Alan Posener will natürlich von mir hören, dass der Satz von mir stamme. Er steht tatsächlich in einem Buch von mir, nur zitiert Posener nicht aus dem Buch, sondern aus einer Rezension. Das mag fürs Feuilleton genügen, für eine Polemik reicht es nicht.
Hier nun der Absatz, in dem der Satz vorkommt. Das Kapitel trägt im Übrigen den Titel „Walsers Deutschland“, und es geht darin um den Nationsbegriff von Martin Walser.
„Die Nachkriegszeit hat mit gutem Grund die Angst der Deutschen vor den großen Fragen ihrer Nation immens vergrößert. Der Nationalsozialismus wirkt bis heute nicht nur als Last des Verbrechens, sondern auch als große Warnung vor der nationalen Initiative. Als solche Warnung ist er früh von den Stalinisten bis zu den heutigen Gutmenschen instrumentalisiert worden. Sie haben mit ihrem Warndiskurs vom immer noch fruchtbaren Schoß jede Normalisierung des Nationenbegriffs blockiert. Die aus Sorge um die Gegenwart gepflegten Rituale der kollektiven Schande haben letzten Endes die nötigen Antriebe der heutigen deutschen Gesellschaft untergraben. Dieser Vorgang lässt Walser hilflos räsonieren: ‚Man erwartet von mir geradezu, dass ich mein Deutschsein mit einer Fassung trage, wie man ein Leiden erträgt, für das man nichts kann, das man aber auch nicht mehr loswerden kann.’ (‚Händedruck mit Gespenstern’). Es lässt ihn zu einer illusorischen Sentenz greifen: ‚Wenn wir Auschwitz bewältigen könnten, könnten wir uns wieder nationalen Aufgaben zuwenden.’
(Richard Wagner, Der deutsche Horizont, Aufbau Verlag, Berlin 2006, S. 273f).