In Göttingen dürfen Frauen in Schwimmbädern nun oben ohne baden. Das Bündnis „Gleiche Brust für alle“ hatte sich dafür eingesetzt, um den weiblichen Körper zu entsexualisieren. Ich will mich aber nicht entsexualisieren lassen.
Die Absurdität der Gender-Ideologie kommt immer dann besonders zum Vorschein, wenn die graue Theorie auf die Wirklichkeit trifft. Realpolitik und Queer-Feminismus vertragen sich einfach nicht. Besonders deutlich tritt dies beim Vorstoßen der Trans-Aktivisten zutage: Dadurch, dass immer mehr Frauenräume wie der Frauensport, Frauenumkleiden, Frauengefängnisse und sogar Frauenhäuser sogenannten Transfrauen Zutritt gewähren – um als solche zu gelten, muss Mann in der Regel einfach nur angeben, sich weiblich zu fühlen, ohne dass eine körperliche Geschlechtsangleichung notwendig wäre – werden diese ehemaligen Schutzräume ad absurdum geführt. Vor allem im anglo-amerikanischen Sprachgebiet werden mehr und mehr Fälle bekannt, in denen Frauen belästigt oder gar vergewaltigt werden, weil beispielsweise ihre Zellennachbarin ein verurteilter Mann ist, der sich bei Haftantritt rein zufällig plötzlich als Frau fühlte. Zu den wichtigsten Beobachtern und Kritikern dieser Entwicklung im deutschsprachigen Raum gehört Achgut-Autorin Birgit Kelle (siehe etwa hier und hier).
Die „vermeintliche Frau“
Gerade erst machte eine ganz neue Gender-Geschichte die Runde, die weniger in den dramatischen, sondern eher in den komischen Bereich gehört: Die Stadt Göttingen gab bekannt, dass ab dem 1. Mai das Oben-Ohne-Baden in Schwimmbädern an Wochenenden auch für Frauen erlaubt sein soll. Vorangegangen war die Begebenheit, dass ein Göttinger Schwimmbad eine „vermeintliche Frau“ aus einem Schwimmbad hinausgeworfen hatte, die verbotenerweise oben ohne badete. Wie sich jedoch herausstellte, identifizierte sich „die Person“ überhaupt nicht als Frau, auch wenn ihre sekundären Geschlechtsorgane offenbar einen sehr weiblichen Eindruck vermittelt hatten. Nachdem wochenlang „Politik und Gesellschaft in Göttingen“ über den Fall diskutiert hatten, gibt es nun in allen Bädern, „die von der Göttinger Sport- und Freizeitgesellschaft betrieben werden“ an den Wochenenden Oben-Ohne-Spaß für Männer, Pardon, für Frauen. Eine Testphase bis zum 31. August sei dafür vorgesehen.
„Die Person“, die die ganze Aufregung verursacht hat, tritt unter dem Pseudonym Mina Berger auf und ist Teil des Göttinger Bündnisses „Gleiche Brust für alle“. Da sich diese Initiative als feministisch betrachtet, bin ich mal so frech zu behaupten, dass es sich bei der „non-binären Person“ Mina Berger mit den weiblich anmutenden Brüsten vermutlich um eine waschechte biologische Frau handelt. Hintergrund dieses „feministischen“ Vorstoßes ist, dass es als Benachteiligung betrachtet wird, dass Männer unbehelligt oberkörperfrei in der Öffentlichkeit herumlaufen können, Frauen aber nicht. Die Sächsische Zeitung schreibt in diesem Zusammenhang unter Berufung auf die dpa:
„Deutschlandweit gründen sich Bewegungen, die ein Oben-ohne-Recht für alle Menschen fordern – zumindest für die Orte, an denen sich auch Männer mit nacktem Oberkörper zeigen dürfen. Sie fordern Geschlechtergerechtigkeit und die Entsexualisierung des weiblichen Körpers.“
Mina Berger gibt über ihre Oben-Ohne-Aktion im Schwimmbad zu Protokoll: „Das hat sich gut angefühlt zu merken: Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich nicht dieses Oberteil an meinem Körper kleben habe.“
Scharf auf diesen barbusigen Vorstoß
Diese Aktion lässt mich als Frau ziemlich ratlos zurück, aber vermutlich bin ich einfach nicht feministisch genug, um die schreiende Ungerechtigkeit der bisherigen Kleiderordnung im Schwimmbad zu erkennen. Dabei bin ich selbst durchaus eine Freundin der freien Körperkultur. Da ich sehr gerne in die Sauna gehe und grundsätzlich alles liebe, was mit Wellness zu tun hat, suche ich mit Vergnügen Spa-Tempel wie etwa das Vabali in Berlin auf – und dort baden und saunieren Männlein und Weiblein, wie Gott sie schuf. Und im Urlaub lege ich mich manchmal oben ohne an den Strand, wenn ich beim Sonnen lästige Streifen meines Bikini-Oberteils vermeiden möchte. Aber das Bedürfnis, mir in einem ganz normalen Schwimmbad spontan das Bustier vom Leib zu reißen, hat mich bis jetzt noch nicht übermannt.
