Andrea Seaman, Gastautor / 29.11.2019 / 06:15 / Foto: Tim Maxeiner / 88 / Seite ausdrucken

Wie Schülern die Angst eingetrieben wird

Von Andrea Seaman.

Die extreme Angst der Klima-Streikenden, die die Schule schwänzen, wurde in der Schule, von den Lehrern, durch den Lehrplan und durch den Unterricht selbst kultiviert. Das habe ich schon in meinen frühesten Jahren im Bildungssystem der Schweiz erlebt. Im Kindergarten wurde uns gesagt, dass wir kein Papier verschwenden sollten, damit wir nicht die Wälder der Welt zerstören. In der Grundschule überwachte unser Lehrer die Umkleideräume, auf der Suche nach Anwendern von Aerosol-Deodoranten, um uns für die Vernichtung der Ozonschicht und der Atmosphäre zu rügen. Die Schüler wurden dazu gebracht, zu verstehen, dass bei jeder Aktion, die sie durchführten, egal wie klein, das Leben auf dem Planeten Erde auf dem Spiel stand. Es spielte keine Rolle, dass, selbst wenn die Schweiz alle CO2-Emissionen auf einmal eingestellt hätte, dies keine spürbaren Auswirkungen auf die globale Erwärmung gehabt hätte. Als ich darauf hinwies, wurde meinen Klassenkameraden umgehend untersagt, mit mir über diese Themen zu diskutieren.

In der Sekundarschule wurde der Druck erhöht. Jeder Klasse wurde Al Gores Film „An Inconvenient Truth“ gezeigt, und die Behauptungen dieses Films wurden als unbestreitbare wissenschaftliche Fakten behandelt. Allerdings waren zahlreiche grundlegende Fehler in Gores Film entdeckt worden, von denen meine Lehrer anscheinend nichts wussten. Als ich auf diese Fehler hinwies, wurde ich als unwissenschaftlich bezeichnet. Als ich gegen die von Al Gore bevorzugte Vorgehensweise, nämlich die Reduzierung der CO2-Emissionen, opponierte, wurde ich erneut als „anti-wissenschaftlich" hingestellt. Dem Lehrer schien es egal zu sein, dass eine Meinungsverschiedenheit darüber, was gegen die globale Erwärmung getan werden sollte, nicht wissenschaftlicher, sondern moralischer und politischer Natur ist.

Im Gymnasium nutzte man vor allem die Fächer Biologie und die Geographie, um uns mit dem grünen Alarmismus zu indoktrinieren. Überbevölkerung, die bevorstehende Erschöpfung und das Verschwinden fossiler Brennstoffe, die misanthropische Sichtweise auf den Menschen als eine überwiegend zerstörerische Kraft gegenüber sich selbst und die Natur wurden uns allen als wissenschaftliche Fakten gelehrt. Das Fliegen für Schulausflüge in Europa war aus ökologischen Gründen verboten, und wenn der Geographielehrer auf einem solchen Schulausflug dabei war, konnte man sicher sein, dass er am Ende der Woche durch die Müllsäcke stöbern würde, um den Abfall für das Recycling zu sortieren.

Aus ideologischen Gründen schlecht benotet

In Biologie standen die Übel des CO2-hungrigen Fleisches im Mittelpunkt, ein eklatanter Versuch, uns wegen der Steaks auf unseren Tellern Schuldgefühle zu verpassen. Der Geographie-Lehrplan sieht Alarmismus vor, euphemistisch beschrieben als Lehre vom „Umgang mit Ressourcen, Energieversorgung, Klimaänderung, Entwicklungspolitik, Migration und Raumentwicklung". Als ich in einem benoteten Geographie-Essay schrieb, dass moderne Kohlekraftwerke CO2 herausfiltern können, wurde ich aus ideologischen Gründen schlecht benotet. Mein Lehrer begründete dies damit, dass die Filtration von CO2 unmöglich sei. Es wurde keine ernsthafte Meinungsverschiedenheit mit der grünen Ideologie zugelassen. Die Botschaft war immer, dass, wenn die Menschheit nichts gegen den Klimawandel unternimmt, das Leben unserer Kinder und ihrer Kinder brutal, kurz und höllisch sein würde.

