„Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!“ Diesen Satz der Vorfreude sagte Katrin Göring-Eckardt vor fast genau zwei Jahren auf einem Grünen-Parteitag und stellte sich damit hinter die „Willkommenskultur“ der Bundeskanzlerin. Jetzt, da Frau Göring-Eckardt an der Möglichkeit arbeitet, zusammen mit ebendieser Kanzlerin regieren zu können, kann jeder die Änderungen sehen, nur kann sich nicht jeder so darüber freuen wie Frau Göring-Eckardt.
Das mag daran liegen, dass es immer mehr Gegenden im Lande gibt, die man nicht mehr so unbeschwert betreten kann wie noch vor einigen Jahren. No-Go-Areas soll es ja in Deutschland angeblich nicht geben, sagen politische Verantwortungsträger. No-Jogging-Gebiete für alleinlaufende Frauen gibt es hingegen schon.
An dieser Stelle wurde schon auf Meldungen verwiesen, wie diese:
In Bottrop ist eine 21-jährige Joggerin im Stadtpark von einer Gruppe Männer attackiert und dabei schwer verletzt worden. Die Frau wurde nach Angaben der Polizei am Montag gegen 23.30 Uhr von sechs bis sieben Männern umzingelt, geschlagen und getreten.
Die etwa 18 Jahre alten Täter hätten gebrochen Deutsch gesprochen. Die junge Frau habe die Angreifer erst spät bemerkt - sie trug beim Joggen nämlich Kopfhörer. Die Männer hätten sie zu Boden geschlagen und aufgefordert wieder aufzustehen, um dann weiter auf sie einzuprügeln.
Aber gut, mag man sich denken, das ist Bottrop, also irgendwie ohnehin ein Problemgebiet, folglich nicht typisch. Auch, dass unlängst die Polizei in Leipzig nach Vergewaltigungsfällen in Grünanlagen Frauen davor warnte, allein joggen zu gehen, kann gar nicht typisch für die Bundesrepublik sein, schließlich liegt Leipzig ja im Osten, sogar in Sachsen, was es bekanntlich nur noch untypischer macht.
"Ordnungsgemäße Zustände nur noch kurzfristig und mit geballten Kräften"
Der Mord an der Kunsthistorikerin Susanne Fontaine im September in Berlin am Rande des Tiergartens ist bestimmt eine Berliner Besonderheit.
Schließlich beschreibt der zuständige grüne Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel die einst beliebte Grünanlage in der Mitte der Hauptstadt so: „Wir haben inzwischen Flecken, wo das Grünflächenamt, das Ordnungsamt und auch die Polizei nur noch kurzfristig und nur mit geballten Kräften noch ordnungsgemäße Zustände herstellen können.“ Da dürfte es auch nicht wundern, wenn man liest, dass in diesem Areal die Leiche des Mordopfers nicht gleich gefunden wurde:
Fontaine war am 5. September im Tiergarten überfallen und ermordet worden, als sie abends auf dem Heimweg vom Restaurant „Schleusenkrug“ zum Bahnhof Zoo war. Ihre Leiche wurde drei Tage später in einem Gebüsch neben dem Weg gefunden, nachdem die Polizei vorher erfolglos das Gebiet durchsucht hatte. Als mutmaßlicher Täter wurde der 18-jährige Ilyas A. aus Tschetschenien ermittelt.
Also, wie gesagt, Berlin ist ein wenig anders als das Land, da kann ein solcher Fall nicht typisch sein.
Bayerische Einzelfälle
Dass auch aus Bayern - also dort, wo es doch in Deutschland noch am besten um die innere Sicherheit bestellt sein soll – folgendes gemeldet wurde, mag schon bedenklicher stimmen, ist aber bestimmt ein bayerischer Einzelfall. Wer will sich davon schon beunruhigen lassen:
Eine Joggerin ist im oberbayerischen Riedering von einem Mann überfallen und vergewaltigt worden. Der Täter sei am Samstagmorgen über längere Zeit neben der jungen Frau hergelaufen und habe sie angesprochen, teilte die Polizei in Rosenheim am Sonntag mit. Direkt neben einem Weg habe er sie dann zu Boden geworfen und mit sexuellen Handlungen begonnen.
