Ulli Kulke / 13.06.2015 / 07:00 / 3 / Seite ausdrucken

Grüne gegen Windparks – in Mexiko

an lese und staune. Die Grünen machen mobil gegen die Windkraft. Jawohl. Allerdings nicht in Deutschland, wo sie diese Energie gegen den Widerstand von vielen Bürgerinitiativen massiv durchsetzen will, egal ob in Hessen, Niedersachen, Baden-Württemberg, ob in Thüringen oder Nordrhein-Westfalen. Nein, ihre Solidarität im Kampf gegen die Windräder gilt den indigenen Völkern Mexikos.

Unter dem Titel “Luft als Ware – ein Kampf gegen Windmühlen” führt die Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen auf ihrer Website in einem sehr langen Beitrag aus, warum der geplante Bau von Windparks am Isthmus von Tehuantepec den Menschen dort nicht zuzumuten ist. Zwar gibt sie in dem Artikel vor allem das wider, was eine Bettina Cruz von der “Völkerversammlung des Isthmus” dazu sagt, aber es wird sprachlich sehr klar, dass sich die Böll-Stiftung die Bedenken der Kritiker in Mexiko zu eigen macht. Und die dürften den Kritikern, die hier gegen Windparks vor ihrer Nase auf die Straße gegen, Bürgerversammlungen dürchführen und Flugblätter verteilen wie die Grünen zu ihren besten Zeiten, bekannt vorkommen:

“Nur weil es Wind im Itshmus gibt, heißt das nicht, dass dieser Wind zu Strom werden muss”, sagt Cruz, ihre Völker würden die Natur nicht nur als bloße Ware ansehen. Und dann klagt sie, dass die Windparks die Umwelt zerstören, dass sie die Anwohner stören, dass sie in den betroffenen Dörfern keine Arbeitsplätze schaffen, und vor allem, dass ihre Bedenken keine Wirkung zeigten. Vom Abholzen von Wäldern ist die Rede, von der Gefährdung von Zugvögeln – hierzulande nur allzu bekannte Kritikpunkte.

Gewiss haben die Kritiker in Mexiko einen weitaus schwereren Stand bei ihrem Widerstand als in Deutschland, die Kritikpunkte ähneln sich jedoch frappierend. Verzweifelte gibt es auch bei uns unter den Kritikern. Wenn Enoch zu Guttenberg, prominentes Gründungsmitglied des BUND, den Verein verlässt, weil der grüne Windkraft-Wahn im Land unseren Kulturraum zerstört, so will dies schon einiges heißen. Und es ist mehr als kaltschnäutzig, wenn Boris Palmer, grüner Bürgermeister von Tübingen und einer der Wortführer seiner Partei im Südwesten, fordert, auch Naturschutzgebiete und die großen

Waldgebiete des Landes dürften nicht mehr verschont bleiben von Windparks. Dies vor dem Hintergrund, dass Ornithologen, Zoologen und Naturschützer seit langem Alarm schlagen, weil die Windparks Flora und Fauna gefährden.

Natürlich geht es bei der Kritik der indigenen Mexikanerin auch darum, dass die Menschen in ihren Dörfern an der Windkraft nichts verdienen. Aber auch da sind die Unterschiede geringer als manche annehmen. Auch in Deutschland sind die Dorfbewohner, denen die Monster reihenweise den Horizont verbauen, am Gewinn auch nicht beteiligt, reich werden die Landwirte, die ihr Gebiet zur Verfügung stellen, und die Betreiber.

Es ist sehr zu begrüßen, wenn die Grünen sich um die Vorbehalte der indigenen Völker Mexikos gegen die Windkraft kümmern und sich dabei solidarisch zeigen. Es würde ihren Politikern in Bund und Ländern aber auch gut anstehen, wenn sie den Widerstand hierzulande mit seinen guten Gründen ernster nähmen. Es klingt geradezu heldenhaft, wenn die rot-rot-grüne Regierung in Thüringen dafür sorgen will, dass bis 2040 das Land nur noch von erneuerbarem Strom beliefert wird. Auch wenn sie dafür das Land zwischen Jena und Eisenach vollverspargeln will, mehr als Symbolpolitik ist das nicht – eine Symbolpolitik mit Scheuklappen, die die Probleme, die damit geschaffen werden, ausblendet.

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Leserpost

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Werner Geiselhart / 14.06.2015

@Klaus Kalweit Genau so ist es. Grüne, BUND, Nabu, Greenpeace sowieso nehmen eine Totalzerstörung der deutschen Kulturlandschaft in Kauf, indem sie z.B. die Anzahl der 25.000 Windräder auf mindestens 100.000 durchpeitschen wollen oder durch Biomasse-Kraftwerke die Mais-Monokultur fördern. Für Windräder dürfen problemlos tausende qkm Wald abgeholzt und Trassen geschlagen werden, während bei S21 die diesen Gruppen nahstehenden Parkschützer eine Schlacht um jeden Baum führen. Dass es ihnen gar nicht ums Klima geht, sondern um die Durchsetzung wirtschaftlicher und politischer Interessen, erkennt man unter anderem daran, dass die einzig sinnvolle, da CO2-freie und stabile Energie, die Kernenergie, aus ideologischen Gründen verteufelt wird. Nach der Abschaltung der letzten KKWs werden sich die CO2-Emissionen erneut erhöhen, insgesamt gesehen wird uns die Energiewende hunderte Milliarden EUR kosten, ohne die geringste positive Wirkung im CO2-Bereich erreicht zu haben.

Ingolf Pauli / 14.06.2015

Hallo Herr Kulke, Ihr Artikel ist in soweit zu ergänzen, dass dieser Umweltfrevel auch das Gebiet von Altenburg bis Jena betrifft. So wurden vorhandene Regionalpläne in Bezug auf Windenergie durch Verwaltungsgerichte außer Kraft gesetzt und damit einen Wildwuchs der Errichtung von Windenergieanlagen Tür und Tor geöffnet. Es sind eine Vielzahl von Bürgerinitiativen und Einzelaktionen wahrnehmbar, denen aber eine koordinierende Kraft fehlt. So darf Windenergie nicht mehr privilegiert werden. Das Baugesetz ist dahingehend zu ändern, dass Mindestabstände zu Wohnbebauungen, Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Infraschall usw. endlich Themen der politisch Handelnden werden.

Klaus Kalweit / 13.06.2015

Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, daß sich die Grünen von Umweltschützern (wichtig damals: die TA Luft) zu Umweltzerstörern entwickelt haben. Für den behaupteten Klimawandel, den wir nicht einmal rechnerisch beeinflussen könnten, selbst wenn die Schwarzseher recht haben sollten, sind sie fähig zu jeder Zerstörung und haben jede Vernunft über Bord geworfen. Doch noch immer gelten sie bei der allgemeinen Bevölkerung als Garanten für eine intakte Umwelt, und es wird Zeit, die Menschen wie in dem zugrunde liegenden Artikel zu informieren.

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