Schon im Kindergarten kommt diese Schwarzmalerei direkt aus dem Mund des Erziehers, der Person, deren Aufgabe es ist, denen Wissen zu vermitteln, die es nicht besitzen. Nie wurde etwas von der seit der industriellen Revolution grundlegend und ständig verbesserten Existenz der Menschheit erwähnt. Immer wurde eine voreingenommene Sicht präsentiert. Wir haben nicht gelernt, dass seit 1800 unzählige Male genau die gleichen Niedergangsszenarien zu Ressourcen und Bevölkerung prophezeit wurden und dass sie sich sämtlich als falsch erwiesen hatten. Das Wissen um solche Fehlprognosen hätte uns nämlich an den düsteren Vorhersagen der Gegenwart zweifeln lassen. Kurz gesagt: Die gegenwärtige grüne Propaganda, die den Schülern in den Schulen der westlichen Welt aufgezwungen wird, ist völlig einseitig, parteiisch und von maßloser Übertreibung geprägt.

Kein Wunder also, dass Kinder wie Greta Thunberg öffentlich komplette, wahrscheinlich in der Schule erlernte Unwahrheiten behaupten können, wie zum Beispiel, dass täglich bis zu 200 Arten aussterben. Greta selbst gibt zu, dass ihre Angst vor dem Klimawandel zuerst in der Schule ausgelöst wurde. Dieser Terror der globalen Erwärmung bei Kindern führt nicht überraschend zu einer kindlichen Reaktion. „Ich will, dass ihr in Panik geratet", verkündet Greta. Aber Panik angesichts jeder Krise führt zu den kontraproduktivsten, fehlgeleitetsten und ineffizientesten Lösungen. Die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen auf Null oder in erheblichem Umfang bis Ende oder Mitte dieses Jahrhunderts ist eine solche panikgesteuerte irrationale Lösung.

Man beginnt, Kinder zu indoktrinieren, wenn die meisten Erwachsenen nicht überzeugt werden können. Angst ist das Mittel, ein Kind dazu zu bringen, eifrig für eine Politik einzutreten, die jede vernünftige Person ablehnen würde. Und das Klassenzimmer ist die hermetisch abgeschlossene Umgebung fernab der Öffentlichkeit, in der ideologische Positionen als Fakten getarnt werden können von denen, die einem früher Wahrheiten, zusammen mit der Fähigkeit, diese zu hinterfragen, beigebracht haben. Die globale Erwärmung ist real. Aber: Es gibt keine Klimakrise, keinen Klimakollaps und keinen Klimanotstand. Dass viele Kinder fälschlicherweise glauben, es gäbe eine solche Klimakrise, sagt uns, dass bestimmte Erwachsene und Lehrer ihnen eine Lüge erzählt haben.

 

Andrea Seaman, 22, ist Schweizer Autor und Student. Er schreibt u.a. für das britische Novo-Partnermagazin „Spiked“. Diesen Beitrag hat der Autor am vergangenen Samstag auf dem Berliner Satellite Event des Battle of Ideas (Podium: „How can we deal with the climate emergency?" als Rede gehalten. Der Beitrag erschien bei Novo-Argumente.

Foto: Tim Maxeiner

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Wolf von Fichtenberg / 29.11.2019

Ablasshändler Johann Tetzel*, jetzt im Jahr 2019:  (Einer jener die mit Gruselgeschichten den Armen die Gelder aus den Taschen zogen, damit die sehr weltliche Kurie himmlisch leben konnte): “Die rote Fahne in der Hand,  hoch lebe nun der Unverstand. Sobald man Freitags hüpft und springt, das CO² uns Gelder bringt”. Ihm, Tetzel, half es nicht: Er starb an der Pest. Gewiss sucht er nun das Fegefeuer, welches Papst Gregor (genannt der Große) im frühen Mittelalter für die Kirche entdeckte und vor dem er warnte. Vielleicht sollte er hüpfen, dann sieht er es besser.

