Diese Absicht, das Bargeld abzuschaffen, muß man vielleicht auch noch in einem anderen Zusammenhang sehen. Geld war bislang etwas, das man sich erarbeiten mußte; die Belohung für eine erbrachte Leistung. Mal abgesehen von dem glücklichen Umstand, daß man eine größere Menge davon geerbt oder im Lotto gewonnen hat. Doch was ist Geld eigentlich noch in Zeiten, da es durch Notenbanken und die Kreditvergabe der Geschäftsbanken quasi aus dem Nichts in beliebiger Menge produziert (“gedruckt”) und in Umlauf gesetzt wird? Geld kann dann kaum noch als erarbeiteter Wohlstand verstanden werden. Geld wäre nur noch virtueller oder vorgegaukelter Reichtum. Wer den Bürgern die Leidenschaft fürs Bargeld austreiben will, der will uns vielleicht genau an diesen Zustand gewöhnen. Die Parole lautet: Vergeßt, daß Geld irgendwie auf Leistung oder Sparsamkeit gründet! Geld wird in unbegrenzter Menge gedruckt und nicht länger nach wirtschaftlichen, sondern nur noch nach politischen Kriterien verteilt. Auch die Idee von einem leistungslosen Grundeinkommen, die seit Jahren im Schwange ist, geht in die gleiche Richtung. Welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen es hätte, wenn sich alle konventionellen Vorstellungen von Geld in Luft auflösen, steht in den Sternen. Wie sich ja auch niemand so recht ausmalen will, womit die gigantische öffentliche und private Verschuldung einmal enden soll. Auch die Wirtschaftswissenschaften haben dafür, so scheint es mir, die adäquate Geld- und Kredittheorie noch nicht geliefert. Ich wundere mich eigentlich nur noch über eins: Warum verteilt die EZB die 60 Mrd Euro, die sie derzeit Monat für Monat in Umlauf setzt, nicht gleich direkt an die Bürger der Eurozone? Vielleicht ist das nur noch eine Frage der Zeit…
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