Rüdiger Stobbe / 06.10.2020 / 10:00 / Foto: Doenertier82 / 3 / Seite ausdrucken

Woher kommt der Strom? 39. Woche

Am Montag und Dienstag der 39. Woche ging die Windstromerzeugung gegen Null (Abbildung, bitte unbedingt anklicken. Es öffnen sich alle Abbildungen und Mehr). Was am Abend des Montags um 19:00 Uhr einen Strompreis von 200,04 Euro/MWh bedeutete. Für 9,832 GW, die Deutschland importieren musste. Was insgesamt 1.966.793,28 Euro waren, die auf den Tisch des Hauses gelegt werden mussten, damit das benachbarte Ausland den Strom liefert. Da hat man sich wohl verspekuliert, denn die Eigenerzeugung einer MWh Strom wird mit um die 40 Euro veranschlagt plus Zertifikatkosten. Es ging zwar nur um eine Stunde. Doch auch die Preise "drumherum" lagen ebenfalls zum Teil erheblich höher als besagte 40 Euro plus (Abbildung 1). Eine verstärkte konventionelle Stromerzeugung (Abbildung 2), insbesondere mit Pumpspeicherstrom, konnte die Deckungslücke(n) nicht verhindern. Fast alle Nachbarn profitierten vom Stromexport zum großen Industrieland Deutschland (Abbildung 3).

Die Tabelle und der Chart mit den Werten der Energy-Charts sind diese Woche leider unvollständig. Ab Montag wurden keine Im-/Exportwerte geliefert (Abbildung 4). Das Gleiche gilt für die Charts der Tagesanalysen, die zum jeweiligen Tagesdatum verlinkt sind. Die Charts zu den Im- und Exportwerten (Jahr & Woche) fallen diese Woche aus. Die angenommene Verdoppelung der installierten Leistung Wind- und Sonnenkraftwerke hat in dieser Woche nach langer Zeit wieder zumindest im Tagesschnitt zu ausreichend Strom, erzeugt mittels erneuerbarer Energieträger, geführt. Einmal! Seit dem 31.7. hat es insgesamt viermal gereicht. Im Tagesschnitt. An allen anderen Tagen hätte immer Strom hinzuerzeugt werden müssen. Trotz Verdopplung der erneuerbar erzeugten Wind- und Sonnenstrommenge (Abbildung 5).

Die Tagesanalysen

Sonntag, 20.9.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,49 Prozent, davon Windstrom 14,91 Prozent, Sonnenstrom 19,30 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,28 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der bedarfsarme Sonntag weist praktisch keine Deckungslücke auf. Die 0,29 GWh um 18:00 Uhr sind zu vernachlässigen. Denn um 19:00 und 20:00 Uhr wird Strom recht teuer verkauft. Ja, von Deutschland. Der Im-/Exportchart mit den Abnehmern des in Deutschland erzeugten Stroms. Bis 17:00 Uhr liegt der MWh-Preis immer unter 40 €. Nur zum Abend werden hohe Preise für den Stromexport aufgerufen. Es scheint den konventionellen Stromerzeugern nicht möglich zu sein, zum Abend die Erzeugung anzupassen. Heute klappt es so gerade. Vor allem, weil der Bedarf gering ist.

Montag, 21.9.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 34,13 Prozent, davon Windstrom 4,76 Prozent, Sonnenstrom 17,46 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,90 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute ist der Strombedarf wesentlich höher. Und zu allem Überfluss geht die Windstromerzeugung gegen Null. Was in der (Kern-)Zeit der Sonnenstromerzeugung durch eben diesen ausgeglichen wird. Vorher und nachher jedoch treten erhebliche Versorgungslücken auf. Der von Deutschland zu zahlende Spitzenpreis liegt am Vormittag um 8:00 Uhr bei 85 €/GWh, um 19:00 Uhr bei den satten 200,04 € die bereits oben erwähnt wurden. Welcher unserer Nachbarn kauft günstig Strom ein und verkauft ihn teuer?

Dienstag, 22.9.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 30,47 Prozentdavon Windstrom 3,13 Prozent, Sonnenstrom 15,63 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,72 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Der heutige Dienstag liefert ein ganz ähnliches Bild wie der Montag. Fast kein Windstrom. Allerdings liegt das Preisniveau niedriger. In der Spitze werden zum Abend nur 86,40 €/MWh gezahlt. Am Vormittag sind es 79,09 €/MWh. Gezahlt von Deutschland. Profitieren tun fast alle Nachbarn. Preisdifferenzgeschäfte lohnen sich für sie. Es fällt auf, dass die Niederlande ausschließlich Strom nach Deutschland exportieren. Wie so oft in den vergangenen Wochen. Gibt es da einen Liefervertrag? Womöglich mit festen Preisen. Wie mit Polen? Ich recherchiere.

