Aha, ein “Kognitionspsychologe” schreibt Gesinnungsaufsätze im Relotius- und Leyendecker-Märchenheft. Hat er schon die Strafbarkeit für Andersdenkende gefordert? Das wäre doch gute deutsche Tradition. So wie die “Frankfurter Rundschau” am 30.3.2019 forderte: “Die genaue Formulierung der Strafandrohung können wir getrost den Fachleuten überlassen. Zwar ist die seriöse Klimawissenschaft auf eine solche Gesetzesänderung nicht angewiesen, denn unter Klimawissenschaftlern besteht kein Zweifel mehr an der Gefahr, in der die Menschheit schwebt. Aber die Wissenschaft der Psychologie lehrt uns, dass notwendige Verhaltensänderungen oft durch gesetzliche Regelungen erzwungen werden müssen. Beispiele dafür gibt es genug. Die Gurtanschnallpflicht, das Rauchverbot, das Tempolimit, das Glühlampenverbot, das Verbot des Hitlergrußes, das Verbot der Holocaust-Leugnung. Jetzt brauchen wir ein Verbot der Klimawandel-Leugnung.”
In der Tat wäre es eine gute Idee, die überkommenen Regeln des journalismus ins Gedächtnis zu rufen. Die kolumne war da noch eine (wörtlich) randerscheinung. Gehörte in den Giftschrank. War sozusagen ein regelbruch, weil die gute Regeln daran erkannt wird, wie es in den ‘meistersingern’ heißt, dass sie auch mal eine Ausnahme verträgt. Das ist heute nicht mehr so. Ich lese und höre fast nur noch kolumnen. Gestern auf b5 ueber parteiausschlussverfahren sarrazin zb. Ein Beitrag, der vor Hass und haehme nur so strotzte. Schmaehkritik in eine Nachricht verpackt, ein Sturz ins bodenlose. Mal schauen, was der Intendant antworten wird auf meine Mail, die heute noch rausgeht.
Deutsche Medien in freiem Fall. Was wird da für ein Schund verbreitet? Wie kann es sein, dass man völlig kritiklos PC, Mainstream und Klimapanik verbreitet, wo doch das böse Wort von der ‘Lügenpresse’ die Runde machte? Jetzt erst recht, meinen die Macher: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s völlig ungeniert.
Ein „kritisch-entspannter Umgang mit politischer Korrektheit, die strikte Trennung von Nachricht und Meinung“? Meine Güte. Eine trübe Erinnerung aus lang vergangenen Zeiten. Was für eine Wohltat. Tief verinnerlichtes demokratisches Verständnis. So weit sind wir in Deutschland noch nicht. Die Demokratie wurde bei uns „eingeführt“ und ist nicht voll verstanden worden. Im Hintergrund lauert stetig das autoritäre Denken. Meinungsfreiheit nur wenn sie nicht von den Vorgaben abweicht. Das autoritäre Denken ist im Grunde unpolitisch. Heute kommt es zwar links daher, aber zugrunde liegt ihm ein Unverständnis für Demokratie. Ein Unglauben an die Macht des Volkes. Ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber dem Volk. Der Glaube, es unbedingt besser zu wissen als das „dumme“ Volk. An der Überzeugung dieses erziehen zu müssen. Es zum richtigen Denken zwingen zu müssen. Kritische Ansichten unterdrücken zu müssen. All das liegt am Nichtverstehen dessen, was Demokratie eigentlich heißt. Oder am bewussten Nichtverstehenwollen. Was noch schlimmer wäre.
Den Gegner das vorzuwerfen, was man selber im Übermaß tut: in der Psychologie als Projektion altbekannt. Und in der Bibel als Balken im eigenen Auge…
Beklagt man den Einfluss eines Soros, ist man Hetzer, Verschwörungstheoretiker, im schlimmsten Fall Antisemit (was dann eigentlich sogar der absurdeste aller Vorwürfe ist). Beklagt man den Einfluss eines Murdoch, ist man Aktivist, Investigativjournalist, oder eben Kognitivpsychologe. Man kann feststellen, dass sich diese Leute noch nicht einmal mehr Mühe geben. Der Kulturkampf läuft auf vollen Touren und jeder sollte mittlerweile seine Seite kenne.
Der gestrenge Herr Kollege Kognitionspsychologe beunruhigt mit seiner geradezu bizarren Wahrnehmung. Er beklagt in einer fernen Medienlandschaft den Mangel an “Opposition” und mahnt damit doch nur das im Haus an der Relotiusspitze - danke, verehrter Wolfgang Röhl! - herrschende Glaubensbekenntnis an. Gewiss zählt er sich zu den 97% Prozent der guten “Klimawissenschaftler”. Im alarmistischen Merkel-D. kommt dieses Bekenntnis gut an, oppositionsfrei, versteht sich. Murdoch-Bashing gehört seit Langem bei verzweifelten Salonlinken zum Primitivstandard wie der mutige Antikapitalismus. Über die dafür eingesetzte Hetzpower geht dann schon mal die Fähigkeit des Hinschauens, Abwägens und besonnenen Urteilens verloren. Einem Kognitionspsychologen mit einer Reichweite bis Down Under unterläuft das nicht, es ist Methode!
Wie töricht ich doch bin! Hatte ich angesichts des Titels “Klimamanipulation der Medien - Der gefährlichste Mann der Welt” doch glatt zunächst an Mr Soros gedacht! Gut, dass es den “Spiegel” gibt.
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