Gastautor / 17.06.2012 / 08:54 / 0 / Seite ausdrucken

Aus der Puppenstube

Manfred Gillner

Was wird wohl geschehen, wenn man Einkommen ab 480.000 Euro zu 100 Prozent besteuert? Es wird keine solchen mehr geben. Der Selbstständige wird ab 480.000 Euro Gewinn aufhören zu arbeiten und sich ein schönes Leben machen. Die Mitarbeiter, die zuvor noch den über 480.000 Euro hinausgehenden Gewinn erwirtschafteten, werden ihren Arbeitsplatz verlieren.

Der angestellte Manager wird auf sein Gehalt, soweit es über 480.000 Euro hinausgeht, verzichten und die Firma entlasten. Diese wiederum macht dann zwar mehr Gewinn, aber wenn man diesen auch zu 100 Prozent besteuert, so wird sie ihre Geschäftstätigkeit ebenfalls reduzieren. Denn warum sollte sie ein Geschäftsrisiko eingehen, bei dem ihr kein Gewinn bleibt? Wer kann, wird ins Ausland ausweichen, Investoren aus dem Ausland werden Deutschland meiden. Die Steuereinnahmen werden einbrechen.

Der Durchschnittsdeutsche hat keinerlei Vorstellung, was 480.000 Euro Gewinn bei einem Unternehmer bedeuten. Grob die Hälfte geht weg für Steuern. Weitere 40.000 für Versicherungen und Altersvorsorge. Zum Vergleich: Ein Arbeitnehmer mit 50.000 Euro Jahresgehalt zahlt knapp 20.000 in die gesetzliche Sozialversicherung ein, je etwa zur Hälfte getragen vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer. Mit 40.000 Euro wird also ein Versorgungslevel erreicht, das einem Einkommen von etwa 100.000 Euro entspricht und nicht einem von 480.000. Beim Arbeitnehmer sind die Aufwendungen durch die Beitragsbemessungsgrenzen gedeckelt.

Weiter sind die Unternehmensschulden aus dem Gewinn zu tilgen, denn nur die Zinsen, nicht aber die Tilgung, sind bereits vom Gewinn abgezogen. Nehmen wir an, der Unternehmer hat 1.000.000 Euro Kredit zur Firmengründung aufgenommen und tilgt ihn in 15 Jahren. Das macht pro Jahr 70.000 Euro. Es verbleiben noch 130.000 Euro von ursprünglich 480.000 Euro. Einen weiteren Teil muss er als Rücklage in der Firma lassen, sonst kann er weder Investitionen aus Eigenmitteln finanzieren noch hat er einen Puffer für schwierige Jahre. In der Regel geht es so aus, dass bei 480.000 Euro Gewinn etwa 50.000 bis 100.000 privat zur Verfügung stehen, von denen eventuell noch die Eigenheimfinanzierung abgeht.

Man sollte nicht direkt aus dem Puppenstubenalter in einen Parteivorsitz wechseln.

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