschwili im Gespräch mit der „Welt“ vor sechs Wochen. „Morgen ist es die Ukraine, dann die baltischen Staaten, Polen.“ Der Präsident wollte in Berlin um Verständnis für die Situation seines Landes werben, nachdem sich die Nato bei ihrem Gipfel im April geweigert hatte, Georgien eine konkrete Mitgliedschaftsperspektive anzubieten. Besonders Deutschland hatte die von den USA befürwortete Aufnahme Georgiens auf möglichst unbestimmte Zeit vertagen wollen, „um Russland nicht zu verärgern“.
Die Begründung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Es ging nicht um die Frage, ob Georgiens Demokratie stabil sei. Es ging nicht um Georgiens Bündnistreue – Georgier kämpfen Seite an Seite mit der Nato in Afghanistan und mit den Amerikanern im Irak. Es ging um die Frage, ob die Aufnahme des Landes in ein Verteidigungsbündnis womöglich der Großmacht missfallen könnte, die Teile Georgiens – Südossetien und Abchasien – de facto besetzt hält und annektieren möchte. Diese Bekundung der Prioritäten deutscher Außenpolitik wird man im Kreml mit Genugtuung vermerkt haben.
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