Viele Deutsche wünschen sich ein Verbot von krassen Sprüchen, extremen Meinungen und falschen Behauptungen. Noch viel mehr glauben, dass es nicht ratsam ist, solche Ansichten öffentlich zu äußern.
Knapp ein Drittel der Bundesbürger finden beispielsweise, die Aussage „Frauen gehören an den Herd“ dürfe nicht erlaubt sein. Ebenso viele möchten den Satz „Man sollte die Mauer wieder aufbauen“ verbieten lassen.
Das ist ein Ergebnis des „Freiheitsindex Deutschland 2011“, den das John Stuart Mill Institut kommende Woche veröffentlicht.
Rund 18 Prozent beispielsweise finden es falsch, dass man in Deutschland „Atomkraft ist eine gute Sache“ sagen darf. Die Behauptung „Homosexualität ist eine Krankheit“ halten 35 Prozent für verbotswürdig.
Neben der Frage nach dem Verbotswunsch wollten die Forscher mit Hilfe des Allensbach-Instituts herausfinden, ob die Bürger es für riskant halten, radikale Ansichten in der Öffentlichkeit zu äußern. Wer dies glaubt, konnte die Antwort auswählen: „Da kann man sich den Mund verbrennen.“
Dieser Einschätzung stimmten weitaus mehr Menschen zu als den konkreten Verbotsforderungen. Bei einigen Themen waren es mehr als doppelt so viele. So möchten zwölf Prozent den Satz verbieten lassen: „Es gibt zu viele Moslems in Deutschland.“ Doch 68 Prozent glauben, dass es gewagt ist, diese Behauptung öffentlich zu äußern.
Die Antworten zeigen nach Einschätzung von Institutsleiterin Ulrike Ackermann, „wie stark der Druck der öffentlichen Meinung empfunden wird“. Einige Befragte befürworteten zwar, dass Extrem-Sprüche erlaubt sein sollten, glaubten jedoch, dass dies von ihrer Umwelt nicht toleriert wird. „Die gefühlte Intoleranz“, sagt Ackermann, „übersteigt bei Weitem die tatsächliche Intoleranz.“
Der FOCUS veröffentlicht morgen vorab weitere Ergebnisse der Umfrage.
* Ausruf der Diktators in Chaplins Film “Der große Diktator”