Michael Hufnagel / 29.11.2019

Heute gehen die FFF-Hüpfer ja wieder massenweise auf die Straße. Ist ja auch ein willkommener Anlass, mal wieder die Schule zu schwänzen. Ideologie und Glauben schlägt Wissen und Verstand. Eine verhängnisvolle Entwicklung nimmt ihren Lauf.

Wolfgang Kaufmann / 29.11.2019

Binnen dreißig Jahren sind Bildungsniveau, Sprachkenntnisse und MINT-Fähigkeiten im öffentlichen Diskurs merklich zurückgegangen. Früher gab es kleine Eliten, im Gymnasium und an der Uni, die diese Fähigkeiten in hohem Maße besaßen und die auch mit einer gewissen Reichweite kommunizieren konnten; die breite Masse ging mit 16 in die Lehre und fand allenfalls im Wirtshaus Gehör. – In der postkompetenten Gesellschaft hingegen vereinigt kaum noch jemand auch nur annähernd das Wissen und die sprachlichen Kompetenzen eines Gebildeten von einst, vom Rechtschreiben und Kopfrechnen bis zum Leseverstehen. Die meisten haben keine Ahnung und davon jede Menge. Aber alle haben die Macht, ihre unqualifizierte Meinung mit Hilfe der Sozialen Medien in alle Welt hinauszuposaunen; auch das offensichtlichste IQ-Defizit hindert keinen und keine, sich am globalen Stammtisch aufzuplustern. Und in Hamburg oder München finden sich hirnbefreite Schreiberlinge, die daraus Clickbait für Pseudointellektuelle generieren. – Wir haben keinen Klimanotstand, sondern einen Bildungsnotstand.

Karsten Paulsen / 29.11.2019

Die Erziehung zu verängstigten Menschen ist auch in Deutschland durch. Angst und Schuldgefühle formen die idelalen Untertanen, da kann man das Wagnis Demokratie eingehen. Wie weit wir ein Volk von Feiglingen geworden sind, kann man gut an den Radfahrern feststellen, kaum noch jemand ohne Plastikmüll auf dem Kopf. Unsere Nachbarn, die Holländer spotten schon die deutschen Helmträger. In einer Rede vor den Überresten des deutschen Mannes erhob sich große Unruhe, als ich wagte zu bemerken, dass früher Krieg war, wenn man sich einen Helm aufsetzte, heute ist Fahrradfahren.

Lars Schweitzer / 29.11.2019

Bei uns in Deutschland ist es genauso, Gymnasium, 8. Klasse, es gibt eine Klima-AG (von einem Lehrer betreut), die auch an FFF-Demos teilnimmt (immerhin ist die Teilnahme freiwillig und darf nicht mit Klassenarbeiten kollidieren), selbst die Sachtexte im Deutschbuch sind ökoalarmistisch gefärbt. Die Kids glauben tatsächlich, dass in zehn Jahren eine Katastrophe kommt und als Eltern hat man nicht einmal die Möglichkeit, zur Hinterfragung des Ganzen anzuregen, da wird sofort zugemacht. Wenn nämlich Schule, Youtuber (die andererseits aber ein völlig konsumfixiertes Leben führen und in ihren Videos zeigen), Radio und Fernsehen alle dasselbe sagen und “die Wissenschaft sich einig ist”, dann gibt es nichts zu hinterfragen, basta. Man darf den hohen Konformitätsdruck in der Pubertät auch nicht vergessen, da tanzt man nicht aus der Reihe und kognitive Dissonanz führt zu schweren Krisen. Deshalb schotten sich die Kids von dieser kognitiven Dissonanz ab, selbst den offensichtlichen Widerspruch zwischen den eigenen Konsumgewohnheiten und den Forderungen der Klimajünger weigern sie sich zur Kenntnis zu nehmen. Notfalls hilft wohl nur eine Woche ohne Auto, Heizung, warmes Wasser und mit nur zwei Stunden Strom am Tag, fürchte ich. Eine Beschwerde beim Schulministerium gereicht ja auch wieder nur einem selbst zum Nachteil.

