@Judith Jannach; Sind Sie sicher? Ein bisschen geschickt verpackt, dann klappt das schon. Ein Beispiel: Als der Adressenhandel noch recht mühselig sprich analog war, stellte eine Firma, ein Auto in ein Flughafengebäude. Packte einen Stapel Adresszettel daneben und ein Schild an das Auto. Text: ´Schreiben Sie Ihre Adresse, Telefonnummer, wofür Sie ein Auto brauchen, Hobbys etc. auf den Adresszettel und werfen diesen über den Fensterschlitz ins Auto. Bei der Verlosung können Sie dieses Auto gewinnen.` Es lagen jede Menge Zettel im Auto.
Menschen mit positivem Selbstwert verstehen etwas von Werbung, Menschen mit negativem Selbstwert nicht. Das ist nicht geschlechtsspezifisch. Was geschlechtsspezifisch ist, sind die werbewirksamen Möglichkeiten.
Vollkommen falsch, meiner Meinung nach. Ritterlichkeit ist im Übrigen ein beliebter Terminus aus der DDR Aufklärungs-Erziehung. Ich weiss ja nicht, ob die Amerikaner soweit zurück geblieben sind in manchen Dingen. Die Sache mit den 50 Telefonnummern ist aber ganz klar von der allgegenwärtigen scripted reality inspiriert und zeugt von einer subtilen Geringschätzung, denke ich. Die Botschaft darin, die zu erkennen ich jeder intelligenten und modernen Frau unterstelle, lautet: Ich bin optisch interessiert und hoffe auf etwas Naivität und Einfalt. Und noch etwas ist an Peterson hier falsch. Fremden Frauen wird Mann im Allgemeinen auch später nicht jeden Tag wieder begegnen, er kann sich also ruhig mal gründlich zum Affen machen. Viel schwieriger ist, wenn man die Frau kennt und man weiss: In der Nordwand liegt noch Eis, da muss ich hinauf.
Peterson müsste unterscheiden zwischen rein sexueller Anziehung und partnerschaftlicher Anziehung. Viele Langzeitbeziehungen entstehen nicht nach dem von ihm beschriebenen Muster “Mann-sieht-unbekannte-Schöne-usw.” sondern daraus, dass man den Partner schon kennt, bevor sich was entwickelt. Z.B. von Arbeit, dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft.
Jordan B. Peterson hat im Grund genommen zwei psychologische Hauptthemen, um die sein inneres Denken kreist: Das erste Thema ist das Verhalten im Totalitarismus von brutalen Diktaturen und dessen Umerziehungslagern (KZ, Gulag etc.), das zweite Thema ist der gesellschaftliche Erziehungsauftrag innerhalb einer wie auch immer entstandenen Familie. Und irgendwie, ganz analytisch betrachtet, scheint es für ihn da einen Zusammenhang zu geben, eine Assoziationskette, so als wären Umerziehungslager große Familien mit einem gesellschaftlichen Bildungsauftrag oder aber Familien eine Art Gulag, in der man leiden müssen, um zu innerer und gesellschaftlicher Reinheit zu gelangen. Kurz gesagt: Die Familie ist eine totalitäre Struktur innerhalb einer freien Gesellschaft, die man am besten in Umerziehungslagern erlernt. (Die Bezeichnung für ein solches Denken nennt man orthodox.)
Dieser Peterson scheint wirklich zu glauben, daß Männer so seien wie seine Incel-Patienten.
“Und das Opfer lautet, dass eine ideale Frau nicht existiert.”—Eine Alternative wäre, schwul zu werden, denn dort hat man diese Enttäuschung nicht.
Wie bei allen Wirbeltieren geht es auch bei solch Verhalten, wie bei Tom Sawyer, um Aufmerksamkeit und Buhlen um ein begehrenswertes Weibchen. Ein Jahrhundert nach Tom Sawyer war es das Nachpfeifen. Vor Tom Sawyer hiess es “den Hof machen”. Mittlerweile haben sich im Laufe der exzessiven Angleichung beider Geschlechter die Rollenverteilungen ins Nebulöse gewandelt. Treibende Kraft sind emanzipatorische Einflüsse bei Frauen, die das Buhlen um sie selbst als rückständig und affig werten. Trotzdem bleiben 95 Prozent der Frauen für das Buhlen durch Männer empfänglich. Sie zeigen es nicht, um die Emanzipation nicht ad absurdum zu führen. Frauen haben vor Zickenkrieg Angst, weil in solch Krieg keine Siegerin bleibt und jeglich begehrenswerte Frau sich ungewollt mental dem männlichen Verehrer offenbart.
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