112-Peterson: Neue Hoffnung schöpfen

Ich wurde gefragt, wie man nach einem Schicksalsschlag neue Hoffnung schöpfen kann. In erster Linie empfinden wir positive Emotionen, wenn wir uns auf ein Ziel zubewegen. Das würde bedeuten, dass man ohne Ziel keine positiven Emotionen fühlen kann.

Ich wurde gefragt, wie man nach einem Schicksalsschlag neue Hoffnung schöpfen kann. Ohne eine konkrete Vision ist es schwer, neue Hoffnung zu gewinnen. Hoffnung ist eine positive Emotion, es gibt ein neurobiologisches System, das positive Emotionen vermittelt. In erster Linie empfinden wir positive Emotionen, wenn wir uns auf ein Ziel zubewegen. Das würde bedeuten, dass man ohne Ziel keine positiven Emotionen erfahren kann. Und ohne das Empfinden positiver Emotionen kann man auch keine Hoffnung empfinden.

Die Frage lautet also: Wie kreiert man eine positive Vision, um die eigene Hoffnung wiederherzustellen? Ich habe ein Online-Programm entwickelt, das Menschen, die gerade keine professionelle therapeutische Betreuung haben, dabei helfen soll, Schritt für Schritt diesen Prozess zu durchlaufen. Es heißt „Future Authoring Program“.

Die erste Aufgabe dieses Programms lautet, sich selbst zum Tagträumen zu animieren, sich etwas vorzustellen, gewissermaßen ein Spiel mit der eigenen Vorstellungskraft zu treiben. Der erste Schritt dieses Spiels besteht nun darin, zu begreifen, dass es in Ordnung wäre, wenn im eigenen Leben alles gut liefe. Man muss sich selbst dieses Privileg erlauben. Ebenso wie das Privileg, zu glauben, dass jedes überschüssige eigene Leiden unnötig ist. Dass es akzeptabel wäre, wenn die Dinge für einen selbst gut laufen. Und dann braucht man den Glauben, dass das möglich und erstrebenswert wäre.

Seine Angst für sich arbeiten lassen

Als nächstes muss man sich fragen, was man wollen würde, wenn man haben könnte, was man will. Hier kommt nun das Tagträumen ins Spiel. Man muss nun mit sich selbst konferieren, so als täte man das mit jemand, den man nicht kennt. Weil man sich selbst in dieser Hinsicht offenbar fremd ist. Nun fragt man sich: Wenn ich haben könnte, was ich möchte und brauche, um mich selbst in günstige Umstände zu versetzen – günstige ethische Umstände – wo würde ich dann in fünf Jahren stehen?

Und dann lässt man seinen Geist sich das vorstellen. Beim Tagträumen erlaubt man sich buchstäblich die Vorstellung dessen, was man haben wollte, wenn man alles habe könnte. Und als nächstes sollte man 15 Minuten darüber schreiben. Danach sollte man weitere 15 Minuten dafür verwenden, aufzuschreiben, wie schrecklich das eigene Leben verlaufen würde, wenn man seine schlechten Gewohnheiten Überhand nehmen ließe. Somit entstehen zweierlei Pole, an denen man sich im Leben orientieren kann. Ein Hoffnung erweckendes und ein furchteinflößendes Element. So kann man sogar seine Angst für sich arbeiten lassen.

Als nächstes bittet einen das Programm, eine spezifischere Vision für sieben Teilbereiche des eigenen Lebens zu entwickeln. Wie stellt man sich seine Partnerschaft, seine Familie, seinen Freundeskreis, seine Karriere etc. vor? Auch hier geht es darum, sich das möglichst eindrücklich vorzustellen und aufzuschreiben. Es geht allerdings nicht um perfekten Stil oder prophetische Genauigkeit, sondern darum, die eigene Vision zu erleuchten.

