Malte Lehming
In Deutschland weiß die Erinnerung oft gar nicht, wo sie anfangen soll. Muss sie sich chronologisch sortieren oder nach Relevanz? Jedenfalls feiern wir in diesen Tagen: 65 Jahre Kriegsende, fünf Jahre Holocaust-Mahnmal, die Eröffnung der neugestalteten Topographie des Terrors, 25 Jahre Bitburg-Kontroverse und 25 Jahre Weizsäckers 8.-Mai-Rede. Im kommenden Jahr sind es dann 25 Jahre Historikerstreit (Ernst Nolte: „Die Vergangenheit, die nicht vergehen will“) und 15 Jahre Goldhagen-Debatte („willige Vollstrecker“), wiederum zwei Jahre später rufen wir uns den Bubis-Walser- Disput (Auschwitz als „Moralkeule“ versus „geistige Brandstiftung“) ins Gedächtnis zurück. Das Fazit: Wenn es um die NS-Zeit ging, war eigentlich immer viel los im Nachkriegsdeutschland.
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/vergangenheit-die-vergeht/1815864.html