Dr. Peter Reich / 29.11.2019

Am Ende erzeugt das alles kollektive Neurosen. In der Geschichte wimmelt es nur so von solchen Kollektivneurosen. Zu Gutem haben diese Neurosen nicht ein einziges Mal geführt. Das wird auch bei der kollektiven Klimaneurose nicht anders sein. Der beste Schutz gegen solche Neurosen ist ironischerweise das, was mich damals meine rot-grünen Lehrer in der Schule einst gelehrt hatten: Erst mal nichts glauben und alles kritisch hinterfragen, insbesondere wenn es von einer Regierung kommt. Das hilft, die schwarz-rot-grüne Regierungspropaganda und den fragwürdigen Zeitgeist in den Mainstreammedien vom angeblich anstehenden Klimakollaps richtig einzuordnen.

Klaus Biskaborn / 29.11.2019

Ich glaube in deutschen Schulen und weiterführenden Bildungseinrichtungen dürfte es noch schlimmer sein. Weltfremde Lehrer, eigene Erfahrung, vermitteln ihr grünes ( Un-) Wissen und indoktrinieren die Schüler mit ihrer rot-grünen Weltanschauung. Kein Wunder das das Bildungsniveau in Deutschland atemberaubend in den Keller rutscht, wie diverse Studien beweisen. Mein Verdacht, bildungsfernen Menschen lassen sich einfacher manipulieren, also alles bewusst gesteuert.

Rainer Hanisch / 29.11.2019

“Überbevölkerung, ..., die misanthropische Sichtweise auf den Menschen als eine überwiegend zerstörerische Kraft gegenüber sich selbst und die Natur wurden uns allen als wissenschaftliche Fakten gelehrt.” So unrecht sind diese Fakten ja nun doch nicht. Immer mehr Menschen beanspruchen immer mehr Ressourcen jedweder Art. Das ist nun mal nicht zu bstreiten. Der übrige Zauber um’s Klima ist allerdings Religion. Wohlweislich wird dem Volk der Stand der Technik in der Energiegewinnung aus Kohle und auch aus der Kernenergie. Ich lache jedesmal, wenn “wissende” Medien Kühltürme von Wärmekraftwerken abbilden, um die Umweltschädlichkeit zu suggerieren. Dass es sich dabei um simpllen Wasserdampf handelt, wird verschwiegen. Selbst wenn die Erderwärmung real existiert, ist das immer noch kein Grund, Untergangsszenarien zu beschwören. Die zahlreichen Weltuntergänge haben in der Vergangenheit nicht funktioniert und werden es auch in Zukunft nicht tun! Da Erwachsene einiges an Lebenserfahrung haben (sollten), kann man ihnen nicht so ohne weiteres alles Mögliche unterjubeln. Bei Kindern funktioniert das immer. Und die von Klima-Gretl geforderte “Panik” ist der denkbar schlechteste Ratgeber! Hat die Politik mit ihren Schnellschüssen, um den Mob zu beruhigen, in der Vergangenheit auseichend unter Beweis gestellt. Ebenso hat sich immer bewahrheitet, dass man religiöse Thesen nie wissenschaftlich beweisen konnte. Auch wenn man DDR-Wahlergebnisse als “Zustimmung aller Wissenschaftler” dafür bemüht - es klappt nicht!

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