Dirk Maxeiner / 12.03.2015 / 12:06 / 8 / Seite ausdrucken

Fukushima: Jahrestag der Fälscher

Wer gestern Abend das Nachtmagazin der Tagesschau verfolgte, dem servierte Moderatorin Gabi Bauer eine kalt lächelnde Lüge. In einem Bericht über den Jahrestag von Fukushima (2011) sagte sie zur Kernschmelze in dem japanischen Reaktor wörtlich: „Mehr als 18 000 Menschen kamen als Folge des Unglücks ums Leben“ Siehe hier ab der 6. Minute.

Deshalb Just For The Record: Die Weltgesundheits-Organisation WHO stellte im Jahr 2012 fest (Siehe unter anderem hier), dass durch die Strahlung nach dem AKW-Unglück kein einziger Mensch zu Tode kam.

Die Bild-Zeitung von heute morgen berichtete in der Tendenz ähnlich wie die ARD, wenn auch subtiler formuliert: „Die Japaner gedachten gestern an vielen Orten der rund 18 500 Opfer, die durch das Seebeben und den Tsunami am 11.März 2011 und die Folgen der Reaktorkatastrophe von Fukushima ums Leben kamen.“

Also noch einmal: Die Menschen in Japan starben durch ein Erdbeben und einen Tsunami – also durch eine Naturkatastrophe - und nicht in Folge eines zumindest mittelbar vom Menschen verursachten Unglücks.

Es ist nicht erquicklich angesichts einer Katastrophe über Todeszahlen zu streiten. Aber eine rudimentäre Wahrhaftigkeit sollte dennoch gelten, vollkommen unabhängig davon, ob man Atomkraft nun ablehnt oder nicht.

Das Nachtjournal konnte es sich übrigens nicht einmal verkneifen, den Bericht über das Leiden der Japaner mit lupenreiner Propaganda für die sogenannte Energiewende zu verbinden. Seit die ins Werk gesetzt sei, so informierte uns Gabi Bauer, „ist grüner Strom plötzlich reichlich vorhanden und billig“. Gründlicher lässt sich die Energiewende-Wahrheit kaum verdrehen.

Es ist zwar ein Klischee, aber man kommt nicht um die Feststellung herum: So berichten Staatssender. Die ARD versuchte offenbar sich zum Büttel der Kanzlerin zu machen, die kurz zuvor einen Japan-Besuch absolviert hatte. Angela Merkel hielt es für ganz wichtig, den Japanern gute Ratschläge für einen Atomausstieg zu geben. Gerichtet war diese Botschaft allerdings nicht an die Japaner (die können ganz gut selber denken), sondern in erster Linie an das deutsche Publikum, das einmal mehr von der Richtigkeit der Energiewende überzeugt werden sollte. So werden Opfer einer Naturkatastrophe für die deutsche Innenpolitik instrumentalisiert.

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Leserpost

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Rüdiger Braun / 13.03.2015

In den Nachrichten des SWR am Morgen des 11. März um 6.00 Uhr: Subtil durch Satzstellung eine Verknüfung hergestellt zwischen Reaktorunglück und Todesopfer. In den Nachrichten des SWR am Morgen des 11. März um 6.30 Uhr: Dreist gelogen und die Todesopfer dem Reaktorunglück direkt zugeschrieben. Ich war leider im Auto unterwegs sonst hätte ich im SWR nachgefragt. Immerhin wurde ab 7.00 Uhr Fukushima nicht mehr in den Nachrichten erwähnt. Wahrscheinlich haben sich kritische Bürger beschwert.

Ulf Hensen / 13.03.2015

Ernstgemeinte Frage: Denken Sie, daß ohne solche Berichterstattung die Zustimmungsraten der Deutschen zur Energiewende signifikant geringer wären und wie, denken Sie, sähe die Energiewende heute aus, wenn tatsächlich 2011 in Schweizer Manier eine Volksabstimmung zur Zukunft der Energieversorgung gemacht worden wäre? Und was käme wohl heraus, wenn man eine solche Abstimmung heute machen würde? Mit besten Grüßen.

Raphael Münster / 13.03.2015

Der Link funktioniert so nicht, dieser http://www.ardmediathek.de/tv/Nachtmagazin/nachtmagazin/Das-Erste/Video?documentId=27007140&bcastId=331152 sollte zur entsprechenden Ausgabe des Nachtmagazins führen.

Ronald M. Hahn / 12.03.2015

Ich hab diesen Unfug auch gesehen. Angesichts dieser und anderer Jubiläen muss ich nun den Schluss ziehen, dass Journalisten weder Zeitung lesen noch sich Nachrichtensendungen anschauen. Kein Wunder, dass die Lage der deutschen Presse so desolat ist.

Tina Elderling-Manne / 12.03.2015

Das zynische ist doch, genau genommen haben sie gar nicht gelogen. Es wurde über die 3-fach Katastrophe berichtet und die Zahl der Toten erwähnt. Damit wurde formal nicht gelogen, lediglich auf Suggestivebene wird impliziert, dass die Strahlung verantwortlich war. Also entweder die Leute wussten was sie da erzählen, oder es war platte Dummheit. Bin mir gerade nicht so sicher, was ich schlimmer fände..

Jörg Schulze / 12.03.2015

Das geht noch besser: Bei einer Greenpeace Demo wurde ein Transparent gezeigt auf dem stand: Fukushima - 20.000 Tote.

Dr. Benedikt Robers / 12.03.2015

Diese widerwärtige Instrumentalisierung der Todesopfer hat mittlerweile schon Tradition. So hat Frau Claudia Roth vor zwei Jahren mit einem im Tenor ganz ähnlichen Facebook Eintrag zum Jahrestag der Katastrophe den Reigen dieser Fälschungen eröffnet.

Werner Geiselhart / 12.03.2015

Der Satz von Gabi Bauer „Seit der Energiewende ist grüner Strom plötzlich reichlich vorhanden und billig“. ist schon richtig, allerdings mit einigen kleinen Ergänzungen (in Klammern): „Seit der Energiewende ist grüner Strom plötzlich reichlich (und dann wieder gar nicht) vorhanden und (muss dann teuer bezahlt werden, Stichwort EEG. Der überschüssige Strom der notwendigen Reservekraftwerke muss dann) billig (an der Strombörse verhökert oder verschenkt werden)“.

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