Thomas Rietzschel / 08.07.2016 / 16:50 / 6 / Seite ausdrucken

Von Populist zu Populist

Volker Kauder - das ist der christ-demokratische Wachhund, der seiner Kanzlerin knurrend beispringt, wenn ihr die Argumente ausgehen - Volker Kader hat jetzt, kurz vor der politischen Sommerpause, noch einmal angeschlagen, um in einem Interview mit der FAZ die „Populisten“ zu verbellen. Wer ihnen folge, sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion, „stürze sich ins Unglück“. Denn: „Die großen Vereinfacher haben nie recht.“

Das mag wohl sein. Nur wie einfach muss einer gestrickt sein, dass er glaubt, mit einer derart populistischen Feststellung Eindruck schinden zu können? Bei Volker Kauder jedenfalls scheint es zu mehr nicht zu reichen, als den Gegner populistisch des Populismus zu verdächtigen. So schießt man Eigentore. So fallen die Phrasendrescher in die Abgründe ihrer rhetorischen Stereotypen.

Gefragt, welchen „Ratschlag“ er seinen Abgeordneten mit auf den Weg in die Ferien gäbe, antwortetet V. K.: „Redet mit den Menschen in den Wahlkreisen, sagt ihnen, was wir machen, sagt ihnen vor allem, dass es den Menschen in Deutschland noch nie so gut ging wie heute.“ Dass die Parlamentarier ihre Wähler auch einmal fragen könnten, was sie eigentlich wollen, was sie von den Politikern, die sie bezahlen, erwarten, kam Volker Kauder nicht in den Sinn.

Mit der alten Mär von der Merkel-Dynastie als der besten aller möglichen Welten hat sich der christ-demokratische Populist in die Ferien verabschiedet. Seine Artgenossen in den anderen Parteien müssen nun sehen, wie sie ihn populistisch übertrumpfen können. So schwer wird das nicht werden. Jeder Politiker muss sich populistisch bewähren, will er gewählt oder wiedergewählt werden. Schließlich ist die Demokratie eine populistische Veranstaltung. Nur wollen die meisten davon kein Aufhebens machen, sobald sie in Amt und Würden sind. Dann wird die eigene Taktik im Bewusstsein der Macht zur Selbstverständlichkeit und den anderen gleichwohl als Verfehlung vorgehalten. 

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 10.07.2016

Wenn uns die Alternativlosigkeit der Kanzlerin zu dem Chaos gebracht hat, das wir heute die Gnade haben, erleben zu dürfen in Deutschland -darf man das überhaupt noch sagen? - und dem Demokraturgebilde, das uns als “Friedensprojekt Europa” verkauft wird, nichts anderes ist als eine bunte Fata Morgana, können es irgend welche herbei vabulierten Populisten nicht schlechter richten. Aus meiner Sicht im Augenblick Kanzlerins statischer Tiefpunkt, kaum noch negativ zu toppen, daß sie nicht in der Lage ist, beim aktuellen NATO-Gipfel ein (eigentlich überhaupt nicht infrage zu stellendes) Besuchsrecht hinsichtlich der in der Türkei stationierten Bundeswehrangehörigen zu erreichen, ihr bei einer Verweigerung seitens des Sultans keine (auf der hand liegende) Reaktion in den Sinn kommt. Das ist nicht nur ein (erneuter) Verrat der Interessen des Landes, dem sie versprochen hat, vorbehaltos zu dienen, es ist vor allem ein Verrat der Bürger in Uniform vor Ort. Aber davon hat Herr Kauder offenbar auch keine Ahnung.

John Farson / 09.07.2016

“Die Vereinfacher haben nie recht” Bloß gut das die eigene Chefin und größte Kanzlerin aller Zeiten da ganz anders gestrickt ist! “Wir schaffen das” ist hoch komplex, kaum zu überbieten.

C. G. / 09.07.2016

Das kann Herr Kauder ja mal machen. Mit den Menschen in seinem Wahlkreis sprechen, meine ich. Und denen erzählen, wie gut es ihnen doch ginge. Da bin ich aber mal gespannt auf die Antworten, die er bekommt. Allerdings wird er die wohl eher nicht der breiten Öffentlichkeit mitteilen. Es könnte nämlich sein, daß er reihenweise verbale Ohrfeigen kassiert.

Jürgen Kröger / 09.07.2016

Der Herr Kauder sagt seinen Fraktionskollegen sie sollen mit den Bürgern reden und sagen, aber wäre es nicht besser wenn sie sich die Gedanken und Sorgen, dereer anhören, die sie wählen sollen.

Heinrich Rabe / 08.07.2016

“Die grossen Vereinfacher haben nie recht.” Ob Herrn Kauder schon aufgefallen ist, ueber wen er da spricht? Klima? CO2 runter, dann passt alles! Kernkraft? Ist böse, das sagen alle Pressevertreter, CO2 hin oder her! Griechenland? Halten wir im Euro, denn wenn er scheitert, usw.! Migration von hunderttausenden bildungsarmen Antisemiten? Wir schaffen das! Brexit? Weil Cameron immer nur gemeckert hat! Etc.pp., alternativlos. Geniales ist meistens einfach, Einfaches dagegen nicht zwingend genial. Kauderlich Vereinfachtes schon gar nicht. Ob Herr Kauder solch einfachen Gedanken zu folgen willens ist, sei allerdings bezweifelt.

Karla Kuhn / 08.07.2016

Vor der eigenen Tür zu kehren ist ausgesprochen anstrengend, könnte doch der eine oder andere Schmutz aufgewirbelt werden. Da kehrt man doch lieber vor einer fremden Türe. Volker Kauder gehört- für mich- zu den total blassen Politikern, genau wie Pofalla, sie hinterlassen einfach keinen Eindruck und wenn sie es versuchen, kommen so wahnsinnig interessanten Sätze raus wie: “Die großen Vereinfacher haben nie recht.” Da hat er recht, dass er nie recht hat.

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