Cora Stephan / 31.08.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Die Stimme der Provinz: Cannabis im Schweinestall

Die Tierhaltung wird in Deutschland durch Verordnungen nahezu unmöglich gemacht. Heute gibt es 43,5 Prozent weniger Schweinebauern als vor 10 Jahren. Niedersachsens Agrarministerin schlägt allen Ernstes vor, die leerstehenden Ställe zum Cannabisanbau zu nutzen.

„Morgenthaus Erben“ seien an der Regierung, schreibt der Journalist und Sozialwissenschaftler Wolfgang Bok – und meint offenbar Rotgrün mit einem kleinen sonnenblumengelben Fleck. Steile These! Gemeint ist Henry Morgenthau, Finanzminister im Kabinett von US-Präsident Franklin D. Roosevelt. Der hatte im August 1944 vorgeschlagen, Deutschland nach dem Sieg der Alliierten massiv zu verkleinern, zu deindustrialisieren und entmilitarisieren und zu einer Art Garten Eden, zu einem Agrarstaat, umzubauen.

Man könnte auf die Idee kommen, dass Bok recht hat und Morgenthaus Utopie längst Realität ist. Die Deindustrialisierung unseres Landes nimmt aufgrund hoher Energiekosten, übergriffiger Bürokratie und zunehmender Planungsunsicherheit enorm an Fahrt auf. Nicht nur Schwergewichte verlegen ihre Tätigkeit in andere Länder, auch der Mittelstand, Deutschlands Rückgrat, leidet, wenn auch leiser.

Entmilitarisiert sind wir längst, die Bundeswehr steht blank und wäre zur Landesverteidigung nicht fähig. Andererseits: Wer würde schon noch bei uns einmarschieren wollen und die Sorge für all jene übernehmen, die noch immer zu uns migrieren, weil sie offenbar noch nicht mitgekriegt haben, dass hier bald nichts mehr zu holen ist? Und wer von den Neuankommenden will schon mit der Hacke auf die Felder ausrücken, auf denen künftig der Wohlstand gedeihen soll?

Wieder Currywurst auf dem Speisezettel

Aber auch das wird nichts. Morgenthau mag sich nach Deindustrialisierung und Entmilitarisierung einen Agrarstaat als bukolische Szene vorgestellt haben, mit glücklichen Kühen und friedlich-freundlichen Schafhirten. Doch auch die Landwirtschaft ist mehr und mehr Opfer einer Ideologie geworden, der Wachstum suspekt ist und die den Wolf zu den Schafen lässt.

Wenn es so weiter geht mit der grünen Ideologie, wird landwirtschaftliche Fläche und Wald den Windkraft- und Photovoltaikanlagen überlassen, der Rest dient dem Maisanbau für die Biogasanlagen. Nutztierhaltung ist schon lange unter Beschuss, und wenn das Argument nicht mehr zieht, dass Kühe Klimasünder sind, weil sie Methangas in die Luft rülpsen, kommen die Tierrechtler mit dem „Tierwohl“, dem man im Grunde nur Genüge tun kann, indem man Tiere eben nicht nutzt. Das Aus der sogenannten „Borchardt-Kommission“ (das „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“, das scheiterte, weil die Bundesregierung sich nicht auf eine Finanzierung zum Unbau der Tierhaltung einigte, allen voran Cem Özdemir, Anm. d. Red.) macht deutlich, wie wenig sich der vegetarisch lebende Landwirtschaftsminister Cem Özdemir dafür interessiert.

(Anekdote am Rande: die Kantine im Özdemirs Ministerium ist seit dem 1. Juli geschlossen, weil er keinen Koch gefunden hat, der nach des Ministers Öko-Vorstellungen arbeitet. Und die VW-Kantine hat längst wieder die Currywurst auf dem Speisezettel.)

