Mit dem Klima-Hype Kohle machen, das wollen nicht nur die Betreiber von Windparks und Solaranlagen. Hersteller von Konsumgütern aller Art kleben ihren Produkten irgendein Etikett auf, das den Verbrauchern vorschwindelt, Mütterlein Erde werde Freudentränen vergießen, wenn man sich ein neues Auto, einen verbrauchsärmeren Kühlschrank oder PC zulegt oder sein Häusle für Unsummen wärmedämmen lässt, bis einem der Schimmel aus den Ohren wächst. Wer sich abends vor der Glotze die Kante gibt, kann dabei ein gutes Gewissen haben; vorausgesetzt, er kauft der Bierbrauerei ihre Geschichte ab, sie tue mit jedem verkauften Kasten Gerstensaft was für die Aufforstung des Regenwaldes…
Die alte Strategie der Wirtschaft, Waren durch neues Design oder technische Pseudoverbesserungen zu entwerten („modisch-technische Obsoleszenz“) und so für frischen Konsum zu sorgen, wird zunehmend durch den ethischen Ablasshandel ersetzt. Zielgruppe sind vor allem die so genannten LOHAS, gut verdienende Leute mit einem „Lifestyle Of Health And Sustainablility“. An sie möchte sich auch ein neues Presserzeugnis namens „Klima-Magazin“ ran fiezen, das heute in Hamburg vorgestellt wurde. Ein vornehmlich aus ehemaligen Bildzeitungs-Journalisten bestehendes Team um den Ex-„Bild“-Vize Uwe Dulias (im Beirat sitzt Ex-„Bild“-Chef Udo Röbel, eine Ikone des ethisch-moralischen Qualitätsjournalismus*) stellte das Heft heute in Hamburg vor. Traurige Tiere gucken den Betrachter von hoch glänzenden Doppelseiten aus an und barmen: „Ich bin der Letzte“.
„Fische können nicht weinen“, jaunert die Headline zu einem Stück über das „Fischsterben“. Ein Autoartikel stellt angebliche Sparschüsseln vor, in froher Hoffnung, es werde Inserate aus der Industrie nur so regnen. Und ein Wohnhaus, dem man per Fotoshop eine warme Mütze aufgesetzt hat, winkt potentiellen Anzeigenkunden mit einem Zaunpfahl so groß wie ein Regenwaldbaum. 100 000 Exemplare von der Ökokitsch-Illu wollen die Macher unter die LOHAS bringen, Copypreis 4,80 €.
Angeblich steht kein Großverlag hinter der Klima. Wäre auch unwahrscheinlich: Der Burda-Verlag hatte ein ähnliches Projekt unter dem Arbeitstitel „Ivy“ bereits in der Testphase gekippt. In den Redaktionen etablierter Blätter hat man längst fest gestellt, dass „grüne“ Themen Kassengift sind - zu sehr haben Apokalyptiker und Volkserzieher den Klimabogen überspannt, zu laut hatte zuletzt das Panikorchester gedröhnt. Da LOHAS zudem eine Spezies ist, die vornehmlich in den Köpfen verstiegener Werbefuzzis herum spukt, darf man Wetten darauf abschließen, wie lange es dauern wird, bis der Letzte das Licht ausmacht im „Klima-Magazin“.
Bitte auch die Fenster ganz fest schließen! Jedes Gramm gespartes CO2 zählt.
*http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/nazi_orgien_und_killer_reporter_und_wieder_mal_zapp/)