@G. Kramler: “Aus Gründen der Nichtdiskriminierung muss die Leichte Sprache verwendet werden! In dieser ist leider kein Platz mehr für Gender-Sternchen.” Sie werden lachen, mir wurde einmal aufgetragen, einen in Gendersprache verfassten Text in “leichter Sprache” zu verbessern. Neben allem anderen (der irren Bemühung allen Behindertengruppen mit ihren z.T. entgegengesetzten Bedürfnissen - Blinde, Taube, Gehbehinderte und eben a. geistig Behinderte - in Kindersprache gleichermaßen gerecht zu werden), haben Sie meinen Hinweis, dass jetzt der Text mit all den BinnenInnen alles andere als leicht zu lesen sei, lediglich mit ernst-besorgter Mine als “konstruktive Kritik” für noch ausgeklügeltere Lösungen (noch mehr Gerundien (Wählende, Studierende, Fahrende) aufgenommen. Meine zahlreichen Korrekturen, die die offensichtlichen Widersprüche und Lächerlichkeiten aufdecken sollten (ich habe für die im Denken Langsamen noch Zwinkersmileys für meine auf die Spitze getriebenen Korrekturen eingeführt) wurden genauso in fleißig-ängstlichem Gehorsam bearbeitet, wie offensichtliche Rechtschreibfehler. Die Leute sind inzwischen so gehirngewaschen, humorlos u. ironiebefreit, die begreifen den orwellschen Neusprech-Irrsinn, der mit Ihnen angestellt wird, nicht im Geringsten. Selbst wenn sie Orwell gelesen haben. Die Fähigkeit zur Abstraktion ist offensichtlich nicht jedem gegeben.
»Language is a virus from outer space« (William S. Burroughs). Sage noch einer, Sprache und Covid hätten nichts miteinander zu tun. Zu schade, dass wir keinen Schopenhauer mehr haben, der würde gerade ein reiches Betätigungsfeld vorfinden.
“Solche Sprachdiktate sind demokratiefeindlich und letztlich totalitär.” Das habe ich schon bei der letzten Rechtschreibreform gedacht. Sie ist nun im Duden schwarz auf weiß festgehalten, gilt für die deutschsprachigen Länder mit Ausnahme des “ß” in der Schweiz. Die Aktivistinnen des Gendersprechs machen mittlerweile den Genderstern auch hörbar, indem sie phonetisch das Wort zerhacken und von Aktivist innen und Journalist innen stottern. Und selbstverständlich wird an deutschen Universitäten klaglos akzeptiert, dass studentische Arbeiten zurückgegeben werden, wenn Gendersprech nicht verwendet wird.
„Geschlechtergerechte Sprache“ ist das Gegenteil dessen, was sie vorgibt zu sein. In Wahrheit ist sie frauendiskriminierend und -herabsetzend. Während man den Männern ohne Weiteres genug Verstand und Intelligenz zuspricht, zu erkennen, dass sie auch mit grammatikalisch weiblichen Ausdrücken wie „Person“, „Aushilfe“, „Koryphäe“ oder „Niete“ etc. gemeint sein können, traut man den Frauen diesen Abstraktionsschritt nicht zu. Man unterstellt, sie könnten sich nur gemeint fühlen, wenn für sie ein auch grammatikalisch weiblicher Ausdruck verwendet wird. Diese Ungleichbehandlung in der Zuschreibung von Intelligenz und Sprachkompetenz ist krass antiemanzipatorisch und rückwärtsgerichtet.
Man/frau/sonsterlingische/r/s/d sprach in Züri imJahr der Volkszählung 2010 zwischen seinen/ihren/essen/divsen eigenen vier Schallschutzmauern zu Hause auf die Kommastelle genau am Tag zu 69,3 % Schweizerdeutsch, ver-spricht der “deutschsprachige” Züri-Artikel auf Wikipedia! In der restlichen Zeit, immerhin 30,7 % des Tages, das entspricht dem absoluten Zeitanteil von 7 Stunden, 22 Minuten und 8 Sekunden, wurde zu etwa 74 % in einer der diversen Hochdeutsch-Varianten gekauderwelscht. Die noch verbliebenen 1 Stunde und 55 Minuten nutzte der/die/das/div Homo Zürlisapiens wohl mit Aussprache-Übungen in den Hausaufgaben belegtenr Sprachkurse in Italienisch, Französisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Spanisch, Portugiesisch und Albanisch. Aber über die Zeitaufwendung grünlinker Züricher StadträtselerInnen für ihre Gendersprak-Übungen innerhalb ihres eigenen Sprachhaushaltes wird in der Volkszählung von 2010 halt noch rein gar nichts mitgeteilt!
