Claudio Casula / 02.09.2023 / 13:30 / Foto: Patrick Büttgen/phoenix / 70 / Seite ausdrucken

25 Fragen an Markus Söder

Bayerns Ministerpräsident hat seinem Stellvertreter Hubert Aiwanger aufgetragen, ihm 25 Fragen in der aktuell heiß diskutierten Angelegenheit aus Aiwangers Jugendtagen zu beantworten. Da in der Öffentlichkeit ein dringendes Interesse an Aufklärung besteht, hier nun 25 Fragen an Markus Söder, die seine Teenager-Zeit betreffen. 

Sehr geehrter Herr Söder,

Sie treten bei der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober 2023 als Spitzenkandidat der CSU an, bewerben sich also de facto um die Wiederwahl zum Ministerpräsidenten. Viele Ihrer Äußerungen in Ihrem politischen Leben – insbesondere in den Corona-Jahren 2020–2022 – geben Anlass zu tiefer Besorgnis, was Ihre charakterliche Eignung für dieses Amt betrifft. Es liegt nun an Ihnen, diese Zweifel zu zerstreuen. Da jedoch, wie der Fall Aiwanger überraschend gezeigt hat, offenbar nicht mehr Verfehlungen im politischen Leben, sondern in Kindheit und Jugend ausschlaggebend sein sollen, hier nun im Interesse an vollständiger Aufklärung 25 Fragen an Sie, Ihre eigene Jugendzeit betreffend.

 

Frage 1:

Sie wollen bereits im Kindergarten einer „recht wilden Gruppe“ angehört haben. Wer gehörte dieser Gruppe an? Sie wissen um die Brisanz der Kontaktschuldfrage. Können Sie sich für den unbescholtenen Leumund Ihrer damaligen Spielkameraden verbürgen?

Frage 2:

Nach eigener Aussage wurden Sie „regelmäßig getrennt, weil wir den ganzen Kindergarten aufgemischt haben“. Wie ist das zu verstehen? Kam es zu verbalen oder körperlichen Übergriffen? Wie sahen diese konkret aus? Können Sie eine noch lebende Erzieherin aufbieten, die Sie in dieser Angelegenheit entlasten kann?

Frage 3:

Ihr Vater nahm Sie bereits in frühester Kindheit mit zu den Spielen des 1. FC Nürnberg. Können Sie glaubhaft versichern und idealerweise belegen, bei diesen Gelegenheiten weder auf den Stadionrängen randaliert noch den Schiedsrichter als „schwarze Sau“ oder ähnlich tituliert oder Team und Fans des Gästeclubs beleidigt zu haben?

Frage 4:

Am Nürnberger Dürer-Gymnasium galten sie als exzellenter Schüler, jedoch warf Ihnen ein Lehrer einen „Mangel an Empathie“ vor. Was genau könnte er nach Ihrer Einschätzung damit gemeint haben?

Frage 5:

Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass Sie sich „immer in Konkurrenz zur Gruppe“ sahen und Ihre Einsen „am meisten genossen, wenn die Anderen nur Dreien hatten.“ Sie haben die betroffenen Mitschüler damit sehr verletzt. Bedauern Sie Ihr unangemessenes Verhalten aus dieser Zeit aufrichtig?

Frage 6:

Sie seien, heißt es darüber hinaus, nie von anderen um Hilfe gebeten worden. Waren Sie aufgrund Ihres unsozialen Verhaltens in der Klasse unbeliebt bzw. umstritten? Wen genau haben sie bei den Lehrern verpetzt und warum?

„Haben Sie sich zum Fasching als Indianer verkleidet?“

Frage 7:

Haben Sie in Ihrer Jugend Comics gelesen und wenn ja, welche? Waren auch „Asterix“-Hefte darunter, in denen mit rassistischen Stereotypen gespielt wird? Haben Sie sich darüber amüsiert, wenn der mit krausem Haar und wulstigen Lippen dargestellte afrikanische Pirat im Mastkorb, der kein „R“ aussprechen konnte, wieder einmal von den weißen Galliern versenkt wurde? 

Frage 8:

Wie haben Sie in ihrer Jugend dunkelhäutige Menschen bezeichnet? Wie oft haben Sie das N-Wort verwendet? Mit welchen Worten haben Sie in ihrer Jugend Mitglieder der LGBTQ-Community bezeichnet? Wie stehen Sie heute dazu?

