Rüdiger Stobbe / 07.07.2020 / 10:00 / Foto: Doenertier82 / 4 / Seite ausdrucken

Woher kommt der Strom? 26. Woche

Die 26. Woche zeichnet sich durch ein gleichmäßiges Stromerzeugungsbild aus. Über Tag – die Sonnenstromerzeugung ist insgesamt gut – kommt es regelmäßig zu einem Stromüberschuss. In der übrigen Zeit importiert Deutschland den fehlenden Strom. Frühmorgens zu niedrigen Importpreisen. Vormittags und abends zu relativ hohen Preisen. Angesichts der doch im Verhältnis recht starken konventionellen Stromerzeugung, die unter dem Strich dennoch nicht ausreicht, um den Strombedarf Deutschlands zu decken, kann einem angesichts des 3. Juli 2020 richtig mulmig werden. Da nämlich beschloss der Bundestag den Kohleausstieg.

Die Abbildung belegt, dass die Konsequenzen aus dem Atomausstieg bis Ende 2022 und der Kohleausstieg bis Ende 2038 Lücken in der Stromversorgung aufreißen, die sogar bei einer angenommenen Verdoppelung des Stroms aus erneuerbaren Energieträgern nicht geschlossen werden können. Windstromerzeugung ist unstet. Sowohl an Land als auch auf See (Abbildung 2). Nur mit einem riesigen Backup-Park, bestehend aus Gaskraftwerken, die zur und in der Not annähernd die gesamte Stromversorgung in Zeiten von Dunkelflauten übernehmen, und die zum großen Teil noch gebaut werden müssen, ist eine sichere Stromversorgung für Deutschland möglich.

Das kostet und kostet und bringt eingedenk der Mini-Rolle die Deutschlands CO2-Ausstoß in globalem Maßstab spielt, praktisch nichts für das Weltklima. Wenn denn von Menschen produziertes CO2 überhaupt die überragende Rolle in Sachen Klimawandel spielt.

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart belegen,  wie schwach die Windstromerzeugung der 26. Woche in Relation zum Bedarf ist. Wären da nicht vor allem die kontinuierlich arbeitenden Stromlieferanten Wasserkraft und Biomasse, sähe es zumindest in der Zeit, in der Sonnenkraft keinen Strom erzeugt, richtig schlecht aus mit dem Strom, erzeugt mittels erneuerbarer Energieträger. Vor allem aber Windkraftanlagen sollen die Energiewende "wuppen". Denn Wind weht, wenn er denn weht, ganztägig. Windstromerzeugung ist zumindest theoretisch beliebig erweiterbar. Eingedenk der Tatsache, dass es mindestens 3.000 Windkraftanlagen á drei MW braucht, um zumindest rechnerisch eine Gigawattstunde Strom aus Wasserstoff mittels Elektrolyse und Brennstoffzelle zu erzeugen, bekommt man eine Vorstellung davon, was da noch zu tun wäre, um bis 2030 eine Gesamtleistung von fünf GW zu erreichen (Abbildung 3).

Obwohl Deutschland auch in der 26. Woche viel Strom aus dem benachbarten Ausland importieren und über Tag exportieren musste, blieben die Strompreise im positiven Bereich. Den bisherigen Im- und Exportwert des Jahres 2020 sehen Sie hier.

Die Tagesanalysen

Sonntag, 21.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,51 Prozent, davon Windstrom 12,77 Prozent, Sonnenstrom 26,60 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 19,15 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wenig Windstrom- , doch recht  gute Sonnenstromerzeugung kombiniert mit wenig Sonntagsbedarf führen zu einem nur geringen Stromüberschuss über Tag, so dass der Tiefpreis bei 8,26 €/MWh um 14:00 Uhr liegt.

Montag, 22.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,36 Prozent, davon Windstrom 12,3 Prozent, Sonnenstrom 20,49 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,57 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Montag, Werktag, mehr Bedarf! Etwas mehr Windstromerzeugung, weiter recht ordentliche Sonnenstromerzeugung führen zur dieser (Strom-)Preislage. Vormittags und zum Abend gibt es Preisspitzen. Da importiert Deutschland. Eine Preissenke ergibt sich über Tag. Da exportiert Deutschland.

Dienstag, 23.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,38 Prozentdavon Windstrom 6,93 Prozent, Sonnenstrom 23,85 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,62 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromerzeugung sinkt gegen null. Sonnenstrom kommt reichlich, so dass über Tag wieder Strom exportiert werden muss. Ob die Preise auskömmlich sind, weiß ich nicht. Sicher aber ist, dass sie geringer sind als die Importpreise. Da liegt die Spitze um 20:00 Uhr bei 48,65 €/MWh.

Mittwoch, 24.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,27 Prozent, davon Windstrom 10,45 Prozent, Sonnenstrom 22,39 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,43 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Gegen Abend zieht die Windstromerzeugung an. Auch heute wieder eine Preisdifferenz zwischen Im- und Exportstrom zu ungunsten Deutschlands. Ausnahme: Wie fast immer der frühe Morgen. Da drückt die insgesamt geringe Nachfrage bei relativ hohem Angebot den Preis.