Mittwoch, 23.9.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 36,76 Prozentdavon Windstrom 15,44 Prozent, Sonnenstrom 10,29 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,03 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Herbstanfang. Klimawandel hin, Klimawandel her, die Sonnenstromerzeugung lässt nach; Windstromerzeugung nimmt zu. Es entstehen stundenlange Stromunterdeckungen. Die konventionellen Stromerzeuger halten sich zurück. Abgesehen vom frühen Morgen sind die Stromeinkaufspreise für Deutschland mit bis zu 60 €/MWh happig. Nur in der Mittagsspitze wird Strom für um die 40 €/MWh exportiert.

Donnerstag, 24.9.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 55,70 Prozent, davon Windstrom 35,57 Prozent, Sonnenstrom 10,07 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,07 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Viel Wind, wenig Sonne. Entsprechend die Stromerzeugung. Die reicht – bis auf den Abend, da lässt die Windstromerzeugung nach –, um die Versorgung Deutschlands sicherzustellen. Natürlich tragen die Konventionellen ein gerüttelt Maß dazu bei. Es sind gut 45%. Das sei erwähnt, damit die Freunde der Energiewende nicht übermütig werden. Am Abend muss Deutschland Strom importieren, was entsprechend kostet. Dänemark, die Schweiz und Frankreich profitieren.

Freitag, 25.9.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 43,65 Prozent, davon Windstrom 26,19 Prozent, Sonnenstrom 5,56 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,90 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken

Ein trüber Freitag. Der Windstrom stimmt annähernd. Der Sonnenstrom nicht. Die konventionellen Stromerzeuger beschließen, Deutschland den ganzen Tag mit einer Deckungslücke leben zu lassen. Der fehlende Strom muss importiert werden. Von wem?

Samstag, 26.9.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 52,29 Prozent, davon Windstrom 33,94 Prozent, Sonnenstrom 3,67 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,68 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wieder ein trüber Herbsttag. Mit einem massiven Windstromanstieg zum Abend hin und der Folge, dass zur berüchtigt teuren Abendzeit Strom von Deutschland exportiert werden kann. Zu einigermaßen auskömmlichen Preisen. Bis 16:00 Uhr wird von unseren Nachbarn importiert; zu Preisen von 25 bis 41 €/MWh. Aufgemerkt: Zu Abend nehmen die Niederlande überschüssigen Strom Deutschland Strom ab. Und: Der Stromanstieg lässt für den Sonntag einiges vermuten, oder? Nächste Woche die Auflösung.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. 

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

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Thomas Brox / 06.10.2020

@ beat schaller. “Anschleichen” ist nicht ganz das richtige Wort. Wer sich informiert, etwa durch den obigen Wochenbericht, und noch über einen Rest von gesundem Menschenverstand verfügt, der weiß schon seit vielen Jahren, dass Blödland mit der Energiewende immer weiter den Abhang hinunter fährt (wer von Physik etwas Ahnung hat, dem ist es schon lange klar). Da sich die Geschwindigkeit der Schussfahrt erhöht, und die Täuschungsversuche zunehmen (etwa Quersubventionen aus Steuern), möchte ich den obigen Wochenbericht nicht missen. Auch über die physikalisch untauglichen Versuche, die Energie des extrem teuren Zufallsstroms irgendwie zu speichern, möchte ich im Bild bleiben. ++ Allein schon anhand der gewaltig gestiegenen Stromrechnung müsste der Michel eigentlich merken, dass etwas schiefgeht.

Karl Eduard / 06.10.2020

Der Strom kommt aus der Steckdose. Nur Klimawandelleugner streiten das ab. “How dare you!” Oder so. Was ich nicht verstehe, wieso die “Methode Schilda” so vernachlässigt wird. Die haben wohl ganz erfolgreich Sonnenlicht in Säcken ins dunkle Rathaus getragen(Fenster vergessen.)  Aber an Säcken verdient man natürlich kaum etwas. Das! sollte doch mal untersucht werden. Wenn Wind- und Sonne eine ganze Volkswirtschaft versorgenn, warum dann nicht die viel kostengünstigeren Säcke? Vielleicht könnte man Kobolde zum Tragen einstellen oder die beschäftigungslosen Facharbeiter, die zu Millionen vor den Supermärkten herumlungern.

beat schaller / 06.10.2020

Kann es sein, dass EUtschland nun doch neben “Corinna” auch noch ein kleines anderes Problemchen hat, das sich da von hinten anschleicht, eines, das man unmöglich voraussehen kann? Danke Herr Stobbe für Ihren unermüdlichen Einsatz zu diesem Tema.  Vielleicht müsste man nur noch “PCR-Strom” erzeugen, um dann mindestens den “Fehlerstrom” noch positiv nutzen zu können?? b.schaller

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