Papst Franziskus will offenbar die offizielle katholische Lehre um „Sünden gegen die Umwelt“ erweitern. „Wir denken darüber nach, ökologische Sünden, Sünden gegen unser gemeinsames Haus, in den Katechismus einzuführen“, zitiert die Zeitung „Tagespost“ das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Als Katechismus wird das Handbuch der katholischen Glaubenslehre bezeichnet.
Nach Angaben des Internetportals „domradio.de“ fielen diese Bemerkungen bei einem Treffen der Internationalen Vereinigung für Strafrecht. Die Organisation habe vergangene Woche in Rom ihren 22. Internationalen Kongress veranstaltet. Der Papst habe sich in diesem Rahmen ausführlich zu Umwelt- und Wirtschaftsfragen geäußert. Er habe unter anderem die „Verbrechen der Mächtigen, besonders die Großverbrechen der Unternehmen“ angeprangert. Die wirtschaftlichen Akteure plünderten nicht nur die natürlichen Ressourcen des Planeten aus und verursachten einen „Ökozid“. Sie trieben auch durch Spekulation die Überschuldung von Staaten voran, „ohne Rücksicht auf die Folgen für ganze Volkswirtschaften“. Es handle sich um „Delikte, die die Schwere von Verbrechen gegen die Menschheit haben“.
Papst Franziskus widmet bereits seit seinem Amtsantritt ökologischen Themen viel Aufmerksamkeit. In seiner zweiten Enzyklika „Laudato si‘“ kritisierte er 2015 die gegenwärtige Konsumkultur und Umweltzerstörung. Auch bei der sogenannten „Amazonas-Synode“, die vom 6. bis zum 27. Oktober 2019, stattfand, spielte der Umweltschutz eine wichtige Rolle. Im Oktober veröffentlichte Franziskus auch den Sammelband „Nostra Madre Terra. Una letteratura cristiana della sfida dell'ambiente“ (Unsere Mutter Erde. Ein christlicher Blick auf die ökologische Herausforderung). In dem Buch sind Texte und Predigten des Papstes zum Thema Schöpfung und Menschenwürde versammelt.