Solange man sich als Geschöpf des Schöpfers begreift der jenen Körper für die Seele schuf, besteht keinerlei Grund sich seiner Nacktheit zu schämen, warum auch, man hat diesen Körper der einem verliehen wurde in seinem so-sein doch gar nicht zu verantworten. Die Scham ob der Nacktheit tritt allerdings genau dann ein wenn man sich gottgleich wähnt, und ein vergänglicher stinkender Körper dazu nun in Widerspruch gerät. Um uns den Sündenfall mit dem damit einhergehenden Widerspruch erträglicher zu gestalten, gab uns der Schöpfer in grenzenloser Güte, die Fähigkeit zum Lachen und den Witz mit auf den Weg. , Dieser beginnt bis auf den heutigen Tag in der Regel mit einem Zweibeiner auf dem “himmlischen Thron” die Erde, ja das Universum zu seinen oder ihrer Füßen, und endigt in schallendem Gelächter nicht nur ob seiner/ ihrer “Nacktheit” sondern auch hilflosen Abhängigkeit von dem was er /sie meint gottgleich zu beherrschen und zu regieren. Covid 2 ist ein wunderbares Beispiel hierfür. Ein winziges Virus macht jenen gottlosen, die meinen den Weg ins Paradies schlechthin entdeckt zu haben soeben einen gewaltigen Strich durch ihre Rechnung und entlarft sie als das was sie sind, nämlich so nackt, wie der Kaiser in Anderson’s Märchen.
“Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis ” ? - Ja, wir SIND unzulänglich . Wir sind : Erde - Feuer - Wasser - Luft . Seltsam, dieser ständigen Verwandlung, Verstoffwechselung unterworfen zu sein ; Werden und Vergehen , tötend (essend), um zu leben, wissend, dass wir sterben werden. Mich wundert diese Daseinsweise. Allerdings erleben (bzw. können erleben) wir ja auch : Freude, Glück, Fröhlichkeit ,ZuFRIEDENheit, Gelassenheit, tiefe Dankbarkeit, Erfüllung , “Seligkeit”, unsere Fähigkeit,( uns) zu hinterfragen, Zuversicht… Wohin geht das Licht unserer Augen, woher kommen die wunderbaren Klänge, die Wärme unserer Herzen, das nie endende Wissen-Wollen, der Traum von -wie die Realität - der Liebe ? (“Wie kommt das Licht in die Sterne ?” wollte unsere 4jährige Tochter wissen) Weist über das rein materiell-Stoffliche hinaus . “...die Erde, die unterm Schnee vom Frühling träumt.”(K. Ghibran) ?
Ich sage gerne immer wieder: Wenn alle (nur) so unzulänglich wären wie ich es bin, dann wäre die Welt einen bessere. Sagt mir ein Weib, dass ich ihr nicht passe, dann empfehle ich der: Such dir einen anderen. Männer sind Überschussware, gibt es zum Säue füttern. Neulich - vor über 40 Jahren - mosert ein Vorgesetzter herum; ich nehme ihn am Arm zum Fenster, wir gucken auf die Straße, und ich deute auf ein paar Leute da unten: Geh’ runter, hol dir einen von denen und gib ihm meinen Job. Arrogant? Klar, aber von unten her betrachtet erscheint alles als arrogant, allez. Sinnspruch für Peterson-Alarm: Don’t let the bastards grind you down.
Wenn man träumt, dass man nackt auf einer Bühne vor Leuten steht, drückt sich darin nicht unbedingt nur die Angst vor sozialer Erniedrigung aus. Es kann damit auch der Wunsch zum Ausdruck kommen, sich selber sein zu dürfen, alle falschen Vorspiegelungen aufzugeben. Der nackte Körper kann demnach das wahre Selbst symbolisieren; die Kleider können das gesellschaftliche Selbst symbolisieren, das dem gerade herrschenden kulturellen Muster entsprechend fühlt und denkt.
Auch nach außen selbstsicher auftretende Menschen leiden nicht selten unter (verdrängten) Ängsten. Doch sind sie bemüht, diese vor ihren Mitmenschen unter vor allem auch vor sich selbst zu verbergen. Der “Nacktheitstraum“ deutet wohl auf so eine Unsicherheit hin. Man befindet sich in einem Raum mit angezogenen Menschen und selber ist man nackt. Die Nacktheit ist peinlich und unangenehm. Oft tritt dieser Traum in Momenten auf, wenn man eine Aufgabe zu bewältigen hat und diese Aufgabe einem über den Kopf zu wachsen droht. Man hat Zweifel, ob man der Aufgabe gewachsen ist (der „Abiturtraum“ geht wohl auch in die Richtung). Ist man wirklich schon groß? Oder tut man nur so? Steht man nicht kurz davor, ob seiner Unzulänglichkeit bloßgestellt zu werden? Gestern begegnete mir ein junger Mann mit Down Syndrom. Er schien überaus glücklich und gut gelaunt zu sein. Befindet er sich noch im Paradies? Hat er überhaupt in den Apfel gebissen? Ist er sich sich „bewusst“ geworden? Wer kann von sich behaupten, seiner vollständig bewusst zu sein? Wer ist diese Person, die so wacker durch das Leben ackert? Die doch letztlich so hilflos ist. Die, wenn es am Ende darauf ankommt, wieder zu Staub wird? Sie ist und bleibt ein Geschöpf. Und unterliegt von Anfang bis Ende Einflüssen und Bedingungen, die dieses nicht beeinflusst. Es kann hilfreich sein, sich dessen bewusst zu sein. Es nicht zu vergessen. Das hohe Ross, es ist nur geliehen.
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