Rainer Bonhorst / 05.01.2011 / 14:18 / 0 / Seite ausdrucken

Zu rein um wahr zu sein

Eine schockierende Nachricht aus dem hinteren Oberallgäu wirbelt die Welt der Nahrungsmittelhersteller durcheinander. Dort, in einem versteckten Seitental eines Längstales hinter einer Hochebene ist ein Lebensmittel entdeckt worden, das keinerlei Verunreinigungen aufweist.

„Wir sind völlig perplex“, erklärte ein Verbraucherschützer, der aus verständlichen Gründen nicht namentlich genannt werden möchte. „Die Entdeckung im Oberallgäu beweist, dass es offenbar doch möglich ist, unbelastete Nahrung herzustellen. Damit gerät die Behauptung der Industrie ins Wanken, wonach unbelastete Nahrung nur ein theoretischer Annäherungswert, also eine Art Asymptote sei.“

Tatsächlich scheinen die Produkte aus dem Allgäuer Tal weder Dioxin, noch Mineralöl, keinerlei Kakerlaken und auch kein Pilzgift, weder Ekelgammel, noch BSE-fähiges Faunamaterial zu enthalten. Es seien nicht einmal Pestizide oder Hormone festgestellt worden. Mit anderen Worten: Die Produkte aus diesem Tal sind nach bisherigen Erkenntnissen absolut unbedenklich genießbar. Ein Experte stufte sie sogar als köstlich ein.

Die Produktpalette aus dem hinteren Oberallgäu kann aus Verbraucherschutzgründen nicht näher beschrieben werden. Wie es heißt, müssen die Verbraucher vor diesem reinen Produkt geschützt werden, weil bereits ein einmaliger Genuss abhängig machen kann. Ein Mediziner. „Es ist suchtgefährlicher als jedes Heroin. Wer von diesem reinen Produkt aus dem Allgäuer Seitental nur eine kleine Probe zu sich nimmt, ist für normale Lebensmittel verloren. Er findet fortan Ekelfleisch eklig, Dioxineier widerlich und Hormonschnitzel pervers.“

Aus dem zuständigen Ministerium heißt es: „Wenn eine derartige Lebensmittelreinheit Schule macht, können wir einpacken. Unser mühsam aufgeblähtes Gesundheitssystem wird untergraben und unsere gesamte Fitnessindustrie wird in die Überflüssigkeit getrieben. Über kurz oder lang bricht unsere gesamte Wirtschaft zusammen.“

In kleinerem Kreis sagte der Sprecher: „Die Allgäuer sind ja als Querköpfe bekannt. Aber dass Sie uns nun mit derart sauberen und genießbaren Lebensmitteln hintergehen, hätte ich mir nicht träumen lassen. Man hätte uns zumindest warnen sollen, ehe man die Öffentlichkeit mit so gefährlichen Produkten konfrontiert.“

Das Ministerium will nun prüfen, ob derart lupenreine Lebensmittel überhaupt zulässig seien. Wenn nicht, werde man gegen die Allgäuer wegen unlauterer Sauberkeit in der Nahrungsmittelherstellung vorgehen. Dazu der Sprecher: „Sollten die bisherigen Gesetze nicht ausreichen, müssen wir eben neue Gesetze schaffen. Es geht jedenfalls nicht, dass ein einziges weißes Schaf, die ganze Herde um ihren schlechten Ruf bringt.“

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