Vera Lengsfeld / 02.11.2016 / 08:58 / Foto: DonkeyHotey / 2 / Seite ausdrucken

Trump - der Trumpf der Demokraten?

„Trump - der Trumpf der Demokraten“. Diese etwas steil anmutende These vertritt der Libertäre Dominik Ešegović aus Zagreb in seinem kürzlich erschienenen Büchlein „Politik ist nicht die Lösung“, in dem er die „Geschichte der Libertarian Party bis zum Showdown zwischen Trump und Clinton“ beschreibt. Donald Trump, nicht unbedingt ein Libertärer, wird von Ešegović ausführlich besprochen, weil er nach dem Rückzug des bislang erfolgreichsten Libertären Amerikas, Ron Paul, von vielen Libertären als Hoffnungsträger betrachtet und unterstützt wird. Das libertäre Urgestein Walter Block hat sogar eine Initiative „Libertäre für Trump“ gegründet, um Stimmung für den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zu machen. In Trump sieht er einen Garanten gegen die Gefahr eines Atomkriegs, auf den es nach seiner Ansicht hinauslaufen könnte, wenn die Interventionistin Hillary Clinton Präsidentin würde. Paradox: Die Unterstützung für Trump ist seiner Anti-Establishment-Rhetorik zu verdanken, obwohl der Mann bis zur Verkündung seiner Präsidentschafts-Kandidatur selbst ein Aushängeschild des Establishments war.

Ešegović führt eine Menge Informationen an, die seine These zu belegen scheinen. Ende Mai 2015 soll Trump einen Telefonanruf von Bill Clinton erhalten haben, der ihm die Präsidentschaftskandidatur nahegelegt haben soll, wie die Bewerberin der Republikaner Carly Fiorina in einer Debatte bekannt gemacht hatte. Ungewöhnlich wäre so ein Verhalten von Clinton nicht. Er hatte drei Jahre zuvor dem Republikaner Mitt Romney Tipps gegeben, die ihm in der Debatte gegen Barack Obama helfen sollten. Fiorina wies auch darauf hin, dass Trump sowohl für die Clinton-Stiftung, als auch für den Senatswahlkampf von Hillary Clinton, erhebliche Summen gespendet hatte. Zudem hatte Trump 2008 geäußert, Hillary würde eine „tolle Präsidentin oder Vizepräsidentin“ abgeben. Vier Jahre später sagte er in Vox: „Ich mag sie einfach“.... Sie sei eine wirklich gute Person und Frau. Trump muss es wissen, denn er und die Clintons trafen sich häufig privat, zum Beispiel zum Spielen auf Trumps Golfplatz. Donald soll auch auf keiner Clinton-Party gefehlt haben. Zudem sind Ivanka Trump und Chelsea Clinton angeblich beste Freundinnen, führt Dominik Ešegović in seinem Buch an.

Tatsächlich hat Trump zu Beginn seiner Kampagne Clinton nicht nur auffällig geschont, sondern sich  regelmässig gerühmt, mit den ultralinken Demokraten, wie Nancy Pelosi, einer engen Vertrauten von Clinton, gut auszukommen. Politisch ist er bis heute schwer einzuordnen. Sein Programm, sofern erkennbar, ist eher demokratisch. Außerdem scheint er die Republikaner ebenso wenig zu mögen, wie Angela Merkel die CDU, der sie ja nie ordentlich beigetreten ist. Ešegović weist auch darauf hin, dass Trump, würde er wirklich Präsident werden wollen, wohl für einen Superspendentopf gesorgt hätte, wie Clinton. Tatsächlich aber ist sein Wahlkampfbudget zehnmal kleiner als Hillarys. Allerdings thematisiert Trump das selbst. Er weist gern darauf hin, dass er seine Websites für wenige Dollar erstellen lässt, während die von Hillary Millionen kosten.

Ich gebe zu, dass ich auch lange Zeit so etwas für möglich hielt wie Autor Ešegović. Und jetzt das große Aber: Wenn das tatsächlich der Deal gewesen sein sollte, Clinton die Präsidentschaft zu sichern, dann ist die Inszenierung gründlich aus dem Ruder gelaufen. Dann wäre Trump jetzt in der Rolle des Zauberlehrlings, der die Geister, denen er zu befehlen glaubte, nun nicht mehr los wird. Inzwischen gibt es keine Schonung mehr. Hillary ist nicht länger eine „gute Person“, sondern eine "Kriminelle". Ob das allein eine verärgerte Reaktion darauf ist, dass Trump vom demokratischen Lager als Irrer eingestuft wurde, der „eine Schraube locker“ hat, oder ob der Kandidat Blut geleckt hat und sich nun selbst gern als Präsidenten sehen will, spielt keine Rolle. Tatsache ist, dass Trump nicht mal eben den Anti-Establishment-Kandidaten spielen konnte, ohne beim Wort genommen zu werden.

Sie nannten Hillary Killary 

Die Politikverachtung, die Unzufriedenheit mit den „Eliten“ ist zu groß, als dass sie sich für Spielchen instrumentalisieren ließe. Die Trump-Anhänger haben einen  wahren Tsunami gegen das Politik-Establishment losgetreten. Wie jeder Tsunami lässt auch dieser sich nicht steuern. Lange bevor Trump seine Konkurrentrin Clinton als Kriminelle bezeichnete, taten das seine Anhänger. Sie nannten Hillary Killary  und brachten immer neue Indizien an die Öffentlichkeit.

