Jüngst hat die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoğuz, unwidersprochen von der Kanzlerin oder ihren Kabinettskollegen im „Tagesspiegel“ verkünden dürfen, dass „eine spezifisch deutsche Kultur …, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“ sei. „Schon historisch haben eher regionale Kulturen, haben Einwanderung und Vielfalt unsere Geschichte geprägt. Globalisierung und Pluralisierung von Lebenswelten führen zu einer weiteren Vervielfältigung von Vielfalt.“
Und sollte sich doch irgendwo spezifisch Deutsches regen, so finden sich überall kampfbereite „Antifaschisten“, die diesen Rückständigen schon zeigen, was sie unter „Vervielfältigung von Vielfalt“ verstehen. Um Opfer einer solchen Attacke zu werden, muss man heutzutage nicht einmal mehr zuvor als „Rechtspopulist“ gebrandmarkt worden sein.
So wie bei einem Anschlag mit ätzender Substanz auf das Geburtshaus von Ernst Moritz Arndt auf der Insel Rügen. Dabei wurden, wie eine Sprecherin der Polizei Stralsund mitteilte, mehrere Personen leicht verletzt. Es handelte sich um Mitglieder der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft, die ihre 25. Mitgliederversammlung abhielt. Etliche Teilnehmer der Veranstaltung in Groß Schoritz bei Garz haben über eine Reizung der Atemwege und Schleimhäute geklagt. Die Tagung fand dennoch statt. Die Polizei lässt die Substanz untersuchen.
Ob der Angriff politisch motiviert war, sei bislang unklar. Die weiteren Ermittlungen hat die Kripo Bergen übernommen. Die Arndt-Gesellschaft hatte mit einem Vortrag „Was ist des Deutschen Vaterland?“ die noch unbekannten Täter offenbar provoziert.
Prof. Walter Werbeck und die Opernsängerin Doris Hädrich-Eichhorn, die seinen Vortrag begleitete, beschäftigten sich mit der Vertonung von Arndts Gedicht „Was ist des Deutschen Vaterland?“. Daran versucht hatten sich unter anderem Carl Friedrich Zelter oder Franz Liszt.
Einzig der Greifswalder Landtagsabgeordnete Egbert Liskow (CDU) verurteilte den Vorfall. „Solche Art des politischen Diskurses ist absolut unangemessen, feige und hat in einer Demokratie nichts zu suchen“, sagte er. Wer ein Problem mit der Zeitfigur Ernst Moritz Arndt habe, der könne gern Stellung beziehen und sich der offenen Diskussion stellen.
Arndts Universität hat ein Dauer-Namensproblem
In Greifswald ist seit über einem Jahrzehnt ein heftiger Streit wegen antisemitischer Äußerungen des Historikers und Publizisten Arndt (1769-1860) entbrannt. Engagierte Arndt-Gegner versuchten schon mehrfach, ihn aus dem Namen der Universität zu tilgen, sind damit aber immer wieder gescheitert. Zuletzt im Jahr 2010 in einer Urabstimmung der Studenten (Wahlbeteiligung 23 Prozent, davon 49,9 Prozent für eine Beibehaltung des Namens, 43,4 Prozent für eine Namensablegung). Doch nun, im Jahr 2017, waren sie endlich erfolgreich.
Ein „Un(i)rat“ aus Hochschullehrern und Studenten hat beschlossen, den Namen des „Antisemiten“, „Kriegstreibers“ und „Nationalisten“ zu tilgen. Die Universität beugte sich dem Verdikt, obwohl man sich die Frage hätte stellen müssen, was ein 10 bis 12-köpfiges Gremium mit linksideologischer Gesinnung legitimiert, eine so weitreichende Entscheidung für die gesamte Uni, für Greifswald und Mecklenburg-Vorpommern zu treffen. Das Bildungsministerium von Mecklenburg-Vorpommern kassierte den Beschluss später wegen formaler Fehler.
Die Absurdität dieser Diskussion wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass zeitgleich die Stadt Trier nicht nur keinerlei Probleme mit den hetzerischen antisemitischen und menschenfeindlichen Äußerungen des „größten Sohnes der Stadt“ Karl Marx hat, sondern sich noch ein überdimensioniertes Marx-Denkmal vom kommunistischen China schenken lässt.
Aber Marx war kein Nationalist, sondern Internationalist, da wiegt Antisemitismus anscheinend nicht so schwer. Schließlich gibt auch das Bundesfinanzministerium im nächsten Jahr eine Sonderbriefmarke zu dessen 200. Geburtstag heraus.
Es droht ein absurder Kulturkampf, wenn künftig überall in den Hinterlassenschaften der Geistesgrößen vergangener Jahrhunderte nach Äußerungen gesucht wird, die nicht mehr dem heutigen Zeitgeist entsprechen, um ihre Urheber anschließend von Denkmälern und Straßenschildern zu tilgen. Wenn dieser grassierende Irrsinn nicht gestoppt wird, müssen sich die Mitglieder der Goethe-, Schiller-, Mendelsohn-, Lessing-, Bach-, Händel-, Heine-, und anderen Gesellschaften, die nach den Größen der deutschen Kultur benannt sind und deren Erbe pflegen, auf schwere Zeiten einstellen.
Wer damit provoziert, deutsches Kulturgut pflegen zu wollen, muss sich auf im wahrsten Sinne des Wortes „ätzende“ Proteste gefasst machen. Wenn den Unbelehrbaren dann die Augen tränen, können sie sich damit trösten, dass sie im Namen von Toleranz und der „Vervielfältigung der Vielfalt“ zum Weinen gebracht wurden.