Rainer Bonhorst / 02.05.2013 / 16:48 / 0 / Seite ausdrucken

War Margaret Thatcher eine Deutsche?

Könnte es sein, dass Margaret Thatcher – unerkannt oder bewusst unterdrückt – genetisch eine Deutsche war? Ich stelle mir diese Frage schon lange, habe mich zu ihren Lebzeiten aber nicht getraut, sie zu äußern. Nun, da die Eiserne Lady nicht mehr unter uns weilt, und nach einer respektvollen Trauerpause, will ich es wagen.

Wie komme ich zu der Annahme, dass Margaret Thatcher eine Deutsche war? Ausgangspunkt ist die Frage: Wie konnte es Frau Thatcher schaffen, ihr etwas verschludertes Land derart aufzuräumen, dass es anschließend kaum wieder zu erkennen war? Woher nahm sie die Tüchtigkeit, die dazu notwendig war? Woher kam dieser Drang, Ordnung schaffen?

Tüchtigkeit gilt in England als ein durch und durch deutsches Markenzeichen. Das ist halb anerkennend, halb herablassend, wie sich Leute geben, die das Leben lieber auch ein bisschen genießen, als es ganz der Tüchtigkeit zu widmen. Und was die Ordnungsliebe angeht: Mir hat ein englischer Beamter einmal den Unterschied zwischen Deutschen und Engländern so beschrieben: „Für die Deutschen ist die Ordnung ein Wert an sich. Wir Engländer finden Ordnung nur dann notwendig, wenn sie einem konkreten Zweck dient.“

Tüchtig und ordnungsliebend. Da taucht der erste Verdacht auf: Wie englisch war Margaret Thatcher eigentlich? Wo doch die übrigen Briten lieber die hohe Kunst des Durchwurschtelns pflegen: „We cross this bridge, when we get there.“ Zum Durchwurschteln statt planen habe ich noch eine englische Stimme aus der Vor-Thatcher-Zeit im Ohr: „Deutsche Politiker, die England besuchen, fragen uns immer nach unserem Gesamtkonzept. Unsere Antwort lautet gewöhnlich: Was meinen Sie mit Gesamtkonzept?“

Margaret Thatcher hätte man ruhig nach ihrem Gesamtkonzept fragen können. Sie hatte eins. Sie hatte auch einen Plan, ja sogar mehrere. Für sie war Ordnung das halbe Leben und entsprechend hat sie in England aufgeräumt. Ja, sie hatte nicht nur ein Gesamtkonzept, sie war von ihrem Konzept auch felsenfest überzeugt. Sie ließ keine anderen Meinungen neben sich gelten. Sie war auf geradezu deutsche Weise rechthaberisch.

Dazu die Erinnerung eines deutschen Politikers. Er erzählt, wie Margaret Thatcher eines Abends sehr lange auf ihn eingeredet und zum Abschied gesagt hat: „Und bitte denken Sie darüber nach, was ich Ihnen gesagt habe.“ Der Politiker daraufhin zu ihr: „Das will ich tun. Und denken Sie bitte darüber nach, was ich Ihnen gesagt habe.“ Darauf Frau Thatcher: „Gerne. Aber ich habe Recht.“

Aber ich habe Recht. Da können wir Weltmeister im Recht haben doch nur vor Neid erblassen. Es sei denn Frau Thatcher wäre eine von uns. Dann wäre es ja eine Mannschaftsleistung gewesen.

Und nun kommen wir zum entscheidenden Verdachtsmoment, dem Humor. Margaret Thatcher war eine Scheinhumoristin. Sie hat in ihren Reden pflichtgemäß launige Wortspiel verwendet. In einem ihrer erfolgreichsten Wortspiele wandelte sie den Titel eines damals viel gespielten Theaterstücks ab. Das Stück hieß: „The Lady’s Not For Burning.“ Margaret Thatcher rief scheinbar kongenial in den Saal: „The lady is not for turning!“ Jubel, Riesenbeifall, Gelächter. Aus der Lady, die nicht verbrannt werden soll, war die Lady geworden, die sich nicht umdrehen lässt. Eine standhafte, eine eiserne Lady. Herrlich!

Nur: Es war mechanischer Leihhumor. Englische Journalisten berichten, dass Margaret Thatchers Berater größte Mühe hatten, der Lady diesen kessen Spruch und andere Wortspiele schmackhaft zu machen. Sie verstand nie den Witz. Sie hatte einfach keinen Humor. Null. Zero. In England ist das ein schweres gesellschaftliches Vergehen. Dort hat man Humor zu haben, basta. Humorlosigkeit wird allenfalls bei Besuchern aus Deutschland geduldet. Die können ja nichts dafür. 

Also: Kein Humor; Ordnungsliebe; Gesamtkonzept; Tüchtigkeit; Rechthaberei. Mir scheint, dies ist eine erdrückende Indizienkette. Wer so gebaut ist, steht in meinen Augen unter dringendem Deutsch-Verdacht.

Eigentlich ist das ja nichts schlimmes. Das ganze englische Königshaus hat einen deutschen Migrationshintergrund. Im Fall Margaret Thatcher aber ist es
ein schwerwiegender, ja fataler Verdacht. Denn Margaret Thatcher war keine Freundin der Deutschen. Sie fürchtete, dass die Deutschen über die Europäische Union doch noch den Krieg gewinnen würden. Und sie war die schärfste Gegnerin der Wiedervereinigung. Doch auch das bestärkt mich nur in meinem Verdacht. Denn die Deutschen nicht zu mögen, ist ja auch typisch deutsch.

Ja, je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich: Margaret Thatchers Vorfahren müssen aus Deutschland stammen. Offenbar hat noch niemand richtig Ahnenforschung betrieben. Sehr verdächtig.

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