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Video von Jordan B. Peterson.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Sam Lowry / 27.09.2023

Habe Ihren Tipp heute mal einer Freundin weitergegeben. Ich weiß nicht, ob das pauschal hilft, aber einen Versuch ist es immer wert. Meine Meinung: Man kann keine Ferndiagnosen stellen und pauschal irgendetwas empfehlen. Allerdings finde ich diesen Ansatz sehr gut: 2 mögliche Leben. Stell Dir beide vor und entscheide Dich. Die Diskussion, die aufkam, ging darum, ob man einen neuen Partner suchen soll. Für mich ist dieses Thema auf JEDEN Fall absolut erledigt. Traumfrau war da, was soll danach denn noch kommen? Enttäuschung? Kann ich mir sparen. Die Diskussion ging allerdings weiter. Ist es denn finanziell nicht einfacher zu zweit? Ja, ist es, aber meiner Meinung den ganzen Ärger nicht wert. “Du trinkst zuviel!”, “Du rauchst zuviel!”, “Das Bad riecht!”, “Zahnpastatube bitte wieder schließen!”, “Das Bett muss heute noch neu bezogen werden!”... “Nö, in ein paar Monaten denke ich nochmal drüber nach… über Dein Gesagtes.” Und dann ist schon wieder Hölle auf Erden… ;-)

Fred Burig / 27.09.2023

Alle denken nur an Sich - nur ich denk’ an MICH ......  MfG

Ralf Pöhling / 27.09.2023

Weiter: Details kann man derzeit also (noch) nicht preisgeben. Aber man kann in der Tat sagen, worum es geht und wo es enden soll. Es geht um die Abwehr des Feindes. Um nicht weniger als die Verteidigung der eigenen Existenzgrundlage und der eigenen Freiheit. Das Endziel ist der Sieg. Wer genau der Feind ist, wird derzeit noch durch den Clausewitzschen Nebel verschleiert. Selbst das bewusste Durchstechen von Informationen sorgt wegen der Verwirrung nicht für klare Verhältnisse. Man weiß ja nicht, wer wirklich Freund oder Feind ist und wer die Wahrheit sagt oder lügt. Bis auf ein paar sehr wenige Leute, die alle Details kennen. Aber man kann es anders erklären: Für wen tun wir das alles? Für die Jugend. Also für die Menschen, die dieses Land von ihren Vorfahren erben sollen, wie es ihre Vorfahren von deren Vorfahren geerbt haben, und die es mal selbst steuern, erhalten und verteidigen sollen. Sein Land kann man nicht einfach an irgendwen verscherbeln. Niemand hat das Recht dazu. Staats- und Völkerrecht geben das nicht her. Und es ist auch moralisch vollkommen daneben, daraus ein banales Geschäft zu machen. Nicht den alten Säcken, die mit ihrem Hintern so lange den Sessel polieren, bis sie in der Südsee auf ihrer Yacht dann in Rente gehen können, gehört dieses Land, sondern den jungen Menschen. Die Zukunft gehört nicht den Alten, sondern den Jungen. Wir Alten haben nicht das Recht, den Jungen ihre Existenzgrundlage einfach unter dem Hinterteil wegzuziehen und ihnen diesen schlechten Deal auch noch als Weltrettung zu verkaufen. Hier verkauft jemand nicht seine Großmutter, sondern die eigenen Kinder. Und damit die Kinder das nicht merken, werden sie von den Eltern getäuscht. Das muss aufhören. Und nein, ich rede hier nicht von einer gestrigen Volksgemeinschaft. Die Welt von heute ist eine andere. Das Wort Volk stammt vom Wort “folgen” ab. Jeder, der meinen Worten und diesem Ziel folgen kann, ist gemeint. Jeder, dem an diesem Land und seinen Werten etwas liegt.

Ralf Pöhling / 27.09.2023

Jeder Krieg hat zwei Ebenen: Eine ausführende am Boden und eine, die im Vorfeld die potentiellen Ziele auskundschaftet und genau die richtigen auswählt, damit der Sieg gelingt. Damit hat die zweite Ebene die Macht darüber, ob sich die physische Macht der ersten Ebene im Interesse oder gegen das Interesse der eigenen Leute wendet. Die Verantwortung für alles liegt also bei der zweiten Ebene, nicht bei der ersten. Die erste Ebene hat also ein Anrecht darauf, von der zweiten Ebene nach bestem Wissen und Gewissen mit den richtigen Informationen zur richtigen Zeit versorgt zu werden. Wenn die zweite Ebene aber unter Dauerbeschuss von allen Seiten und teils sogar aus den eigenen Reihen steht, ist die Kommunikation mit der ersten Ebene massiven Beschränkungen unterworfen. Dies sorgt andauernd für Missverständnisse und einen nachvollziehbaren Vertrauensverlust zwischen den Ebenen. Was der Begriff der feindlichen Infiltration ins eigene Lager in letzter Konsequenz bedeutet, ist nur denen bewusst, die damit praktisch umgehen müssen oder es zumindest mal erfahren oder selbst in die andere Richtung anwenden mussten. Der Krieg im eigenen Land ist ganz anders zu führen, als der Krieg auf fremdem Territorium. Das haben bei uns viele nicht auf dem Schirm, weil sie diese Erfahrung nie gemacht haben. Dies gilt insbesondere für die US geführte NATO. Man kennt den Krieg nur aus dem Fernsehen, aber nicht vor der eigenen Wohnungstür. Was es jetzt braucht, ist Vertrauen. Vertrauen in die, die alles geben, um das Problem zu korrigieren. Jetzt muss man aber wissen, wem man in dieser Situation überhaupt noch vertrauen kann. Und da spielen direkte Kanäle unter gesichertem(!) Ausschluss jeglicher potentieller Infiltrate, die kriegswichtige Informationen in die falsche Richtung abfließen lassen könnten, die alles entscheidende Rolle. Es gibt derzeit nur sehr wenige Menschen im Westen, die alle Details kennen. Aus gutem Grund.

