„Es war doch nur gut gemeint – Wie Political Correctness unsere freiheitliche Gesellschaft zerstört“ heißt ein im vergangenen Herbst erschienenes Buch, und es ist ein wichtiges Buch und eine umfassende Analyse der Political Correctness, mit der Organisationen und Medien im Dienst einer fragwürdigen Politik daran arbeiten, die freiheitliche Gesellschaft zu zerstören.
Die Political Correctness ist der Nährboden für eine sich massiv abzeichnende Spaltung der Gesellschaft. Sie ist kein neues Phänomen, erlebt aber in der Zeit der Massenzuwanderung ihre wahre Blüte. Zu den mit ihr verbundenen Taktiken gehören neben dem Relativieren das Verschweigen, das Verleumden, das Verharmlosen, das Verklären und das Verherrlichen („Deutschland wird bunt“).
Ohne das massive Praktizieren politisch korrekter Taktiken durch die weite Medienwelt – von der Sendung mit dem Claus bis zu süßlichen Schmonzetten selbst im Kinderfernsehen – wäre die gesellschaftliche Lage in Deutschland nicht so brisant, wie sie es inzwischen ist. Man stelle sich einmal vor, die so genannten Leitmedien hätten von Anfang an all die Fragen thematisiert, die von kritischen Köpfen spätestens bei der Aufgabe der deutschen Landesgrenzen 2015 gestellt wurden. Mit Sicherheit wären wir heute nicht an einem Punkt, an dem – brandaktuelles Ereignis – 200 Asylanten die Polizei so massiv bedrohen können, dass diese sich kapitulierend zurückziehen musste. Fortsetzung folgt.
Es war doch nur gut gemeint, ist deshalb ein wichtiges Buch, weil Political Correctness als Verhaltenskanon und Informationstaktik überaus mächtig ist, und das gilt es zu durchschauen. Alle, die Medien konsumieren, sind ihr täglich ausgeliefert. Indem das Buch ihre Werkzeuge beschreibt (Euphemismen, Sprachcodes, Emotionalisierung von Ereignissen, Verwendung von Kampfbegriffen (Veranstaltungen von „Rechten“ sind natürlich keine Demonstrationen oder Versammlungen, sondern „Aufmärsche“) ermöglicht es dem Leser, zunehmend souveräner zwischen den Zeilen lesen zu können und die erzieherische Berichterstattung, die mit Journalismus so gut wie nichts mehr zu tun hat, zu erkennen. Und natürlich deren Absicht.
Political Correctness ist eine Ersatzreligion
Nicht alles in der p.c. Strategie ist so offensichtlich wie die Geschichten von den gefundenen Brieftaschen; schon bei den Relativierungen („...passiert auch auf dem Oktoberfest“, Zitieren von offiziell verbreiteten Statistiken) muss man mit Fakten vertraut sein, um solchen Finten entgegen zu argumentieren. Wer den adretten Nachrichtenmoderatoren vertraut, kommt gar nicht auf den Gedanken, eine „offizielle“ Kriminalitätsstatistik zu hinterfragen.
Er weiß nicht, wie im Dienst der korrekten Denke mit Begriffen und Fakten jongliert wird. Wer alles als Deutscher gilt. Wie antisemitische Vorfälle als „rechtsradikal“ einsortiert werden. Was ein Vorfall ist. Dass bei dieser permanenten Berieselung dennoch in der Bevölkerung zunehmendes Misstrauen erkennbar wird, liegt an der Dreistigkeit, mit der politisch korrekte Medien immer wieder versuchen, die Alltagserfahrungen der Bürger mit Migranten und Islamisierung abzuledern und als Rassismus und Nazisprech zu denunzieren.
Keine Frage: Die an den politisch korrekten Informationen beteiligten Medien verstehen etwas von ihrem Metier, und sie wissen auch, wie sie ihre Werkzeuge einsetzen müssen, um einen möglichst großen Wirkungsgrad in ihrem Sinne zu erreichen. Mögen offensichtliche Verharmlosungen bei besonders eklatanten Fällen wie den von Asylanten begangenen Mordtaten und Sexualdelikten selbst unkritischen Bürgern auffallen: Nachhaltig wirksam in Sinne der p.c. sind all die kleinen Meldungen, Berichte und Behauptungen, die in Nebensätzen und harmlos klingenden Formulierungen stecken. Diese setzen sich subtil in uns fest und verrichten fleißig ihr manipulierendes Werk. Das Ganze geschieht in einer Art Salamitaktik: „Jede Ausprägung ist minimal extremer als die vorhergehende, so dass man bei keinem Schritt sagen könnte: 'Vorher war es noch in Ordnung, ab jetzt ist es inakzeptabel'“. Vergleichen Sie einmal diese Taktik mit der deutschen Israel-Berichterstattung, gerade jetzt in diesen Tagen.
