In der DDR geht oberflächlich alles noch seinen sozialistischen Gang. In Der Hauptstadt wird der Bundesbürger Gerald Knoch wegen Fluchthilfe zu sechs Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Er kommt anschließend in den „Ausländerstrafvollzug“., denn das größere Deutschland gilt ja als Ausland. Vielleicht wird er zur Arbeit in einem der vielen Gewächshäuser eingesetzt, die manchen Haftanstalten angeschlossen sind. Das Größte stand rechts neben der Elbe, direkt an der Autobahn. Es wurde mit der Abwärme des daneben liegenden Kraftwerkes betrieben. Die Vorrüberfahrenden konnten sich gruseln bei dem Gedanken, von Schwerverbrechern nur durch Glaswände getrennt zu sein.
Nun wird in Berlin Marzahn das „modernste Gewächshaus“ der DDR eröffnet. Die Gewächshauskapazität der DDR müsste eigentlich ausreichen, um die Bevölkerung ausreichend mit Salat und Gemüse zu versorgen. Warum bleiben die Kaufhallenregale so gähnend leer? Weil das Meiste in den Westen geht. Die DDR verkauft alles, was sich zu Westgeld machen lässt. Auch ihre politischen Gefangenen. Die Strafe für Gerald Knoch ist so hoch ausgefallen, weil er so auf dem Markt einen höheren Freikaufspreis erzielt.
Gestern untersagte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg dem Verteidigungsministerium das so genannte „Bombodrom“, den größten Luft-Boden-Schießplatz in Deutschland, für Tiefflugübungen zu nutzen. Angelegt worden war der Übungsplatz von der Westgruppe der Sowjetischen Streitkräfte, die sich um Natur-, Landschafts-, und Menschenschutz nicht zu scheren brauchten. Als die Bundeswehrführung erstmals die riesigen Militärplätze der DDR sah, war sie spontan begeistert. Im Westen wären so überdimensionierte Anlagen nie genehmigt worden.
Ideale Übungsbedingungen für das Militär. Zur Ehre der Bundeswehr muss man sagen, dass sie auf viel verzichtet hat, dass ursprünglich für militärische Zwecke weitergenutzt werden sollte: so auf die Truppenübungsplätze im Hainich, in Thüringen, wo das größte zusammenhängende Buchenwaldgebiet Deutschlands wieder zusammenwachsen durfte und heute einen schönen Nationalpark bildet, mit einem sensationellen Baumwipfelpfad. An der Spitze der Halbinsel Darß an der Ostsee ist aus dem sowjetischen Militärflugplatz ebenfalls ein Nationalpark geworden. In Nordbrandenburg dagegen wollten die Militärs nicht weichen. Aber der Unwille der Bevölkerung, die zu lange von Tiefflugübungen gequält wurden, ist so groß, dass der Protest nun schon 17 Jahre unvermindert anhält.
Pikant ist, dass sich die Argumentation des Verteidigungsministeriums auf das „Landbeschaffungsgesetz“ der DDR aus den 50er Jahren stützt, das die Landbesitzer entschädigungslos enteignet hat und gegen das kein Einspruch möglich war. Unrechtsgesetzte einer Diktatur sollten von einer demokratischen Institution nicht genutzt werden, denn das ist auch eine Art Legitimierung des Unrechts.