Gerhard Hotz / 27.09.2023

Statt autosuggestiv positive Emotionen erzeugen, kann man auch umgekehrt vorgehen, nämlich negative Gefühle vermeiden, weil, wenn man das schafft, stellen sich die positiven Emotionen von selbst ein. Statt nach Glück zu streben, ist es vielleicht zielführender, Unglück zu umschiffen.

Gisela Tiedt / 27.09.2023

Ich schätze Jordan Peterson, diesen Text aber nicht. Er kommt mir weltfremd vor. Es gibt genug Dichter, Schriftsteller, die Schicksalsschläge erlitten haben und sich irgendwann wieder dem Leben zuwenden konnten. Manche oder viele von ihnen haben davon geschrieben. Zunächst muss Zeit vergehen. Es ist sinnvoll, die eigene Hilflosigkeit anzuerkennen. Dabei kann Wolfgang Borchert helfen: “Ich möchte Leuchtturm sein in Nacht und Wind, für Dorsch und Stint und jedes Boot. Und bin doch selbst ein Schiff in Not.”  Irgendwann erlebt man dann etwas, was früher “Gnade” genannt wurde. Gut dran ist, wer einige Gedichte in seinem Innern bewahrt hat - ist altmodisch geworden, ich weiß. Ich denke an Paul Fleming ...“was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren”, an Marie-Luise Kaschnitz: “Ist keine Zeit so arge Zeit, so tief ist keine Traurigkeit, dass nicht geheime Lebenskraft, den Menschen sich zu Willen schafft…”, an Hilde Domin “Die schwersten Wege”. Und viele andere. Denn es ist die Seele, die über den Schicksalsschlag hinweg kommen muss, nicht die Vernunft.

Hans Meier / 27.09.2023

Schwieriges Thema. Im Normalfall. sind fast alle mit Jammern beschäfigt, da ihre Vorstellungen, sich als private Phantasien verflüchtigt haben, und nun sind sie knatschig. Ihre sozialen Engagements, ihre politischen Ideale, und ihre privaten Freundschaften sind futsch. Zum Teil gestorben, z. T. geschieden, nach langen privaten Kämpfen, und nun schauen sie wie mißtrauische Rehe und Rehböcke, ohne konkrete Vorstellungen, bzw. nach Alternativen-Phantasien, von Zielen, weit in der Ferne. Vielleicht mit ebensolchen auf einem Hotel-Schiff, polieren sie ihr Möchtegern-Image, beim Käptensdinner. Laßen sich im Theater veralbern. Von den Mainstream-Medien das Großhirn demolieren, fürchten CO2, unser Lebenselexier für frischen neuen Sauerstoff, Gemüse, usw., hören die Teufel von Greenpeace mit ihren Millionen Werbe-Etats, jubeln wenn die Tore auf der richtgen Seite fallen. Finden keine “Ersatz-Partnerschaften”, außer denen mit ihren Haustieren. Denen reicht ja ihr Instinkt, ihr limbisches Kleinhirn, das regelt zumindest die Verdauung usw. zuverläßig. Alles Weitere bleibt in einer höheren Sphäre, einer angeblich philosophischen Diskussion- wobei es im Grunde doch nur um eine persönliche, seelische Balance geht, keinen Streit mit sich selber - an Anderen auszutragen.

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