Der kluge Bauer gibt auf

Die Borchert-Kommission hat im Februar 2020 Empfehlungen für eine Anhebung des Tierwohlniveaus der deutschen Nutztierhaltung vorgelegt. Die Empfehlungen wurden gemeinsam von Interessenvertretern der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft und der Umweltverbände, zahlreichen weiteren Akteuren aus Wertschöpfungsketten, Verwaltung und Wissenschaft getragen. „Kern dieser Empfehlungen ist die Einführung langfristiger staatlicher Tierwohlprämien bei schrittweiser Erhöhung des Tierwohlniveaus. Ohne diese Instrumente wird sich das Ziel, den gesamten Sektor schrittweise auf ein hohes und deutlich über EU‐Standard hinausgehendes Tierwohlniveau zu bringen, nicht erreichen lassen.“

Schön ausgedacht. Und wow! Wir wollen wieder mal die Besten sein, über dem EU-Standard. Doch nun ist man frustriert. Das Ministerium möchte sich nämlich auf eine dauerhafte verlässliche Finanzierung nicht einlassen. Die Landwirte wiederum wollen sich auf das grüne Wolkenkuckucksheim nicht verlassen. Wer seinen Schweinestall vor kurzem tierwohlgerecht umgebaut hat, darf das womöglich demnächst erneut tun – obwohl er die Kosten für den ersten Umbau noch längst nicht abgestottert hat. Der kluge Bauer gibt auf und, siehe oben, profitiert von den staatlichen Subventionen für „erneuerbare“ Energie.

2022 gab es in Deutschland 16.900 Betriebe mit Schweinehaltung. Das sind 43,5 Prozent weniger als vor zehn Jahren. Die Zahl der Schweine ging um rund 25 Prozent auf 21,4 Millionen zurück. Niedersachsens Agrarministerin Staudte schlägt allen Ernstes vor, die leerstehenden Ställe zum Cannabisanbau zu nutzen. Schließlich ist das nur gut für die Volksgesundheit, wenn die Deutschen weniger Schweinefleisch essen – und auch kein Rindfleisch, denn Tierwohl heißt: keinem Tier etwas zuleide tun. Dann kommt auch Schlachten nicht infrage.

Was also bleibt? Jedem seine kleine Parzelle, auf der er Gemüse anbauen kann? Cannabis kommt vom ehemaligen Schweinebauern? Fleisch wird vom Fallensteller gekauft, was selbstredend illegal ist? Haustiere sind abgeschafft, da Katz und Hund vegetarisches Futter nicht überleben? So hat sich Henry Morgenthau das wahrscheinlich nicht vorgestellt. Er hat in den Grünen seinen Meister gefunden. Einen Meister aus Deutschland.

 

Cora Stephan, geb. 1951, ist Publizistin und Schriftstellerin. Sie veröffentlichte Beiträge in zahlreichen Medien, darunter beim NDR. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Soeben ist ihr neuer Roman „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ erschienen.

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Leserpost

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Klaus Ortmann / 31.08.2023

Volldeppen in der Politik Volldeppen gewinnen die Überhand und sitzen schon im Regierungsamt, weil man Ministerposten besetzt über Quoten, was sich sinnigerweise reimt auf Idioten. Der Artikel dies klar beweist, weil eine Ministerin auf Sachverstand scheißt und von ihrer Eignung eher in den Saustall paßt, weil sie sich nur mit Dünnschiß befaßt.

Wilfried Cremer / 31.08.2023

oder Schweine im Cannabisstall, so wie du und ich?

