Michael Miersch / 03.01.2015 / 01:15 / 40 / Seite ausdrucken

An das deutsch-nationale Pöbel-Pack

Leider war ich es, der im Herausgeber-Kreis der Achse vor drei Jahren dafür plädierte, eine Leser-Kommentar-Funktion eizurichten. Und leider habe ich mich damit durchgesetzt. Ein Erfolg, den ich heftig bereue. Ein Argument derer, die damals dagegen waren, lautete: Wir werden massenhaft Müll-Post von durchgeknallten Hasskappen bekommen. So ist es gekommen.

Weil ich gar nicht wissen will, wie viele sozial gestörte Vollpfosten ihre Unzufriedenheit in die Welt hinaus posaunen, lese ich Leser-Kommentare fast nie. Soeben habe ich es doch mal wieder getan und gab mir gleich die volle Dosis, indem ich mir die Post VOR der redaktionellen Freigabe zu Gemüte führte. Dabei empfand ich tiefe Dankbarkeit für unsere Kollegin, die sich um die Leser-Kommentare kümmert. Sie hätte schon längst Schmerzensgeld beantragen können und tat es in ihrer Herzensgüte bisher nicht.

Und ich stehe vor einem Rätsel. Warum schreibt deutsch-nationales Pöbel-Pack massenweise und manisch an einen Autoren-Blog, dessen Selbstverständnis folgendermaßen lautet (wie jeder auf der Seite „Über Achgut“ nachlesen kann):

„DIE ACHSE DES GUTEN ist ein Zusammenschluss von Journalisten und Schriftstellern. Ihr Weblog ist seit dem 6. September 2004 online, zählt zu den meist besuchten Deutschlands und ist für viele Leser zu einem Leitmedium für politische Analyse und Kritik geworden. DIE ACHSE DES GUTEN bietet Raum für unabhängiges Denken. Ihre Autorinnen und Autoren lieben die Freiheit und schätzen die Werte der Aufklärung. Sie versuchen populären Mythen auf den Grund zu gehen, und sind skeptisch gegenüber Ideologien. Die Themen des Weblogs reichen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bis zu Populärkultur, Reiseberichten und den Abenteuern des Alltags.“

Liebe Pegida-Anhänger und sonstiges Pöbel-Pack, denken Sie doch bitte mal einen Moment nach (geht schon, man muss es nur versuchen). Glauben Sie wirklich, dass irgendjemand ihre frustrierten Ergüsse lesen möchte? Na sehen Sie. Und jetzt schreiben Sie bitte künftig an die „Junge Freiheit“, die „Nationalzeitung“,„Comapct“ und was es sonst noch an Fachblättern für Ressentiment und Verblendung gibt. Die freuen sich über Ihre Erörterungen. Danke.

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Leserpost

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Konrad Georgis / 04.01.2015

Herr Miersch, ich bin traurig, und ich erkläre Ihnen, warum. Meine angeheirateten Onkel und Tante, über 80 Jahre alt. sind in den 60iger Jahren wieder nach Deutschland zurückgekehrt - als Juden ein Akt der Versöhnung und des Vertrauens. Seit etlichen Jahren nun beobachten sie mit wachsender Unruhe den neu importierten islamischen Antisemitismus, die Anbiederei in Medien und Politik an eine religiös fundierte Judenfeindlichkeit, und sie sorgen sich über die Zukunft der Juden in Deutschland, in Europa im Zuge einer Islamisierung, die in kleinen Schritten sich vollzieht, gar nicht geheim, gar nicht verborgen. Den vorläufigen Gipfelpunkt erreichte dies in der Nonchalance, mit der im Sommer dieses Jahres mit den furchtbaren antisemitischen Ausfällen auf deutschen Straßen umgegangen wurde - wieder der Wunsch, Juden ins Gas zu schicken, wieder die Darstellung jüdischer Menschen als Kindermörder, als Bestien und keine Aufrufe von seiten der Politik, sich von solchen Demonstrationen fern zu halten, vielmehr der Versuch, dies alles zu verstehen als Einzelfälle, als dem Islam nicht anzurechnen. Nun also Pegida in Dresden, dem Ort, wohin nach der Wende meine Verwandten umgezogen sind. Ja, sie sind voll Angst vor dieser Entwicklung, ja, sie sorgen sich um die Zukunft des “Abendlandes” wie um sich selbst, als erneut zum Versteckspiel genötigte Menschen jüdischer Abkunft. Und so sind sie, erstmals in ihrem Leben, auf eine Demonstration gegangen - auf die Pegida-Demonstration, haben mitdemonstriert, um ein Zeichen zu setzen gegen die mit der Islamisierung einhergegende Renaissance des Antisemitismus in Deutschland, in Europa. Sie taten es im Bewußtsein, daß es in Dresden noch nicht so schlimm ist wie andernorts - aber mußten nun lesen, daß dies kein Argument sei, es muß erst das Kind am ertrinken sein, ehe man es aus dem Wasser zieht. Und nun lese ich, daß die beiden Alten Pöbel-Pack und Hasskappen sind, dumpf, nationalistisch und was noch alles mehr. Kennen Sie meine Tante und meinen Onkel? Kennen Sie so viele der Demonstranten, daß Sie so ungeniert den Stab brechen über sie? Im Sommer sprachen die beiden erstmals davon, Deutschland wieder zu verlassen. Ich habe ihnen widersprochen und gesagt, die Zivilgesellschaft sei stark genug. Doch nun höre ich, daß ihre Sorge Ausdruck von pöbelhafter Gesinnung ist, daß sie von Hass erfüllt sind, und dies von einem Autoren des Blogs, von dem man erwarten konnte, er würde die Menschen sehen und nicht seine Ressentiments für so wichtig halten, daß er ein Drittel der Bevölkerung, das wie meine Verwandten denkt, mit Schmähung und Beleidigungen überzieht. Ich kann ihnen nun nicht mehr guten Gewissens das Bleiben empfehlen. Herr Miersch, wohnt in Ihrem Kopf vielleicht auch soetwas wie Hass auf den in Ihren Augen ungebildeten Bodensatz, der nicht so denkt wie Sie es sich wünschen? Ressentiments? Wie gesagt, ich bin traurig.