Frage 9:

Während Ihre Klassenkameraden linke Demonstrationen besuchten, lernten Sie nach Aussage eines Lehrers gegenüber der ZEIT lieber für die Schule oder besuchten Veranstaltungen der Jungen Union. Warum mieden Sie linke Demonstrationen? Waren Sie der Ansicht, das Eintreten für Abrüstung, den Erhalt der Umwelt, die Dritte Welt, soziale Gerechtigkeit und Minderheitenschutz sei falsch?

Frage 10:

Unmittelbar nach Ihrem 16. Geburtstag traten Sie der CSU und der Jungen Union bei. Warum engagierten Sie sich ausgerechnet in der umstrittenen Jungen Union, die damals am rechten Rand des politischen Spektrums verortet wurde? Welche Erklärung können Sie dafür vorbringen? „Jugendsünde“ zählt nicht, siehe Aiwanger. 

Frage 11:

Sie besaßen, Ihren eigenen Worten zufolge, ein riesengroßes, fast überlebensgroßes Poster von Franz Josef Strauß. Von diesem stammen Aussagen wie „„Ich will lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder“ oder „Es strömen die Tamilen zu Tausenden herein, und wenn sich die Situation in Neukaledonien zuspitzt, dann werden wir bald die Kanaken im Land haben." Warum konnten Sie in einem solchen Mann ein Vorbild sehen?

Frage 12:

Besaßen Sie weitere Poster mit den Porträts umstrittener Rechtspopulisten und wenn ja, welche waren das?

Frage 13:

1986 wurden Sie als Abiturient von der Nürnberger Abendzeitung mit anderen Schülern nach Ihren Zukunftsplänen befragt und kündigten an, demnächst zur Bundeswehr zu gehen. Warum haben Sie den Wehrdienst nicht aus Gewissensgründen verweigert? Waren Sie schon damals gewissenlos?

Frage 14:

Sie verkleiden sich noch heute gern beim Fasching. In welche Kostüme sind Sie als Kind bzw. Jugendlicher geschlüpft? War ein Indianeranzug dabei? Wenn ja: Schämen Sie sich heute für diese kulturelle Aneignung? Wenn nicht: Können Sie das belegen durch Fotos aus allen fraglichen Jahren, auf denen Sie jeweils kein Indianerkostüm tragen?

Frage 15:

Jeder Jugendliche erzählt Witze, bei Ihnen wird es nicht anders gewesen sein. Welcher Art waren diese Witze? Gingen sie auf Kosten von Minderheiten? Haben Sie sich gegebenenfalls bei den Gruppen, über die Sie sich verächtlich äußerten, entschuldigt? Wenn nicht, haben Sie es noch vor?

Frage 16:

Wie haben Sie sich auf dem Schulhof verhalten? Gingen Sie körperlichen Auseinandersetzungen aus dem Weg und vermittelten bei Raufhändeln oder nahmen Sie, Ihre körperliche Überlegenheit ausnutzend, an solchen teil? Gibt es Zeugen, die zu Ihren Gunsten aussagen könnten?

„Haben Sie bei diskriminierenden Filmszenen gelacht?“

Frage 17:

Welche Filme haben Sie als Teenager gesehen? Können Sie ausschließen, dass solche darunter waren, die Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung enthielten? Haben Sie bei diesen Passagen gelacht oder im Gegenteil empört den Raum verlassen? Wenn Sie gelacht haben: Bedauern Sie dies heute? Wenn Sie sich die Filme nicht weiter angeschaut haben: Gibt es Zeugen?

Frage 18:

Haben Sie auf Klassenfahrten Mitschüler*Innen unangemessen angesprochen oder berührt und sich später auf einen „Flirt“ herausgeredet? Können ansonsten alle ehemaligen Klassenkameraden an Eides statt versichern, dass von Ihnen kein übergriffiges Verhalten ausging?

Frage 19:

Haben Sie schon als Jugendlicher gelegentlich einen Baum umarmt oder haben Sie sich erst später und rein aus Public-Relations-Gründen als Treehugger inszenieren lassen? Welches Verhältnis hatten Sie zur Umweltbewegung?