Donnerstag, 25.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,94 Prozent, davon Windstrom 17,73 Prozent, Sonnenstrom 18,44 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,77 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute etwas mehr Windstrom. Die Versorgungslücken schließen sich fast. Die höchsten Preise werden dort aufgerufen. Vor allem Frankreich, die Schweiz und Österreich nutzen die Gelegenheit für Preisdifferenzgeschäfte.

Freitag, den 26.6.2020: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,15 Prozent, davon Windstrom 14,07 Prozent, Sonnenstrom 20,74 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,33 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Ein ähnliches Bild wie gestern. Nur die Versorgungslücken sind etwas größer. Wieder ergeben sich dort die höchsten Preise. Wieder fahren unsere Nachbarn schöne Gewinne ein.

Samstag, 27.6.2020: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 54,05 Prozent, davon Windstrom 15,32 Prozent, Sonnenstrom 22,52 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,22 Prozent. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Einstieg in das Wochenende. Auch heute wieder erhebliche Preisdifferenzen zwischen Im- und Export, den sich unsere Nachbarn zunutze machen. Vor allem Tschechien nutzt heute die Gelegenheit, Geld mitzunehmen.

Der Anteil erneuerbarer Energieträger an der Stromerzeugung der 26. Woche betrug knapp 50 Prozent Sonnenkraft, Biomasse und Wasserkraft sei Dank. Windkraft spielte eine untergeordnete Rolle. Wenn die Sonne nicht auf die Solarmodule schien, musste Strom regelmäßig und verhältnismäßig hochpreisig importiert werden. Zusätzlich zu 50 Prozent konventionellem Strom aus Deutschland.

Ordnen Sie Deutschlands CO2-Ausstoß in den Weltmaßstab ein. Zum interaktiven CO2-Rechner: Hier klicken. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. 

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

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Reinhold Schmidt / 07.07.2020

Immer wieder bewundere ich die Fleißarbeit von Herrn Rüdiger Stobbe. Meinen Dank dafür. Er blendet aber auch immer wieder einen Faktor nahezu aus, der entscheidend für eine gesicherte Stromversorgung ist. Strom muss aus physikalischen Gründen zwingend genau dann produziert werden, wenn er gebraucht wird. D.h. wenn ich zu Hause meinen PC einschalte, muss genau zu diesem Zeitpunkt ein entsprechendes Kraftwerk dahinter stehen. Und genau das können weder Wind noch Sonne leisten und wenn man noch so viel zubaut (Dunkelflaute siehe November 2019). Alle teuren Stromimporte sind, sofern die den Strom nicht selbst brauchen, vom guten Willen unserer Nachbarn anhängig. Mögliche Speicherlösungen und “smartgrid” Stromzuteilungsmechanismen sind sündhaft teure Notlösungen, deren notwendige Kapazitäten selbst in Jahrzehnten schon rein physikalisch und technisch nicht realisiert werden können. Eine gesicherte, preisgünstige Stromversorgung für eine moderne Gesellschaft kann nur durch Vorhalten einer ausreichenden Kapazität von grundlastfähigen Kern-, Kohle- und Gaskraftwerken sichergestellt werden. In diesem Zusammenhang sei nochmal darauf hingewiesen, dass der Ausstieg aus Kernkraft und Kohle für unser rohstoffarmes Land der volkswirtschaftlich größte mögliche Blödsinn ist, den es jemals gab.

Peter Hager / 07.07.2020

Konsequent sind sie ja die “Ernergiewender”: Nach dem Atomausstieg folgt mit dem Kohleausstieg der nächste Schritt auf dem Weg in eine unzuverlässige und sehr teure Stromversorgung. Ich bin schon gespannt wann der Gasausstieg gefordert wird - schliesslich ist das Ziel erst mit Strom zu 100% aus “erneuerbaren Energien” erreicht.

Andreas Rühl / 07.07.2020

Der Strom kommt aus Bosbüll. Dort wurde die wasserstoffwende eingeleitet. Mit windstrom wird dort Wasserstoff erzeugt (!). Versorgt damit werden 2 Tankstellen, 2 Busse, 25 Haushalte und ein Schweinestall. Womit nicht das Wirtschaftsministerium gemeint sein soll. Das kostet den Steuerzahler schlappe 8 Millionen. Will man so alle 40 Millionen Haushalte auf diese Weise mit waerme versorgen, muesste man also nur 12, 8 Billionen investieren. Ein Schnäppchen. EIN IRRENHAUS.

Gerald Pesch / 07.07.2020

Interessant dass beim Import sofort Französischer Atomstrom fliesst. Deutschland sprengt seine technisch hochwertigen KKW in die Luft (Philippsburg), um dann dem Französischen Atomstrom die Türe zu öffnen. Die grünen Schlümpfe sind eben durch gesprengte Kühltürme eines KKW in den Nachrichtensendungen der GEZ Staatsmedien nachhaltig zu beeindrucken, die Stromimporte aus Frankreich versteht hingegen fast niemand. Wir schaffen das.

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