Der Beutelsbacher Konsens ist vor allem unter Historikern sehr umstritten. In der Konsequenz führt das dort verankerte ” Überwältigungsverbot” dazu, dass Schüler davon abgehalten werde sollen, dass zum Beispiel die Verbrechen der Kommunistischen Besatzung in der SBZ und späteren “DDR” in einer Gedenkstätten wie z.B. der Leistikowstrase in Potsdam nicht deutlich und schockierend dokumentiert werden dürfen. Die Schüler sollen selbst ihre Schlüsse ziehen und nicht “manipuliert” werden. ( In Auschwitz angewandt, würde das eine mediale Panik auslösen! )—- Der Artikel von Luise Witt könnte einem den Schlaf rauben, zumal man als gelernter “DDR” - Bürger entsprechende Erfahrungen hat. Es bewegt mich aber auch die Frage: Wo ist der studentische Widerstand? Sind unsere Jugendlichen vor allem Schnarchnasen, die sich einlullen lassen ? Es gab Zeiten in diesem unseren Land ( 19. Jhd. ) , wo Studenten die gesellschaftliche Avantgarde bildeten. Leider haben sie sich auch schon beim Umbruch in der “DDR” hinterm Ofen verkrochen….
@C.Brendel Zitat: „Demokratiepädagogik“ Nein, nicht “Demokratiepädagogik”, sondern “Demagogiepädokratie”, bitteschön. Man muss schon bei der Wahrheit bleiben.
@Armin Eisenstein ...Schreibt derjenige, der seine wüsten Behauptungen genauso wenig selbst anhand von Zitaten belegt. Nicht nur im Vergleich zu Ihrem Beitrag und Vorwurf hat der Artikel mehr Substanz, sondern auch in seiner Form. Fangen Sie am besten noch einmal ganz von vorne an.
“Wichtig ist, dass keine Gefühle verletzt werden… Bei Gruppenarbeiten werde ich dort zunächst gefragt, wie ich mich gefühlt habe und wie ich die Ausprägung der sexuellen Rollenbilder empfunden habe.” Sie stellen die Welt von Narzissten dar. Der andere zählt nicht. Er stellt nur das Publikum dar und muss sich daher für dasselbe begeistern, genauso schwingen - sonst stört er. Der Versuch, Dinge zu objektivieren, erfordert eine Anpassung des Individuums (seiner Vorstellungen) an die Sachlage. Das ist ausgeschlossen. Über den - im wahsten Sinne des Wortes - e i g e n e n Tellerrand zu schauen ist ein infames Ansinnen, ein Verrat an der eigenen Vollkommenheit. Was soll es da schon zu entdecken geben? Der Teller ist gut gefüllt und ausreichend abwechslungsreich. Regeln engen ein - das sollen sie auch, aber natürlich nur den anderen: Er wird unterworfen, was diese Personen dann als “Haltung” oder “erziehen” bezeichnen. Unterschiede stellen im Mikrokosmos des Selbstgerechten und Selbstverliebten einen Angriff dar, denn das fordert den Vergleich heraus. Und den könnte man ja verlieren. Das wiederum ist eine Kränkung, denn es stellt die eigene Richtigkeit (und Wichtigkeit) in Frage. Es ist kein Ansporn, keine Erweiterung des Horizonts. Es ist vielmehr der Beginn des Konflikts: Jemand ist oder denkt nicht wie ich, besitzt u. U. mehr Kompetenz. In dieser selbstgestrickten Zwangsjacke existiert daher keine Liberalität, sondern nur Phrasen, die andere wie selbstverständlich annektieren (“Wir”, “zusammen…”). Das ist im Kern ein so asoziales Verhalten, das es jede Gruppe sprengt, denn irgendwann gerät man ja immer in Widerspruch zu anderen - nur können die darauf nicht adäquat reagieren, denn sie fühlen sich dauernd verletzt. Sie meinen, stets richtig und wichtig zu sein. Das ist das erste, was wir ihnen entziehen müssen: unsere Aufmersamkeit, unsere Beachtung und unsere Toleranz für ihren Herrschaftsanspruch über uns. Wir fühlen uns nämlich bedrängt (und vor allem belästigt).
Danke für diesen überaus informativen Einblick, Frau Witt. Danke! Was man als Außenstehender bisher nur geahnt hat, haben Sie nun vollauf bestätigt. Unsere Bildungseinrichtungen verkommen immer mehr zu Indoktrinationsanstalten, deren Insassen nicht etwa zum freien Denken angehalten, sondern zur Gleichschaltung programmiert werden. Gerade im Falle von angehenden Lehrkräften dürfte klar werden, wohin dies führt: Sie geben ihre Programmierung an ihre Schüler weiter. Im Dritten Reich lief es genauso.