Frage 20:

Wie viele Freundinnen hatten Sie bis zur Volljährigkeit? Waren Personen darunter, die nicht als weiß gelesen wurden? Wenn nicht, warum nicht?

Frage 21:

Haben Sie sich aus jugendlichem Übermut beim Rasieren schon einmal zwischendurch „aus Spaß“ ein Hitlerbärtchen stehen lassen, bevor Sie das Resthaar oberhalb des Philtrums entfernten?

Frage 22:

Sie stammen aus Nürnberg. Haben Sie in jungen Jahren das Reichsparteitagsgelände besucht? Wenn ja, warum? Hegten Sie eine gewisse Faszination für das Dritte Reich? Wenn nicht, warum nicht? Wollten Sie die Vergangenheit verdrängen?

Frage 23:

Aßen Sie, wie Göring, in Ihrer Jugend Fleisch oder, wie Hitler, nur vegetarische Kost?

Frage 24:

Wie oft haben Sie in Ihrer Jugend Adolf Hitler imitiert und was wollten Sie jeweils damit aussagen?

Frage 25:

Gab es eine Party anlässlich Ihrer Volljährigkeit und können Sie anhand von Foto- oder Videomaterial nachweisen, dass dort kein Luftballon oder sonstige Artikel mit dem Aufdruck „18“ zum Partyschmuck gehörten?

 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

Foto: Patrick Büttgen/phoenix CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 02.09.2023

Was fürm ein Schachsinn, daß ein erwachsener Mensch sich überhaupt auf derartigen Kinderkram einläßt. Herr Aiwanger, Sie haben es vergeigt.

Thomas Hechinger / 02.09.2023

Frage 23: „Aßen Sie, wie Göring, in Ihrer Jugend Fleisch oder, wie Hitler, nur vegetarische Kost?“ Kein noch so sadistischer Inquisitor hätte sich eine bessere Frage ausdenken können. Die Hexe wird verbrannt werden.

Sam Lowry / 02.09.2023

Frage (1-25): »Wie viele Finger halte ich empor, Hubsi?«

T. Schneegaß / 02.09.2023

@HaJo Wolf: Warum wollen Sie die Fragen wissen? Wollen Sie dem Aiwanger Antwort-Tips geben? Mensch mit Rückgrat würde auf jede Frage dieses Scharlatan und Möchtegern-Inquisitor Södolf die gleiche Antwort geben: LMAA. Die Frage muss man da gar nicht erst lesen.

Klaus Peter / 02.09.2023

Bei Scholz müsste man sich nicht so viel Mühe machen.  Frage 1-25: “Herr Scholz, können Sie sich noch an irgendetwas erinnern?” “Nein.”

Sigrid Leonhard / 02.09.2023

@Josef Gärtner, ich fürchte Sie tun Herrn Ratzinger unrecht. Er war ein sehr anständiger, hoch intelligenter und theologisch bedeutender Wissenschaftler. Er hat vor der derzeitigen Welt-Situation gewarnt. Deshalb ist ja dann auch Franziskus ans Ruder der katholischen Kirche befördert worden. Die Erzählung (Narrativ) mit der Inquisition hat mich - zugegeben - immer irritiert und mich gegen ihn eingenommen. Sehe ich inzwischen klarer: War einfach auch wieder mal ein Schlechtmachen von “Abweichlern”, durchgeführt von den üblichen Verdächtigen (Mainstream-Presse war mal wieder federführend mit verantwortlich).

Johannes Schuster / 02.09.2023

Söder und das Hinterkaifeck - Syndrom:  totschlagen, was dem Großbayer nicht in die Räson passt. Bis heute könnte ich kotzen wenn ich dieses perverse Kerzenbild aus der Coronazeit ansehe, mit diesem Ochsenziemer - Blick (i schlog dia dod). Völlig unzugänglich, nur in der Rolle unterwegs und dann dieses kitschige Maskenbetatschen auf dem Rollfeld: Da muß die Mutter einiges verkehrt gemacht haben.

Rid Banks / 02.09.2023

Diese Fragen werden dem Soeder, wenn er sie denn liest, kaum ein muedes Laecheln entlocken. Soll ja auch als Satire gedacht sein.

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