Ralf Schuler / 23.09.2015 / 08:52 / 8 / Seite ausdrucken

Gas geben und Sprit sparen - wie geht das?

Es schmerzt schon ein wenig zu sehen, mit welcher aufarbeiterischen Gründlichkeit wir Deutschen gerade dabei sind, das Geschäft der autobauenden internationalen Konkurrenz zu besorgen. VW hat getrickst, daran gibt es keinen Zweifel, dass aber der amerikanische Pickup-Driver sich jetzt bitter enttäuscht aus seinem Dodge-Fenster stürzt, weil VW bei den Stickoxiden einige Mikrogramm verschwiegen hat, ist nicht wirklich überzeugend.

Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass sich die Politik (abgesehen von den ehrlich autofeindlichen Grünen) seit Jahren einen schlanken Fuß macht und den Wählern nicht gern so deutlich sagt, dass sie sich kleinere, langsamere Autos kaufen sollten. Wer die Freude am Fahren und an der Wiederwahl nicht verderben will, verschärft lieber die Abgasnormen und überlässt es   den Autobauern, ihren Kunden im Laden die unschöne Botschaft zu überbringen, dass sportliche Freizeitfahrzeuge leider mit derben Umweltaufschlägen belegt und in die oberen sozialen Schichten abgefahren sind.

Statt dessen versuchen die Hersteller, der leider auch von naturwissenschaftlicher Basiskenntnis weitgehend befreiten Kundschaft vorzumachen, dass 1,5 Tonnen SUVs auch “sauber und ökologisch” einen spritzigen Antritt an der Ampel hinlegen und der 1. Hauptsatz der Thermodynamik nicht für Automobile gilt.

Das rechtfertigt keinen Testbetrug, erklärt aber das branchenweite Schummeln. Denn nach wie vor boomen “unvernünftige” Autos, und weder Start-Stopp-Technik noch Spritspar-Fahrtrainig führen im Alltag zum realen 1-Liter-Auto. Die Hersteller wissen das, die Politiker ebenso. Höchste Zeit, dass es auch die Kunden begreifen.

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Franz Liszt / 26.09.2015

Holistisch betrachtet (well to wheel), sind diese Autos nicht umweltschädigender als die Konkurrenz.  Die heutigen Fahrzeuge sind in fast jeder Beziehung besser als früher, Vorschriften haben nur einen geringen Anteil daran. 0,5 l Verbrauchsunterschiede sind irrelevant, aber die Autos sind ja auch sicherer und bequemer.  Die dümmsten Berechnungen sind die statistischen NOx Totesfälle, in DerSpiegel-sprache´Zug der Lähmlinge´ gennant. Betrugs war es so oder so, aber die Strafe steht in keinem Verhältnis zum Schaden. VW hat die Amerikanischen Verhältnisse nicht verstanden, von Wildwest kann in den USA keine Rede sein. U.a. ist die Durchschnittsgeschwindigkeit in den USA ist wesentlich hoeher, Radarfallen sind selten und es gibt Tagsueber fast keine Baustellen. Der Schaden, Dank der Panikmache, wird wohl, langfristig, existenzbedrohend sein. Die Politik macht populistisch mit und wird alle Dieselbesitzer und alle Bürger (darf man das noch so sagen?) bestrafen, es wird eine Energiewende vom Diesel zum Benziner stattfinden, seltsamerweise mehr in Europa als in den USA. In ein paar Jahren wird sich ein Chinese finden, der die Konkursmassse aufkauft.