Es geht weder um Sprache noch um Diskriminierung, sondern nur um Macht. Kein vernünftiger Mensch glaubt, dass eine durchgegenderte Sprache irgend eine Form von Gerechtigkeit schafft, da auch der ungebildetste ganz natürlich den Unterschied zwischen Genus und Sexus begreift. Was übrig bleibt, ist der unverhohlene Machtanspruch einer selbsternannten Elite, die glaubt, über Sprachregelungen das Denken beherrschen zu können. Wie bei allen totalitären Bewegungen der Geschichte kann das zwar nie gelingen, die erlangte materielle Macht bleibt aber. Macht beruht aber stets immer auf Konsens, d.h. es steht uns (noch) frei, uns nicht diesem Diktat zu beugen, um so diesem Machtanspruch entgegenzutreten.
Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche. An diese Volksweisheit muss ich immer denken, wenn “Luxus"probleme wie gendergerechte Sprache derart nach oben gespült werden. Natürlich kann man an Sprache ablesen, wie die Menschen in ihrer Entwicklung die Umwelt zu erfassen suchten, und auch gesellschaftliche Vorstellungen lassen sich an der Sprache ablesen, sicher auch eine Prägung durch das männliche Geschlecht. Dessen kann man sich ja auch bewusst sein. Aber was jetzt betrieben wird, ist eine Vergewaltigung der gewachsenen Sprache. Die Gendervertreter schütten mit ihrem totalitären Denken und Auftreten wieder mal das Kind mit dem Bade aus. Dieser fanatisch- humorlose Kampf um die Herrschaft ihres Denkens lässt sie sich selbst entlarven. Ich bin froh und dankbar, dass ich in dem (Noch)-Wohlfahrtsstaat Deutschland lebe, dass ich eine geheizte Wohnung habe, warmes Wasser aus der Leitung kommt und der nahe Supermarkt alle gewünschten Vorräte bereithält. Ich lebe im Luxus und stehe wie wir alle auf den Schultern großartiger Erfinder und Kämpfer für Demokratie, den Rechtsstaat und soviel sozialen und technischen Fortschritt. Diese starken Schultern gehören in ihrer großen Überzahl den zu Unrecht geschmähten alten weißen Männern. Jeden Morgen, wenn ich mir in meiner wohltemperierten Wohnung nach dem Duschen in einer Kaffeemaschine einen Kaffee aufbrühe, verneige ich mich vor ihnen. Hätten wir wie in der weitaus längsten Zeit unserer Geschichte den ganzen Tag mit Überlebensfragen zu tun, wären wir beschäftigt und würden uns um gendergerechte Sprache keine Gedanken machen. Der Wohlstand schafft eben auch Probleme, die wir ohne Wohlstand nicht hätten. An den Auswüchsen erkennt man, wo das Problem zu finden ist!
Mir scheint der größte Feind des Wunschdenkens ist die Logik die es ad absurdum führen könnte. Nun steht am Anfang und Ende, manchmal auch in der Mitte einer jeden logischen Aussage ein Wort Daher wäre mein Vorschlag, bis spätestens 2030 sicherzustellen, dass die deutsche Sprache nur noch aus einem einzigen Wort das alles gleichermaßen meint besteht. Dadurch hätten wir dann sogar 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen . Durch maximale Vielfalt der Bedeutung eines einzigen Wort könnten wir nicht nur die Logik auf dem Wege der Semantik beseitigen, sondern auch die Sprachbarrieren für Einwanderer. Auf das gemeinsame, für alle verbindliche Wort müssen wir uns jetzt nur noch einigen, Aber bis 2030 schaffen wir das.
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