Ich werde wohl auch nie begreifen, was ich davon haben sollte, wenn der weibliche Körper „entsexualisiert“ würde. Ich habe durchaus ein gewisses Interesse daran, dass mein nackter Körper und namentlich meine Brust auf Männer „sexuell“ wirkt. Und ich wage sogar die Behauptung aufzustellen, dass es allen anderen, am Geschlechtsverkehr interessierten Damen ähnlich gehen dürfte. Dies wäre wohl das Stichwort für Evolutionsbiologen, um die wichtige Rolle des weiblichen Busens beim Anlocken der Männchen für die Paarung zu erläutern.
Kann das denn feministisch sein?
Im Ernst: Unsere Gesellschaft bietet genügend Gelegenheiten für körperliche Freizügigkeit (Stichwort FKK). Warum nun gefordert wird, dass Frauen im Namen der Gleichberechtigung im Schwimmbad oder in öffentlichen Parks oben ohne unterwegs sein sollen, bleibt mir ein Rätsel. Mir hat noch nie eine Frau davon berichtet, dass sie sich mehr Anlässe wünscht, ihr Oberteil lüften zu können. Warum vor allem die größtenteils sexualfeindlich eingestellten Feministinnen so scharf auf diesen barbusigen Vorstoß sind, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Bereits die „Femen“ erschienen mir immer sehr verdächtig, wenn sie bei ihren Aktionen ihre wohlgeformten Brüste in die Kameras hielten und dies damit begründeten, dass sie für eine Entsexualisierung des weiblichen Busens einträten. „Sex sells“ war das, was ich mir stattdessen angesichts dieser nackten Tatsachen in vorgeblich feministischem Auftrag dachte. Ist es ein Zufall, dass die „Femen“ von einem Mann gegründet wurden?
Wie dem auch sei: Meinetwegen sollen Frauen in Göttingen und anderswo oben ohne baden. Die Durchführung könnte sich in der Realität jedoch etwas anders gestalten als in der Theorie. Nachdem dieser Vorstoß am letzten Wochenende zum ersten Mal in die Tat umgesetzt wurde, gab es „ungewöhnlich viele Badegäste“ in den fraglichen Einrichtungen, wie Andreas Gruber, Geschäftsführer der Göttinger Sport und Freizeit GmbH, am letzten Sonntag berichtete. Er fügte hinzu, dass „verständlicherweise aber eher zurückhaltend“ von der neuen Regelung Gebrauch gemacht wurde. Momentan mal: Es kamen mehr Gäste in die Bäder, aber nur „zurückhaltend“ wurde vom Oben-Ohne-Baden durch Frauen Gebrauch gemacht? Soll das etwa bedeuten, dass die „ungewöhnlich vielen Badegäste“ aus Männern bestanden, die sich frivole Einblicke erhofften, die ihnen die Damen jedoch nur „zurückhaltend“ gewährten? Da wären wir dann wieder bei der Evolutionsbiologie. Kann das denn feministisch sein?
Rücksicht auf Migrationsgeschichte
Aber noch weitere dunkle Wolken zogen am Horizont der Freizügigkeit auf. Die dpa meldet:
„Im Göttinger Sportausschuss, der über die neue Regel entschied, gab es nach Angaben der Gleichstellungsbeauftragten Christine Müller Stimmen, die sagten, ‚wir müssen auf unsere Menschen mit Migrationsgeschichte Rücksicht nehmen.‘“
Auf gut Deutsch gesagt: Burkini und Barbusigkeit vertragen sich einfach nicht. Es dürfte spannend bleiben, wie sich diese feministische Enthüllung weiterentwickelt, da hier Interessen kollidieren, die offiziell nicht kollidieren dürfen. Ich wage die Prophezeiung, dass auch in Zukunft die meisten Frauen nur „zurückhaltend“ von dieser neuen Freiheit Gebrauch machen werden. Vermutlich staunen auch die Protagonistinnen vom Bündnis „Gleiche Brust für alle“ nicht schlecht, dass ihre alberne Idee tatsächlich Schule und Schlagzeilen machte und die Stadtverwaltung zur Änderung der Badeordnung anstiftete.
Dieses harmlose Beispiel zeigt, wie leicht es geworden ist, mit schwachsinnigen Forderungen in die Politik eingreifen zu können. Weniger amüsant sind die eingangs angeführten Beispiele von Frauenschutzräumen, die unter dem Vorwand der Transfreundlichkeit aufgelöst wurden. Die Aktivistinnen mögen durchgeknallte Feministinnen sein, die Leidtragenden sind für gewöhnlich ganz normale Frauen. Die Zeiten, in denen man Gender-Bewegte als machtlos belächeln konnte, sind eindeutig vorbei. Oder sollte man gleich sagen: „Die Folgen der Genderpolitik sind real“?
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