Schon möglich, dass Sie vom “Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt” noch nie etwas gehört haben. Denn es arbeitet extrem unauffällig, beinah klandestin. Dabei ist das “Bündnis” keine Samisdat-Truppe, sondern eine vor zehn Jahren von den Ministerien des Inneren und der Justiz gegründete Einheit, eine Art Task-Force für besondere Aufgaben.
Nun könnte man meinen, der Kampf gegen Extremismus und Gewalt und für Demokratie und Toleranz gehörten zu den Kernaufgaben der Ministerien des Inneren und der Justiz, so wie Lebensmittelkontrollen zum Kernbereich des Verbraucherschutzministeriums gehören. Dem ist aber offenbar nicht so. Und deswegen hat man den Kampf für Demokratie und Toleranz und gegen Extremismus und Gewalt ausgesourcet und das Bündnis für Demokratie und Toleranz und gegen Extremismus und Gewalt gegründet.
Das arbeitet nun seinerseits wie eine Behörde, die in Fachbereiche eingeteilt ist. Jeder Fachbereich hat einen Leiter. Und der wird, wie in jeder Behörde, ab und zu ausgewechselt, damit er nicht im Sitzen einschläft oder sich beim Kaffeeholen den Tennisarm verrenkt .
Jetzt haben die Fachbereiche Antisemitismus und Extremismus einen neuen Leiter bekommen, was natürlich nicht bedeutet, dass der letzte als Antisemit und Extremist nichts getaugt hat und deswegen ersetzt werden musste. Der neue jedenfalls ist eine rheinische Frohnatur und stellt sich mit den folgenden Sätzen vor:
“Pünktlich zu Beginn des Karnevals (als kulturelles und Menschen verbindendes Fest nicht nur im Rheinland) freue ich mich als gebürtiger Rheinländer sehr, Sie - liebe Leser und Leserinnen - als neuer Leiter der Fachbereiche Extremismus und Antisemitismus des Bündnisses für Demokratie und Toleranz zu begrüßen. Mein Name ist Markus Priesterath.”
Nicht nur die Besetzung der Stelle ist perfekt, auch das Timing könnte besser nicht sein. Pünktlich zu Beginn des Karnevals! Und Aschermittwoch ist alles vorbei. Da wird Markus Priesterath seine Schläfenlocken wieder ablegen, die Ärmelschoner aus der Schublade holen und sich ganz dem Kampf für Demokratie und Toleranz und gegen Extremismus und Gewalt hingeben. Alaaf! Helau! Und weiter im Pogrom!
(Danke für den Hinweis an C. Heni.)