Churchill, der etwas von dem Metier verstand, sagte einmal, das Tolle am Journalismus seien vor allem zwei Dinge: information and transportation. Wie recht der alte Churchill hatte! Information and transportation sind nämlich nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch Beglückungen an sich. Nehmen wir zum Beispiel information: Jeder weiß, daß Informiertsein nicht nur nützlich ist, sondern auch einen Distinktionsgewinn verschafft. Ja, viele Menschen haben auch an völlig nutzlosen Informationen ihre Freude, Hauptsache, sie können damit prahlen. Noch deutlicher wird das bei transportation: gerade da kommt es auf Status an und nicht nur darauf, von A nach B gebracht zu werden. Wozu gibt es den kostspieligen Unterschied zwischen Business und First auf Langstreckenflügen? Weshalb fährt manch einer lieber mit Porsche und Ferrari, wo doch Geschwindigkeitsbeschränkungen und dichter Verkehr kein sehr viel rascheres Ankommen erwarten lassen als mit Opel und VW? Aber das alles ist gar nichts gegen transportation mit Sondermaschinen der Bundeswehr. Nicht nur Journalisten, sondern insbesondere Regierungsmitglieder haben daran Spaß; für letztere ist die Flugbereitschaft überhaupt gedacht. Sie hilft, ein bißchen Spaß am Regieren zu bekommen, das sonst ein eher tristes Geschäft ist. Denn in einen Militärhubschrauber zu steigen, der mit laufendem Rotor auf einen wartet und dann über die Schwäbische Alb zu schrappen, das trägt an einem trüben Bildungs- und Forschungsministertag zweifellos zur Aufheiterung bei. Das ist transportation im heroischen, in Churchills Sinn!
Daß so ein kurzer Flug von Stuttgart nach Zürich dann gleich 26.500 Euro kostet, das ist nicht Annette Schavans Schuld; das liegt an der drolligen Organisation unserer Armee, die einen Hubschrauber erst aus Berlin holen muß, wenn er in Stuttgart gebraucht wird. Frau Schavan kann von Glück reden, daß ihr Fluggerät nicht aus Afghanistan angeknattert kam, sonst wäre die Rechnung noch ein bißchen höher ausgefallen. Aber jetzt fällt die Presse über die Forschungsministerin her, als wäre es Vergehen, sich von der für Lufttransporte zuständigen Dienststelle durch die Luft transportieren zu lassen. Mancher Politiker bekam seine Flugreisen von privat bezahlt, was sicherlich die Staatskasse entlastet hat, aber auch da gab es großes Geschrei. Annette Schavans Fehler war nur: Sie hätte in ihrem teuren Hubschrauber ein paar Journalisten mitnehmen sollen – die wissen transportation bekanntlich zu schätzen und steigen aus einer Regierungsmaschine regelmäßig wie verwandelt aus.