Ralf Hart / 26.09.2015

“Das Leben ist zu kurz, um es mit dem fahren kleiner Autos zu vergeuden!” Offensichtlich sind Millionen von erwachsenen Bürgern der selben Meinung. Oder soll ich morgen mit dem Fahrrad zu meinem Learjet radeln? Und wie soll ich mein Powerboat ans und ins Mittelmeer kriegen? Aber gut. Das eingesparte Spritgeld kann ich dann in eine Traumschiffkreuzfahrt stecken. Habe ja zuvor schon gigantische Kohlstoffmengen eingespart! Meine Meinung: Weniger staatliche und mitbürgerliche Bevormundung bedeutet mehr Freiheit und Lebensfreude. MfG

Dieter Tesch / 24.09.2015

“und den Wählern nicht gern so deutlich sagt, dass sie sich kleinere, langsamere Autos kaufen sollten.” Warum sollen Politiker mir sagen, was für ein Auto ich kaufen soll? Morgen werden sie mir sagen “müssen”, was ich mir aufs Brot streichen darf. Wie weit ist es schon mit der Staatsgläubigkeit gekommen? Übrigens, Wer den Verbrauchsangaben der (aller) Hersteller vertraut, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

peter luetgendorf / 23.09.2015

Sehr geehrter Herr Schuler, da die Mehrzahl der Bundesbürger nach wie vor ökonomische Analphabeten sind, die sich auch beim Autokauf peinliche Dinge bieten lassen, die sie in jedem Supermarkt von sich weisen würden. Es gibt da Lieferzeiten. Wissen denn die Autonutzer nicht, daß eine Start-Stopp Technik den Anlasser stark belastet und die Weihnachtsbaumbeleuchtung neue Birnchen und Leds erfordert? Wozu braucht man ein “Spritspartraining”? Einfache Regel: wenn man dauernd den Fuß in die Ölwanne schiebt hat man mächtige Verbräuche. Gruß Peter Luetgendorf

Hans Meier / 23.09.2015

Erstens wurde bei den Verbrauchsangaben der Autos schon immer geschönt, wie jeder weiß und warum sollte das bei den Abgasen etwa wesentlich anders sein ? Zweitens sind in den USA mit der EPA strenge Vorschriften für Diesel-PKWs erlassen worden, an denen VW nun übel zu Schaden kommt. Pünktlich zur IAA wird VW sturmreif geschossen, von einer politischen Behörde des Landes was bisher als größter Umweltverschmutzer, nun etwas für sein Image und seine Finanz-Konzerne tut, um sauber dazustehen. Vielleicht auch um VW zu Dumpingpreisen zu übernehmen und zu demonstrieren, was deutschen Industrie-Konzernen passieren kann, weil US-Strategen nicht nur Weltmärkte beherrschen oder Handelsembargos verhängen lassen, sondern ala Wallstreet erobern und filetieren was sich lohnt.

Timm Koppentrath / 23.09.2015

Wow, und das auf achgut, was für eine Abwechslung. Sonst bin ich mental schon bei jedem Artikel darauf eingestimmt, dass Umweltschutz offenbar nur ein Luxushobby für linke Hippies sein muss. Ich habe nie verstanden warum Umweltschutz für “die Rechte” kaum eine Rolle spielt. Wenn man einmal vom liberalen Flügel absieht, so müßte der konservative “Rechte” sich doch wenigstens am “konservieren” von Ressourcen und sauberer Luft freuen können, aber nein, er freut sich doch eher über einen VW Amarok. Schade.

Ralf Orth / 23.09.2015

Was soll der Vergleich mit Schweren PKW? VW hat bei Wagen mit 2 L Motoren anscheinend getrickst. Das hat doch gar nichts mit den möglicherweise höheren Schadstoffwerten bei grossen Wagen zu tun. Ihr Kommentar hat meiner Auffassung nach das Thema verfehlt.

Paul H. Ertl / 23.09.2015

Wußte ich schon immer und hat mich nie interessiert. Vielleicht begreift die “Politik” mal, daß das sog. 1-Liter Auto ein Ziel von so nachrangigem Interesse ist, daß es sich absolut nicht lohnt, damit den Staat zu befassen. Sollte es wider Erwarten eine dafür ausreichende Nachfrage geben, wird es schon gebaut werden. P.S.: Der Start-Stopp-Mist ist so nervig, daß ich ihn ausschalte, wenn ich rechtzeitig daran denke. Aber zu dem Zeitpunkt sind ja die drei oder vier ml je 100 km auf dem Teststand schon mitgemessen worden, so daß die grüne Seele ruhig(er) schlafen kann…...

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