Peter Wörmer / 04.01.2015

Schade, Herr Miersch. Bitte erst einmal eine Weile tief atmen, beruhigen, Kopf durchlüften und zu gewohntem souveränen Denken und Urteilen zurückfinden. BITTE. Peter Wörmer.

Gerhard Warthold / 04.01.2015

Sehr geehrter Herr Miersch, grundsätzlich geht es mir ähnlich wie Ihnen: Die “Eselswiesen”, wie die Leserbrief- und Kommentarspalten hin und wieder genannt werden, geben auch mir zumeist Anlaß zum Kopfschütteln - drücken wir es freundlich aus. Und dann hätte ich auch Verständnis für Argumentationen seitens der Autoren nach dem Motto, daß auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört. Gut, wenn zivilisierte Zeitgenossen nicht so reagieren, sondern - wenn überhaupt - feingeistig, ironisch oder so in dieser Art erwidern und dadurch beweisen, daß es ihnen am Diskurs liegt und nicht am ehrabschneidenden Pöbeln unter der Gürtellinie. Wie geschrieben, daß gilt für Ausfälle der Leserschaft. Entschuldigen Sie bitte, aber was ist Ihnen für eine Laus über die Leber gelaufen, wenn Sie Achseleser in der Art angehen? Gerade hier, wo selbst die Kommentare zumeist ausgewogen, selten unsachlich sind und häufig selber zum Nachdenken anregen? Da kann ich Ihnen nicht folgen, abseits davon, daß dann auch der weise Satz meines Großvaters wieder zutrifft, wonach verloren hat, wer sich im Ton vergreift - selbst wenn er im Recht sein sollte. Schade, hier war ich anderes gewöhnt. Mit freundlichen Grüßen Gerhard Warthold (Leser der Jungen Freiheit)

Harry R. Uhl / 03.01.2015

Lieber Herr Miersch, kommt ihnen das: ... “Eine gute Gesinnung schafft noch lange keine bessere Realität. Niedere Motive dagegen mögen zwar eine schlechte Presse haben, aber sie wirken oftmals überraschend segensreich” *) ... irgendwie bekannt vor, oder ist das schon zu lange her? *) Klappentext auf der Rückseite von: ... “Das Mephisto-Prinzip: Warum es besser ist, nicht gut zu sein” Michael Miersch; Dirk Maxeiner. Ffm: Eichborn März 2001 ... lt. Verlag “ein furioses Plädoyer dafür, menschliches Handeln nicht an seinen Intentionen, sondern an seinen Ergebnissen zu messen.” Na sowas!

Matthias Schuster / 03.01.2015

So gewinnt man aber keine Paten! Freundliche Grüße Schuster

Günter Pollmann / 03.01.2015

Herr Miersch, mit Ihrem aus meiner Sicht unqualifizierten Beitrag haben Sie sich dankenswerter Weise als jemand geoutet, der Meinungsfreiheit nur so lange als Monstranz vor sich herträgt, wie er seine eigene Meinung nicht durch die Meinung anderer gefährdet sieht. Deshalb kann ich Sie leider nicht mehr ernst nehmen.

Ralf Schmode / 03.01.2015

Eine Kleinigkeit noch, die ich bei meinem Vorkommentar übersehen habe und die bisher auch keinem Mitleser aufgefallen zu sein scheint: “Weil ich gar nicht wissen will, wie viele sozial gestörte Vollpfosten ihre Unzufriedenheit in die Welt hinaus posaunen, lese ich Leser-Kommentare fast nie. “ Eine solche Haltung - die man auch mit “Es interessiert mich nicht, was die Leser denken” übersetzen könnte - hätte ich von den Klebers, Belluts und Miosgas dieser Welt erwartet, bei denen das Geld völlig unabhängig von der journalistischen Leistung und ihrer Akzeptanz (oder gar umgekehrt proportional dazu?) fließt, aber für die Leser eines freien Autorenblogs, zumal eines solchen, der gerade dabei ist, Abonnenten anzuwerben, ist so etwas eine schallende Ohrfeige und in Verbindung mit der Pöbelei gegen PEGIDA-Anhänger schlicht unerträglich.

Günther Thomsen / 03.01.2015

Die Spreu muss vom Achseweizen getrennt werden. Bei der Achse sind Kommentare manchmal notwendig um Artikel einzuordnen und teilweise auch verständlicher zu machen. Einige sind eben um zu viele Ecken herum geschriebenen. Nehmen Sie Ihre verehrte Kollegin ab und zu mal ganz fest in die Arme, lassen Sie sich von ihrer Herzensgüte drücken und Sie werden sehen, sogleich ist der frisch entsorgte Bodensatz unter den Kommentatoren viel leichter zu ertragen.

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