Frank Mora / 31.08.2023

neueste Sonntagsfrage in Sachsen (Insa im Auftrag von Regionalzeitungen) CDU: 29% alle anderen unter 10%. Ausnahme: AfD 35%

Emil.Meins / 31.08.2023

Was finden wir zur Frau Ministerin? Lebenslauf von Miriam Staudte - Seit 2022 Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz—— Seit 2008 Mitglied des Niedersächsischen Landtages, 2003 bis 2008 Elternzeit, 2003 Geburt 2. Sohn, 2002 bis 2003 Sozialarbeiterin im Johanniter Krankenhaus Geesthacht/Mölln Psychiatrische Abteilung (Anerkennungsjahr), 2001 Geburt 1.Sohn, 1996 bis 2001 Fachhochschule Nordostniedersachsen, Lüneburg, Abschluss: Diplom-Sozialpädagogin/-Sozialarbeiterin. Klartext: Die Frau hat beruflich keinerlei Ahnung von ihrem Amt, und hat lediglich 1 Jahr gearbeitet, als Praktikantin, (das war unumgänglich, um das Diplom zu bekommen), um dann aus der Elternzeit in den Landtag katapultiert zu werden. Sie gehört zu den zahllosen Sozialpädagogen/-Sozialarbeitern, die bei den GRÜNEN Ämter bekleiden, (demnach wäre ich auch, dieses Fach in einem anderen Leben studiert habend, 100% ministrabel, müsste nur bei den Grünen eintreten). Dazu passt dann auch ihr Vorschlag: vermutlich hat sie schon Ideen für langfristige Lieferverträge zu Sonderkonditionen nach Berlin im Portfolio. Passt schon!  By the way: ich verzehre schätzungsweise nicht mal 1 Schwein im Jahr, wenn man im Schnitt 100 g/Tag rechnet, kommen 36,5 kg zusammen. Die genannten 21,4 Mio. müssten eher als Gesamtmenge/Jahr angegeben werden, da diese Zahl eher eine Momentaufnahme des Bestandes ist, die Ställe werden jedoch immer neu bestückt, und die Mastdauer eines Schweins liegt bei 5 Monaten, auf der Seite ima-agrar.de/wissen/agrilexikon/schwein kann man dazu mehr nachlesen. Dort steht auch ein Durchschnittskonsum pro Bundesbürger von etwas über 38 kg (sic!). Wenn der Bestand abnimmt, geht die Welt übrigens nicht unter, da wir auch viel davon exportieren. Für uns reicht es noch. Es gibt ohnehin zu viele Schweine….

gerhard giesemann / 31.08.2023

Ja, und dann ab und zu die Sau reinlassen, zum Ernten. Cannabisschinken statt Rosmarin! Das Paradeis ist nah, fragt den Cem. Nur noch bekiffte Schweine!

F. Auerbacher / 31.08.2023

Frau Stephan, ich habe gelegentlich im Deutschunterricht aufgepasst. Daher weiß ich, dass Ihr letzter Satz so boshaft-treffend ist, dass ich nur zustimmen kann.

Christian Feider / 31.08.2023

Der neue “EU-Plan” ist doch gar nicht so geheim und kann selbst erggogled werden: 1.Schweinehaltung innerhalb der EU wird auf Spanien zentriert,2,Geflügelhaltung wird auf Polen zentriert. Wer sich mal anschaut,wo die grössten % heute schon herkommen,wird meine These bestätigt sehen. Ist wie beim Strom,wir fühlen uns “gut” und delegieren die Realität über die Grenzen hinweg zu den Nachbarn

finn waidjuk / 31.08.2023

Endlich mal eine gute Idee! Dass sich mit dem Anbau von Drogen mehr Geld verdienen lässt als durch “normale” Landwirtschaft weiß in Afghanistan jeder Bauer schon lange. Mittlerweile sind auch genug Schutzsuchende in Deutschland, die über das benötigte Wissen zur Weiterverarbeitung verfügen und im internationalen Drogenhandel gut genug vernetzt sind um eine tragfähige und nachhaltige “German Connection” zu etablieren. Da eröffnen sich ganz neue Perspektiven für den Wirtschaftsstandort Deutschland und es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass wir mit unserem Wirtschaftsminister tatsächlich doch den richtigen Mann an der richtigen Stelle haben. Ich sehe in Deutschland blühende (und süßlich duftende) Landschaften voraus. Alles wird gut!

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