Hallo Fräulein Witt, ich bin stolz darauf, dass es überhaupt noch junge Menschen gibt, die, wie Sie, diesem “Einsumpfen” in Kritikunfähigkeit widerstehen konnten. Alle Achtung für Sie! Ich habe in der Schule noch gelernt, gibt es eine These, dann suche die Antethese und bilde daraus eine Synthese - eine erarbeitete Einsicht! Insbesondere bei Aufsätzen fand ich es manchmal blödsinnig zu der gesetzten These eine Antiposition suchen zu müssen - weil ich fand, diese These stellt ein Faktum dar! Als dann später andere Aufsätze vorgelesen wurden, habe ich manches Mal erkennen müssen, ich hatte vorher nichts als eine Meinung. - Später nach dem Studium glaubte ich, einfachere Menschen mit meinem Wissen beglücken zu müssen; ich habe vielfach Bescheidenheit lernen müssen: es gibt viel Möglichkeiten, Dinge zu sehen oftmals selbst technische Dinge zu sehen! Meine Erkenntnis daraus ist diese: nicht was alt ist muss geändert werden sondern das, was falsch ist; es ist einfach zu zerstören und es ist mühselig besseres aufzubauen; eine Bilanz - also eine Gegenrechnung - ist schlicht unverzichtbar! Achgut com hat mich überdies ein wenig gelehrt, auch geschichtliches Wissen - kein oberflächliches - ist mehr als wichtig! Alles Gute Ihnen, Fräulein Witt.
Ich habe in den 80er Jahren an der Pädagogischen Hochschule Dresden Kunsterziehung studiert, alternativ, denn an Archäologie war absolut nicht ranzukommen. Mein Ziel war es, einmal in einem Museum oder in einer Galerie zu arbeiten. Wenn ich lese, wie heute wieder Pädagogikstudenten mit staatlich vorgegebener und allein gültiger Meinung traktiert werden, macht mich das fassungslos. Damals hiess es, “Marxismus/Leninismus ist unser Studienfach Nummer Eins!” Wir waren angehalten, sämtliche schriftliche Arbeiten “vom Standpunkt der Arbeiterklasse aus” abzuliefern. Nach Besuchen in der evangelischen Studentengemeinde wurde ich vor die FDJ Leitung der Sektion zur Befragung zitiert, wie ich als angehende Pädagogin zu “Denen” gehen könne. In der Schule sollten wir die Schüler in der “Politinformation” mit der richtigen “Haltung” zu politischen Ereignissen versorgen. Einmal im Monat war für alle Lehrer “Parteilehrjahr”, ob Mitgleid in der SED oder nicht. Da ich nicht spurte wie gewünscht, war ich in jeder Versammlung “dran”. Die Direktorin der 2. Schule war Unterstufenlehrerin, die Stellvertreterin hatte Pionierleiterin studiert. Nach der Wende brachten sie ihre “Kompetenzen” ganz schnell in eine SPD Bildungskommission ein. Das war Alles unerträglich.Den Beruf habe ich drei Jahre ausgeübt, dann kam zum Glück die Wende und neue Möglichkeiten.
Vielleicht müsste man die Ursachen für diese in der Breite so plötzliche Veränderung gesellschaftlicher Strukturen tiefer untersuchen. Angesichts der großen Anzahl von Menschen mit formal hochwertigen Bildungsabschlüssen auch in den MINT-Fächern stehe ich etwas fassungslos vor diesem kollektiven Wahnsinn, wie er im Beitrag zur Lehrerausbildung beschrieben wird. Irgendwie erinnert es auch an die NS-Zeit und die so rasante Anpassung der allermeisten Deutschen an die ideologischen Vorgaben. Nicht selten haben 150%ige das noch überboten und trieben voller Eifer sogar Vorgesetzte vor sich her, die aus Angst vor einem Karriereende diese Leute gewähren ließen. In der DDR setzten gerade Leute mit braver NS-Vita diesen Weg fort und drangsalierten und quälten Andere meist aus purer Bösartigkeit. Für einige Euro kann man Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches erwerben. Er beschrieb meisterhaft, wie Richter, Physiker oder Eltern pure Angst hatten wegen der kleinsten Dinge. Heutige Vorkommnisse erinnern fatal an dieses Büchlein. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie verzweifelt teilweise heute Journalisten, Lehrer, Studenten oder Polizisten sein müssen, wenn sie ihrem Gewissen folgen wollen und das dumpfe Nachplappern hohler Phrasen ablehnen, oder gar eine begründete, abweichende Meinung zum Ausdruck bringen möchten. Es gab auch in dunklen Zeiten anständige Lehrer, die den Schülern zwischen den Zeilen so manchen klugen Rat mitgaben. Mit der hier beschriebene Lehrerausbildung ist in der Breite Duckmäusertum, die Bereitschaft zum Denunzieren und die Förderung angepasster Dummschwätzer angelegt. Ich hätte nie gedacht, daß es so etwas 2019 in Deutschland geben würde.
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