Political Correctness ist eine Ersatzreligion, ein Wohlfühl- und Gemeinschaftsempfinden, das zugleich der Gruppenbildung Gleichgesinnter wie der Ausgrenzung Andersdenkender dient. Ein längeres Kapitel beschreibt die psychologischen Mechanismen, die der p.c. Religion innewohnen und sie antreiben. Dazu gehören auch Opferkult und Schuldkult, dazu gehören angewandte Doppelstandards. Anders gesagt: Was Ali darf, darf Alfred noch lange nicht. Oder praktisch: Eine Torte ins Gesicht von Frau Wagenknecht ist ein Übergriff. Eine Torte ins Gesicht von Frau v. Storch hingegen ist ein politisches Statement.
Mächtig aufholende Gegenstimmen
Es war doch nur gut gemeint geht auch auf die inzwischen mächtig aufholenden Gegenstimmen ein. Da wären insbesondere Blogs und einige Druckmedien zu nennen, die für eine zunehmende Zahl von Bürgern unabdingbare Informationsquellen geworden sind. In einer solchen Quelle lesen Sie gerade. Bürger und Publizisten erkennen, dass der Einfluss „der Political Correctness weit über das Ziel einer harmonischen, diskriminierungsfreien Gesellschaft hinaus geht." Mit dem Resultat, dass so erst die Basis für Diskriminierung und Doppelstandards geschaffen wird.
Die Ergebnisse dieser Politik mit massiver Unterstützung vieler Medien sehen entsprechend dramatisch aus: Aufforderung zur Verleugnung der eigenen nationalen Identität, Aufgabe der deutschen Kultur durch Rücksichtnahme auf Andere, Verklärung der Zuwanderer, Anpassung von deutschem Recht und Gesetz, Aufgabe des eigenen Landes durch Politik und Medien zugunsten unserer Fernsten, systematische Verdrehung statistischer Daten und die in undemokratischer Weise ausgebrütete, beschlossene und umgehend vollzogene mediale Zensur.
„Je überzeugter die Vertreter der p.c. von ihrer Aufgabe sind, um so schonungsloser sind sie beim Einsatz ihrer Werkzeuge“, schreiben die Autoren. Die im Kern gut gemeinte Idee der politischen Korrektheit ist, vor allem in den Gewerken „Migrationspolitik“ und „Sexismusdebatte“, außer Kontrolle geraten, sie ist, so die Autoren des Buches, „...eskaliert. Die Kollateralschäden gehen […] weit über die Ebene des einzelnen Individuums hinaus. Letztendlich betreffen sie auch die Gesamtgesellschaft, deren Spaltung durch die PC-Ideologie beständig vorangetrieben wird.“
Wie ich bereits sagte: „Es war doch nur gut gemeint“ ist ein wichtiges Buch, das man kennen muss, um dem diffusen Gefühl, man werde von den Medien irgendwie verschaukelt, das Diffuse endgültig zu nehmen. Die Arbeit der beiden Autoren ist bei aller gesellschaftlicher Brisanz des Themas unaufgeregt, sachlich, den Fakten verpflichtet geschrieben. Wer es gelesen hat, wird fortan beim Hören, Sehen und Lesen von Informationen erkennen, wo und wie und in wessen Interessen berichtet wird. Und nicht nur, wo schamlos gelogen, verheimlicht und verharmlost wird, sondern auch da, wo subtil desinformiert und manipuliert wird.
Zwei kritische Bemerkungen müssen zum Buch gemacht werden. Ob der Verlag, das Lektorat oder die Autoren für den Satz auf dem hinteren Umschlag „Über das Versagen der Politiker und das Unvermögen der Medien – und wie die Rechte davon profitiert“ (Hervorhebung von mir) verantwortlich sind, ist mir egal; seine Existenz lässt erkennen, dass der Schleimpilz der Political Correctness selbst im Zusammenhang mit einem kritischen Buch zu finden ist.
Zweitens halte ich den Appell der Autoren an die Exponenten der p.c. für naiv. Sich zu besinnen und die „Bedrohung der Freiheit durch eine Ideologie“ (die p.c.) „zu stoppen“ würde bedeuten, nicht weiter mit Behauptungen, Simplifizierungen und geistig-schlichten Aussagen zu taktieren, sondern nach Fakten zu fragen, anstatt sich „von paternalistischen Journalisten erziehen zu lassen“ […] Für die Werte der Aufklärung einstehen und durch sachliche Diskussion und rationales Denken den Fortschritt behindernde Strukturen überwinden.“ Das klingt gut und richtig, wird aber nicht funktionieren. Dazu müssten die p.c. Vertreter sich ganz und gar infrage stellen, denn kaum etwas an ihrem Weltbild hält vor einem Faktencheck stand. Lieber werden selbst Verbrechen verschwiegen oder uminterpretiert („Es ist egal, woher der Täter stammt“), als dass ein Erkennen eingestanden würde. Was ich damit meine, zeigt diese politisch korrekte Besprechung des Buches.
Daniel Ullrich / Prof. Dr. Sarah Diefenbach, Es war doch gut gemeint. Wie Political Correctness unsere freiheitliche Gesellschaft zerstört. riva verlag 19,99 Euro
ISBN: 9783742303424