Die Franzosen haben, im Gegensatz zu den Briten, die große Bettenrevolution geschafft. Noch bis vor zehn Jahren sah’s dort (auch in teuren Relais&Chateaux;-Häusern) genauso aus wie hier bzgl. England beschrieben. Die schreckliche Art, Betten zu machen (Leinenlaken plus uralte Fusseldecke eisenhart unter die durchgelegene Riesenmatratze zu stopfen) nennt sich im Fachjargon übrigens “englische Faltung”. Doch damit ist in Frankreich fast überall Schluss. Man findet, außer in verschlafenen Familienpensionen, inzwischen fast durchweg richtig gute Bettdecken, die mit Bezügen ausgestattet sind. Diese grundlegende Kulturrevolution ist noch nie wirklich irgendwo gewürdigt worden, denn es sind dafür keine Köpfe gerollt. Im Gegenteil, das housekeeping war glücklich, da es nicht mehr die Matratzen stemmen musste, die Gäste auch, weil sie sich im Laufe der Nacht nicht mehr die alten Schmierdecken von 1000 Vorgängern ins Gesicht wurschdeln. Die Briten haben diese glorious revolution noch vor sich.
Ich roll mich ab. Und ich dachte immer, dass ich von einer geheimnisvollen Pechsträhne beim Buchen britischer Unterkünfte heimgesucht worden bin, die einfach nicht enden will. Ich krieg mich nicht wieder ein. Befreiender Artikel.
Bei meinen vier Urlaubsreisen nach Süd- und Mittelengland habe ich in verschiedenen B&Bs; und Cottages genächtigt und es genossen, auf dem Klo und im Badezimmer eine Reise in die Vergangenheit anzutreten. Okay, die getrennten Wasserhähne sind gewöhnungsbedürftig, doch sie erfüllen ihren Zweck. Und “schmuddlige” Engländer sind mir eigentlich nirgends über den Weg gelaufen. Im Gegenteil. Die Menschen in Bahnen und Bussen rochen meist besser als hierzulande, wo man trotz der moderneren sanitären Einrichtungen auf jede Menge schmuddlig wirkender und vor allem im Hochsommer leider übel riechender Mitmenschen treffen kann. Ergo ist körperliche Hygiene keine Frage von Badezimmerkomfort.
Hm, könnte ich so nicht bestätigen (war allerdings noch nicht in Schottland). Erlebte bislang (von häufigen Aufenthalten in UK während der letzten Jahre) lediglich eine Pleite in Manchester (wo sich so ziemlich alle beschriebenen Unannehmlichkeiten bestätigten). Allerdings half dort eine schnelle und deutliche Ansprache beim Manager - es erfolgte seitens desselben eine reibungslose Umquartierung (bei gleichem Preis) in ein altehrwürdiges Hotel (City-Lage) mit tadelloser Ausstattung (ungeachtet der mittlerweile vertrauten Kipp- bzw. Schiebefenster). Wer`s gut & günstig haben will, bucht sich beispielsweise in einer Bleibe von (landesweit inkl. London) premierinn.com ein. Will man auf Schickeres nicht verzichten, so dürfte booking.com eine empfehlenswerte Adresse sein (vorzugsweise für Newsletter-Abonnenten) - bei immer noch moderaten Preisen. Wer sich indes lieber als eine Art MacGyver sieht (ohne mit Klebeband und Leatherman Multitool Charge TTi umgehen zu können), sollte bestimmte Unterkünfte besser meiden (desgleichen in dem einen oder anderen Hamburger und Berliner “Ferienzimmer”).
Ich habe beruflich gelegentlich mit Engländern zu tun. Da es dabei meist um Technik geht, soll hier das m.E. oft höfliche und angenehme Wesen dieser freundlichen Zeitgenossen außen vor bleiben. Ich erinnere mich mit Gruseln dran, wie ich in den Neuzigern einen deutschen Experten für Instrumentierung besuchte und dabei von einem englischen Kollege begleitet wurde, der versuchte, den Experten von einem veralteten Explosionsschutz-Konzept zu überzeugen. Nie werde ich den Blick des Experten vergessen. Als ich vor wenigen Jahren an einer einer Produkt-Neueinführung in England teilnahm, drückte der Produktverantwortliche zunächst allen Gästen ein kleines Büchlein in die Hand: Ein Tabellenwerk mit Umrechnungen anglo-amerikanischer Einheiten in Metrische (und , natürlich, auch umgekehrt). Es kam mir so vor, als wollte man diejenigen, die bisher noch nicht in den Genuss des Einflusses des ehemaligen britischen Weltreiches gekommen waren, nun doch noch bekehren und die Möglichkeit geben in Zukunft mit Einheiten wie “Kubikquarter pro fortnight” (Quarter =9 inch = 1/4 Yard, Fortnight = 14 Tage) zu arbeiten. Der ursprüngliche Plan Großbritaniens, ab 2010 nun ausschließlich das metrische System zu übernehmen, wurde übrigens fallengelassen. Stefan Peltzer
Endlich spricht’s mal jemand aus! In Kanada hab ich übrigens genau das Gleiche erlebt. Wieso eigentlich?
Hat es nicht auch etwas Gutes an der Tradition festzuhalten? Ich könnte direkt neidisch werden um die rückwärtsgewandte bzw. nicht modernisierte Badezimmerausstattung in Englands Hotels, wenn ich dagegen an Energiespardämmung denke, auf deren Basis sich deutsche Hotels/Häuser zu Schimmelkisten entwickeln. Oder die deutschen Bauvorgaben, ganz zu schweigen von Nullenergiehäusern und die Abschaffung der AKWs, während GB neue baut. Dann doch lieber unpraktische Wasserhähne, die ich auch schon kennenlernen durfte.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.