Wie wohl lobe ich die Achse für ihr zehnjähriges Bestehen? Wie zeige ich, wie sehr sie mich freut? Nach längerem Herumdenken wurde mir just jetzt die richtige Story in den Schoß geworfen:
Als Reisejournalistin wird man da und dort eingeladen. Sieht dies oder jenes, manchmal Grandios, manchmal langweilig, manchmal unsäglich. Und berichtet darüber. Theoretisch. Praktisch lässt man oft Milde walten, erwähnt lässliche Schnitzer eher nicht, übersieht die vermutlich einmaligen Ausrutscher, weidet sich möglichst selten am Unvermögen der Einladenden. Ein gewisser Filter ist also da. Wie engmaschig er ist, muss wohl jeder Kollege selbst bestimmen.
Schlimm wird es, wenn es kein Netz mehr gibt: Um wieder eingeladen zu werden, werden Lobeshymnen geschrieben, dass es nur so rauscht und trieft. Bei manchen (hoffentlich nur) aus dem Unvermögen, hinter die Kulissen zu blicken und nicht nur das zu sehen, was einem vorgesetzt wird. Da werden halt einfach Pressetexte ein bisserl umformuliert: Ist einfach, freut den Einlader. Vor allem, weil es ihm die Kosten für einen PR-Text spart und der Artikel nicht als solcher ausgewiesen wird.Ein Betrug an der Zeitung, für die der „Journalist“ arbeitet, und am Leser.
Leider sind wir schon so weit, dass diese Art der Berichterstattung unverschämt eingefordert wird. Achse-passender weise ist mir das, wie erwähnt, in diesen Tagen passiert. Vorige Woche lud der Deutschlandtourismus in Wien ins neue Hyatt ein: ehrfurchtgebietender Protz. Ursprünglich ein Bankgebäude, jetzt ein makellos restauriertes Prunkhotel, des Marmors, der Wandtäfelungen und Ledersitzgruppen, der Kristallluster und Teppiche voll. Also das richtige Ambiente (?) für das heurige Thema „25 Jahre Mauerfall“. Nach langem Eigenlob und Begrüßung aller möglichen Wichtigen und Unentbehrlichen wurden wie üblich geschirrverschwenderische Häppchen serviert und man war entlassen.
Da mich das Thema interessiert hielt ich Rücksprache mit einer Tageszeitung, die sich ebenfalls interessiert zeigt, und bat in einem Mail an die DZT (Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.) um die Möglichkeit, in einer Art Rundreise drei oder vier Stationen zu besuchen, wo man dieses Thema besonders eindrucksvoll behandelt, aber natürlich nicht in einmaligen Events, denn der Leser soll ja nicht denken „schade, habe ich verpasst“, sondern „das klingt interessant, da möchte ich auch hin“.
Die Antwort war ein höchst seltsames Telefonat, das ich jetzt noch nicht wirklich glauben kann: Wie ich zu berichten gedenke, wurde ich gefragt. Ob ich wohl eine von jenen wäre, die möglicherweise Theateraufführungen oder ähnliches kritisieren würden, wenn die nicht gut wären. Meine Antwort, ich sei keine Theaterkritikerin und würde darüber wohl kaum berichten, warf eine weitere Frage auf. Ob ich auch Negatives berichten würde?
Ja, war meine Antwort, wenn es wichtig wäre, sicher. Und ich erzählte von einem Besuch im Zugspitzmuseum, von dem ich damals schrieb, dass dort außer langweiligen Wochenschauen, in denen Eröffnungsbänder durchgeschnitten würden, kaum etwas zu sehen sei, und man sich den Eintritt sparen sollte, worauf großes Beschwerdegeschrei anhub - nicht etwa, weil falsch berichtet worden war, es stimmte ja. Statt vielleicht zu überlegen, ob man möglicherweise doch etwas verbessern könnte, wurde lieber beschlossen und gedroht, keine österreichischen Journalisten mehr einzuladen.
Falsche Geschichte. Zumindest für den DZT. Soso, meinte die Dame unbegeistert. Wir hätten da zwar eine Pressereise, die vielleicht interessant wäre, aber das Programm stehe noch nicht fest, und überhaupt, und man müsse sich halt noch nach anderen Reisejournalisten umsehen, und vielleicht, und wer wisse, und blahblah.
Mein Mail, das mein Entsetzen über diese Einstellung und die Hoffnung auf ein Missverständnis ausdrückte, blieb bisher unbeantwortet. Die Einladung wird wohl auch nicht so schnell eintrudeln. Und meine zukünftige Zusammenarbeit mit dem DZT schaut mir auch nicht sehr vielversprechend aus.
Womit wir beim Thema wären: Wo sonst hätte ich diese Geschichte veröffentlichen können? Nirgends.
Alles Gute, Achse des Guten.