Auch Ešegović hat in seinem Büchlein den Skandalen um Sex und Drogen, in die der Clinton-Clan verwickelt war, ein eigenes Kapitel gewidmet. Ich kann die Fakten nicht überprüfen, aber wenn nur ein Bruchteil davon zuträfe, ist Hillary Clinton nachhaltig disqualifiziert, nicht nur für den Präsidenten-, sondern für jeden anderen Posten in einem demokratischen Gemeinwesen. Um nur einen der geringeren Vorfälle aufzuführen: Als die Clintons das Weiße Haus verlassen mussten, um ihren Nachfolgern Platz zu machen, sah das Gebäude angeblich aus, als habe „eine Pumuckl-Armee in ihnen gewütet. Kaffee wurde in Aktenschränke geschüttet, Tische wurden umgeschmissen...Teppiche wurden mit Salz bestreut und obszöne Karikaturen“ an Bürowände geschmiert.

Diese Verwüstungen wurden angerichtet, obwohl die Clintons mit ihren Nachfolgern, den Bushs, bestens befreundet sind. Deshalb wurde dieser Skandal wohl auch nicht an die große Glocke gehängt. Einzig Tipper Gore, die Frau des Vizepräsidenten Al Gore war es später peinlich und sie entschuldigte sich für den infantilen Vandalismus, mit dem sich die Clintons aus dem Weißen Haus verabschiedet hatten. Ob Hillary es wieder als Präsidentin betritt, ist unklar. Warum das so ist, steht im morgigen Beitrag.

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Leserpost

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Günther Möller / 03.11.2016

Sehr geehrte Frau Lengsfeld, bitte lassen Sie mich Herrn Peters antworten. Sehr geehrter Herr Peters, ich fange mal bei den letzten Sätzen von Ihnen an: Das ganze Dilemma im Zusammenhang mit der Ukraine besteht eben darin, dass sich die NATO sehr wohl über die ehemaligen Gebiete des Warschauer Paktes hin ausgeweitet hat. Dass keine GI’s hier in Ostdeutschland stationiert sind, ändert daran nichts. Wer stationiert z. B. den Raketenabwehrschirm in Osteuropa? Wir im Osten haben überhaupt keinen Grund den Russen dankbar zu sein, bis zuletzt sind versteckte Reparationsleistungen von uns erbracht worden. Aber trotzdem fehlt uns nicht das Gespür für Manipulationen im Umgang mit Russland, Putin und im aktuellen Medienumfeld. Die “fetten” Jahre in der alten BRD haben viele unserer westdeutschen Mitbürger vertrauensselig gemacht, bis nach ganz weit oben, so dass sie sich nicht vorstellen können, dass die von Ihnen gewählte Regierung sie über den Tisch ziehen könnte, geschweige denn die Amerikaner. Es ist schön, dass Sie Vertrauen in die amerikanische Demokratie haben. Hoffentlich haben Sie recht, denn es gibt für alles ein erstes Mal. G. M.

Sönke Joachim Peters / 02.11.2016

Liebe Frau Lengsfeld: Zweifelsfrei ist Trump einer der wenigen Kandidaten, der der allseits so verhassten Hillary R. Clinton den Weg ins Weiße Haus allein auch nur hätte ebnen können: Hillary R. Clinton ist schließlich so verhasst, unbeliebt und gilt als so korrupt , dass eigentlich jeder Kandidat aus den Reihen des Lagers der ‘republicans’ sie problemlos aus dem Weg hätte räumen können.—- Ausgerechnet aber D. Trump ist wohl der einzige Kandidat, der Hillary den Weg ins Weiße Haus überhaupt erst möglich macht. Ich sehe darin allerdings keine Verschwörung: Die Demokratie hat eben auch ihre Tücken und Schattenseiten. “In the long run” räumt sich das sowieso Alles wieder aus - ganz ohne Blutvergießen: Die Demokratie Amerikas funktioniert seit über 200 Jahren. Sie hat z. B. auch die desaströsesten Wirtschaftsdepressionen, Massenarbeitslosigkeit und sogar einen blutigen, Alles erschütternden Bürgerkrieg schadlos überlebt - wovon man in Deutschland wohl nur träumen kann. Hier in Deutschland können wir also getrost abwarten, wie die demokratie-gewohnten Amerikaner die Dinge locker und ohne Aufregung gelassen wieder meistern werden - wenn nicht heutem, so doch schon wieder morgen. Eigentlich wünschte ich übrigens den ehemaligen “Zonis” (ich meine bestimmt nicht Sie!) mal die ein oder andere amerikanische Kaserne in ihren Landen, damit sie die Amerikaner nicht immer nur als Wesen von einem anderen Stern wahrnehmen würden, in die man sowohl die “DDR”-Propaganda als auch die von Herrn Putin hinein-interpretieren kann, weil man sie eben überhaupt nicht kennt. Leider hat die NATO aber Gorbatschow versprochen, dass sie militärisch sich nicht in die die damals ehemaligen Gebiete des Warschauer-Paktes - also in das Gebiet der “DDR” ausbreitet.  So manchem Michel aus Meck-Pomm stünde ein lockeres Bierchen mit einem GI aber durchaus mal an: was meinen Sie?! Putin und sein Unsinn wäre dann dort schnell passé, denke ich.

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