Das Opfer wehrte sich heftig und konnte sich so befreien. Als ein anderer Jogger, den die Frau kannte, dazu kam, floh der Täter. Ein Verdächtiger konnte wenig später in einem angrenzenden Naturschutzgebiet festgenommen werden. Es handelt sich Polizeiangaben zufolge um einen 34 Jahre alten abgelehnten Asylbewerber aus Nigeria.
Dass jüngst Ähnliches auch aus Neu-Ulm berichtet wurde, kann die Einzelfall-These nicht erschüttern. Neu-Ulm ist schließlich schon fast nicht mehr Bayern:
Die 26-Jährige war auf dem Waldweg etwa Höhe des dortigen Kraftwerkes unterwegs als sie zunächst von einem Radfahrer überholt wurde. Im weiteren Verlauf versuchte der Unbekannte, die Frau zu packen und im Schambereich zu berühren. Aufgrund der Gegenwehr der Geschädigten ließ der Mann von ihr ab, stieg auf sein Fahrrad und fuhr davon. Die Frau wurde bei dem Übergriff nicht verletzt. Sofort eingeleitete, umfangreiche Fahndungsmaßnahmen, auch unter Einbeziehung eines Polizeihubschraubers, verliefen ergebnislos.
Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung übernommen und sucht in diesem Zusammenhang einen Mann, der etwa Mitte 20 sein soll und wie folgt beschrieben wird: Ca. 165 cm groß, dunkler Haut Ton (südländisch/nordafrikanisch), rundes Gesicht (rasiert), sehr kurze schwarze glatte Haare, dunkle Augen.
Neue abenteuerliche und gefährliche Welten
Muss nun jemand, der wie Katrin Göring-Eckardt in den Veränderungen unseres Landes nur Anlässe zur Freude suchte, beginnen zu zweifeln? Nur wegen dieser ganzen Einzelfälle? Im veränderten Land kann man ja wohl auch ein bisschen aufpassen und sich einfach sicherere Orte zum Joggen oder Spazieren suchen. München hat ja den Ruf, wohlgeordnet zu sein. Doch was liest man jetzt aus der bayerischen Hauptstadt:
Der Alte Botanische Garten, mitten in der Stadt wird dort inzwischen so beschrieben: „Vogelgezwitscher, das Plätschern von Wasser am Neptunbrunnen und Kinderlachen – das alles war einmal. Die einstige Oase der Ruhe ist mittlerweile für viele Bürger eine „No-Go-Area“ geworden. Eine Angst-Zone inmitten der Stadt. Obdachlose, Drogensüchtige – aber auch Gruppen herumlungernder junger Männer bestimmen das Bild im Park.“
Vielleicht ist es aber auch nur eine Stimmungsmache der "BILD"-Zeitung, wenn sie aus dem Botanischen Garten berichtet:
Eine Bedienung vom Café zu BILD: „Früher joggten viele Frauen durch den Botanischen Garten. Jetzt machen sie einen großen Bogen um den Park oder drehen sofort um, wenn sie sehen, was sich hier abspielt.“
Erst Ende August hat ein 18-jähriger Afghane versucht, eine junge Frau (17) zu vergewaltigen. Nur der Warnschuss eines Polizisten konnte ihn stoppen.
Das klingt nun leider doch nach eher ungemütlichen Veränderungen im Land, über die man sich auch als Wohlmeinender nicht so richtig freuen kann. Wer also nun Zweifel bekommen hat, obwohl er gar nicht zweifeln will, denn den Zweifeln folgt oft das, was im veröffentlichten Raum als Rechtsruck gilt, muss sich vielleicht einfach einen neuen Leitsatz von Katrin Göring-Eckardt suchen. Vergleichsweise frisch wäre dieser hier aus dem Frühsommer 2017:
„Wir sind die letzten Mohikanerinnen und Mohikaner der Willkommenskultur; und darauf sind wir stolz.“
Wer nun mit Katrin Göring-Eckart als letzte Mohikanerin der Willkommenskultur die einst vertrauten Landstriche durchstreifen will, in denen heute „Gruppen herumlungernder junger Männer“ das Bild bestimmen, braucht Glück, Mut oder Verstärkung. Wenn mancherorts aus langweiligen Parks inzwischen abenteuerliche Welten voller Gefahren geworden sind, kann das ja auch eine Veränderung sein, über die man sich freuen kann. Man muss es sich von Katrin nur richtig erklären lassen.
Der Beitrag erschien auch auf sichtplatz.de