Das bezieht sich auf Angestellte. Nehmen wir mal an, man wäre quasi so etwas wie selbstständig und damit sein eigener Chef. Das Produkt, das man da an den Mann und die Frau bringt, wäre dabei so gut, dass es weltweit einschlägt wie eine Bombe und überall reißenden Absatz findet. Wäre es dann sinnvoll aus der Selbstständigkeit raus in ein Angestelltenverhältnis zu wechseln, wo man plötzlich einen anderen Chef über sich hat, der die Vorzüge dieses Produktes vielleicht nicht versteht und es einmottet? Wem wäre damit gedient? Das dient weder den Kunden noch dem Selbstständigen, der dann erst recht unzufrieden ist. Echte Macher brauchen Freiheit und Luft zum Atmen, damit sie ihre fantastischen Produkte überhaupt erst ungehindert entwerfen und vertreiben können. In einer Firma mit Vorgesetzten, wo unweigerlich irgendwann das Peter-Prinzip durchschlägt, haben Macher meist nicht viel zu sagen. Und dadurch wird die Welt nicht besser, sondern stagniert. Und was Stagnation für desaströse Auswirkungen haben kann, sieht man doch gerade. Stagnation ist die Vorstufe erst zur Degeneration und dann zum Verfall. Um das Problem zu lösen, ist ein Job im System gerade nicht geeignet. Da braucht es die Überholspur. Und wenn es die im System nicht gibt, muss man entweder auf der Gegenspur oder dem Randstreifen überholen. Ich würde nur dann den Job wechseln, wenn er neue Möglichkeiten bietet, aber die alten Möglichkeiten nicht einschränkt. Das fahren auf UND neben der Spur muss weiterhin möglich sein. Sonst geht das Produkt sofort den Bach runter. Und das wäre gerade in der jetzigen Situation nach all der enormen Vorarbeit absolut tödlich.
Früher war das alles noch ein bißchen anders, da gab es noch eine Betriebsrente, wenn man lange genug im Unternehmen beschäftigt war. Das fällt durch die heute befristeten Jobs immer mehr weg. Mein Vater war Bäcker in einem mittelständischem Unternehmen tätig und er sagte öfters, er sei Deutschlands ärmster Bäcker. Nun, dafür konnte er den besten Zwiebelkuchen backen. Ich selber hatte auch öfter mal den Job gewechselt und ich habe auch nicht alle Arbeiten immer gerne gemacht. Wenn ich mal in Schwierigkeiten geriet, sagte ich mir immer, geh weg kleines ich. Mein Leitgedanke war immer, wer sich und andere in Abhänigkeit bringt kommt darin um. Ich habe zwar auch einige Höhen und Tiefen erlebt, aber ich habe das ganz gut überstanden. Um die zukünftige Generation mache ich mir jedoch Sorgen. Die zukünftige Generation wird vielleicht nur noch eine Minirente, oder gar keine Rente mehr bekommen. Man braucht sich ja nur in Deutschland in der jeweiligen Heimatstadt umzusehen, dann erkennt man sehr schnell, das die Wirtschaft den Bach runtergeht.
Frage mich echt, wie diese Zusammenstellung dabei helfen soll, Charakter zu zeigen, wie etwa bei den Impfverweigerern im Gesundheitswesen, die keinen neuen Job in Aussicht hatten. Interessant auch, dass solches Wischiwaschi oft von Religiösen kommt, die eigentlich eine klare Trennlinie kennen müssten zwischen richtig und falsch, gut und böse. Und für die Pragmatismus eigentlich keine Rolle spielen sollte.
Vor allem muss man wissen, was man kann und was nicht. Warren Buffett verwendet dafür den Begriff “Circle of Competence”. Was innerhalb des Kreises liegt, beherrscht man. Was ausserhalb liegt, versteht man nicht oder nur zum Teil. Buffetts Lebensmotto: “Kennen Sie ihren Kompetenzkreis, und bleiben Sie darin. Es ist nicht so furchtbar wichtig, wie gross dieser Kreis ist. Aber es ist furchtbar wichtig zu wissen, wo genau die Kreislinie verläuft.” Der Versuchung, den eigenen Kompetenzkreis zu verlassen, sollte man unbedingt widerstehen.
Sehr nette Ansprache, aber es geht auch anders herum: Gut funktionierende Teams werden von Vorgesetzten absichtlich zerrissen, wenn die Chefetage darüber keine Kontrolle hat. Im Arbeitsleben geht es primär um Profitmaximimierung, und die funktioniert dann am besten, wenn alle Rädchen, jedes einzeln für sich, genau so funktioniert wie es vom Führungspersonal angedacht wurde. Es geht überhaupt nicht, daß sich verschiedene Rädchen zusammentun und in ihrem Sinne für einen reibungslosen Verlauf sorgen, ohne Steuerungsmöglichkeiten von außen. Natürlich gibt es auch die Egomanen, Selbst-Optimierer und regelrechte Sklaventreiber, die Recht & Gesetz nur im Vorbeilaufen mal gesehen haben. Man muß sich nicht alles gefallen lassen, und je nach Unternehmen kann man durch Setzen von Grenzen mit Fingerspitzengefühl bei halbwegs vernünftigen Kollegen & Vorgesetzten viel erreichen. Problematisch wird es bei anspruchslosen “chump jobs”, bei denen jeder ersetzbar ist. Da lastet der soziale Druck immens auf den Schultern, wenn das der einzige Posten ist, den man zur Zeit kriegen kann. Hier ist nicht die individuelle Selbst-Optimierung in welcher Richtung auch immer gefragt, sondern die Rücknahme der “Agenda 2010”, Hartz IV & die Sanktionen, die aus Deutschland erst ein Billiglohnland gemacht haben, in dem jeder umso mehr spurt, je mehr die Vorgesetzten mit dem Kündigungsschreiben winken und man weiß, daß man in den sozialen Abstieg rutscht. Politische Fehlstellungen für das Arbeitsleben kompensiert nicht der Arbeitnehmer, sondern die Politik als Verursacher. Selbstredend geht aber auch Eigenschutz immer vor, und bevor man auf einer Arbeitsstelle kaputt geht, sollte man die Reißleine ziehen und wechseln.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.